Suesser Als Blut
kratzten an meinem Hinterkopf. Fast vergessene Schmerzen regten sich wieder. Das ist nicht real, unmöglich .
»Nein«, flüsterte ich und schlug meine Augen auf.
Die Gefühle verließen mich, und zurück blieb eine schmerzliche Leere.
»Ah. Dann ist es also wahr. Sie ist nicht mehr hier.« Er gab mir einen traurigen Kuss auf die Stirn. »Rosa konnte mir nie widerstehen.«
Auch ich wurde von einem tiefen Kummer überwältigt; dicke Tränen kullerten über meine Wangen.
Er beugte sich vor, leckte zärtlich meine Tränen ab. »Das sind Juwelen, die darf man nicht verschwenden.«
Er drückte seine Lippen sanft auf meinen Mund, und mein Herz machte einen Satz. Seine Zunge schob sich zwischen meine Lippen, streifte meine Fangzähne, drang tiefer. Er trank mich wie ein Verdurstender, als wäre ich ein Festmahl, ein Bankett für ihn ganz allein. Ich hieß ihn willkommen, verschlang ihn hungrig, fühlte ihn erbeben, spürte das wilde Hämmern
seines Herzens. Er drückte mich an sich, und ich spürte, wie hart er war, spürte es mit jäh aufflammender Sehnsucht …
Er brach den Kuss ab, und ich stieß ein unfreiwilliges Wimmern aus. Mit Augen, in denen kleine Flämmchen loderten, starrte er mich an. »Du sollst diesen Körper nicht behalten.« Er senkte den Kopf. »Er soll nicht ohne ihre Seele existieren.«
Seine Worte trafen mich wie ein Faustschlag, erschütterten mich bis in die Grundfesten. Er wollte mich töten. Einfach so, ohne Diskussion. Ohne Alternative. Ohne einen letzten Anruf, ein Abschiedswort an einen Freund.
Tot.
Aber konnte er mich überhaupt töten? Unmöglich. Ich war eine Sidhe, viel zu verlockend für einen Vampir. Ein Blutsauger musste schon verrückt sein, um auf einen Hauptgewinn wie mich einfach zu verzichten.
Aber ich war keine Sidhe, wenigstens jetzt nicht. Jetzt war ich nur ein Vampir, einer unter vielen. Verdammt! Wie dumm konnte man sein? Ich hatte mich nicht nur auf den Schutz der Hexen verlassen, sondern auch auf das, was ich war, auf meine Identität, die, wie ich meinte, mir immer Schutz bieten würde.
Pustekuchen.
Ich wollte nicht sterben.
Malik packte mich bei den Haaren. »Für dich, Rosa, für deine Liebe.« Seine leise Stimme umfing mich, fesselte mich mit zarten Ketten. Sein Mund zeichnete die Linie meines Kinns nach, weiche Lippen strichen zart über meinen Hals, sein Atem kühlte meine erhitzte Haut …
Ich würde nicht zulassen, dass er mich tötete.
Seine Fangzähne bohrten sich in meinen Hals.
Er begann sanft, ja, zärtlich zu saugen. Eine träge Erregung keimte in mir auf, lähmte mich. Sein Mund wurde fordernder, sein Saugen gieriger. Lustschauer durchrieselten mich, es war herrlich … Schatten tanzten über mein Sehfeld, ferne, halb
sichtbare Farben. Mein Lebenswille ließ nach … Er würde mich töten … seinen würzig-exotischen Duft in meine Lunge, seine wunderschönen Lippen, die meinen Lebenssaft tranken, am Hals … was für eine herrliche Art zu sterben .
Aber ich wollte leben.
Ich zwang mich, meine Hände von ihm zu lösen, tastete zittrig nach der Wand in meinem Rücken. Ich ließ mich nach vorn sacken, ließ mich von seinen starken Armen auffangen. Langsam, ganz langsam, tastete ich nach meinem Messer.
Konnte ich es tun?
Ich wartete, bis ich spürte, dass er kurz vor dem Höhepunkt stand.
Dann stach ich aufschluchzend zu, stach ihm mein Messer in die Brust. Sein Mund an meinem Hals zuckte konvulsiv. Mit einem lauten Aufschrei rammte ich das Messer tiefer in seinen Leib. Sein Kopf fuhr hoch, mit weit aufgerissenen, entsetzten Augen starrte er mich an, der Mund blutverschmiert, das Gesicht schmerzverzerrt.
Ich fuhr mir mit der Hand an den Hals, stolperte einen Schritt zurück, die Augen wie gebannt auf ihn gerichtet.
Er fiel auf die Knie, breitete die Arme aus und rief mich, nicht mit seiner Stimme, sondern mit seinem Blut.
Blut von meinem Blut.
Ich war wie erstarrt, konnte mich einen Augenblick lang nicht rühren. Mein Blut sickerte dick zwischen meinen Fingern hervor und brachte mich wieder zur Besinnung. Mit geballten Fäusten wich ich einen weiteren Schritt zurück. Da stieß ich mit den Fersen an etwas und geriet ins Stolpern. Mit rudernden Armen fiel ich hin, landete auf Händen und Knien. Und starrte den reglosen Gazza an.
Er riss die Augen auf und schaute mich wie ein erschrecktes Kaninchen an, würgte ein entsetztes Quieken hervor.
»Rosa …« Es klang wie Steine, die über Glas kratzen.
Ich schluckte meine Angst hinunter, meinen
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