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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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der einen Hand, klammerte ich mich mit der anderen ans Geländer und machte mich an den finalen Aufstieg. Mit hängendem Kopf und wild hämmerndem Herzen kam ich schließlich an und versuchte, erst mal wieder zu Atem zu kommen.
    Dies war eine der Gelegenheiten, wo ich sehnlichst wünschte, im Erdgeschoss zu wohnen und nicht in einer Zwei-Zimmer-Mansarde, ganz zu schweigen davon, dass die Nacht noch lange nicht zu Ende war und ich noch jede Menge erledigen musste -
    »Du solltest öfter mal ins Fitnessstudio gehen.«
    Ich ließ quiekend meine Schlüssel fallen.
    Finn lehnte mit verschränkten Armen neben meiner Haustür. »Sorry, Gen.« Seine Hörner warfen im Mondlicht, das bleich zum Treppenhausfenster hereinfiel, unheimliche Schatten. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich dachte, du hättest längst gemerkt, dass ich da bin.«
    Hätte ich auch, aber ich war immer ein wenig durcheinander, wenn ich auf G-Zav war. Das verdammte Zeug macht einen ganz wirr. Ich schaute ihn an, aber mein Magen flatterte bei seinem Anblick nicht ganz so heftig wie sonst. Ich musste an Hughs Ermahnungen denken, an die Schwierigkeiten, in denen ich steckte, und schließlich war da noch die unwichtige
kleine Tatsache, dass es von Mal zu Mal schwieriger wurde, ihm zu widerstehen.
    »Was willst du?« Ich seufzte. »Finn, ich bin hundemüde.«
    Er runzelte die Stirn. »Du siehst wirklich ein bisschen erhitzt und daneben aus, Gen.«
    Kein Wunder. Die Wirkung des G-Zavs war fast verflogen, und ich konnte spüren, wie sich die Bluthitze in mir regte.
    »Gen.« Er stieß sich von der Wand ab. Sein Gesicht wirkte besorgt. »Ich muss unbedingt mit dir reden.«
    »Finn, ich will nicht mit dir ausgehen, das hab ich …«
    »Es ist was Wichtiges, Gen.« Er bückte sich und hob meinen Schlüsselbund auf. »Ich hab rausgefunden, was die Bäume sagen.«
    Die Bäume? Ach ja, die hatte ich in all der Aufregung ganz vergessen. »Na gut, dann kommst du wohl besser kurz rein«, sagte ich resigniert.
    Er schloss auf und trat zurück, um mir den Vortritt zu lassen. »Nach Ihnen, Mylady.«
    Ich knipste das Licht an und ging zu meiner Küchenzeile. Dabei hob ich automatisch die Hand und brachte die langen Glasperlenketten, die von meiner Deckenlampe hingen, zum Klingen. Ich riss den Kühlschrank auf und angelte die Wodkaflasche aus dem Tiefkühlfach. Ich war schon dabei, mir einen kräftigen Schluck einzuschenken, als mir mein Gast wieder einfiel. »Drink, Finn?« Ich wandte mich zu ihm um.
    Finn schaute sich interessiert in meinem Wohnzimmer um. Ich folgte seinem Blick: der Kissenberg in einer Ecke, davor auf dem Teppich ein paar von Katies Klatschzeitschriften, mein Computer, ebenfalls auf dem Boden, umgeben von einem Berg von Post und Werbesendungen – alles wie immer. Nicht dass ich etwas anderes erwartet hätte: Der Zustand meiner Wohnung verriet unmissverständlich, dass hier keine Hauselfe den Besen schwang …
    Was mich an Geschenke und Verpflichtungen und an viel zu
viel Hauselfenmagie erinnerte … Ich blickte Finn mit einem misstrauischen Stirnrunzeln an.
    »Ist ja toll, hier, Gen.« Er wies grinsend auf die hohen, dunkel gebeizten Deckenbalken. »Erinnert mich an einen Winterwald: schwarze, unbelaubte Bäume vor weißem Schnee.« Auch er hob den Arm und brachte die langen Bernstein-, Gold- und Kupfertropfen zum Klingen. Sie warfen kaleidoskopische Schatten auf die weiß gestrichenen Wände. »Wenn die Sonne funkelnd durch die kahlen Äste scheint.«
    »Finn, du bist doch sicher nicht hergekommen, um meine Wohnung zu besichtigen«, erinnerte ich ihn. Meine vagen Zweifel verdichteten sich. »Also, was ist jetzt mit den Bäumen?«
    Er grinste. »Hey, ich mag deine Wohnung, ich finde sie cool …«
    »Okay!« Aus Misstrauen wurde wütende Gewissheit. »Jetzt, da du sie gesehen hast, kannst du wieder verschwinden.« Ich schenkte mir eine großzügige Portion Wodka ein und trank mein Glas in einem Zug leer. Eine eisige Kühle breitete sich angenehm in meinem Magen aus. »Ich will ins Bett.«
    »Ach, Gen, jetzt sei doch nicht so …«
    Ich stellte mein Glas mit einem Knall ab. »O doch! Du hast mich heute ganz schön an der Nase herumgeführt, stimmt’s?« Ich stakste wütend auf ihn zu. »Wenn du wissen wolltest, wie viel Magie ich absorbieren kann, dann hättest du einfach fragen können, oder? Aber nein, so was fällt dir nicht ein! Du machst stattdessen Experimente mit mir!« Ich schlug mit der flachen Hand auf seine Heldenbrust. »Die

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