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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Drang davonzurennen.
So konnte ich Gazza unmöglich zurücklassen, in Reichweite eines schwer verwundeten Vampirs.
    Ich streckte ihm meine Hand hin, aber er schlug sie fort, robbte von mir weg, zog sich dabei die Hose hoch.
    Hinter mir erklang ein gequältes Ächzen, und ich musste mich zwingen, mich nicht umzuschauen, zu Malik hinzurennen. Sein Ruf rauschte noch immer durch meine Adern.
    Ich kroch hinter Gazza her, und der bewegte sich stöhnend weiter, holte mit der Faust aus. Ich wich seinem Hieb aus und packte sein Handgelenk. »Sei still«, zischte ich und benutzte die Berührung, um den Befehl direkt in sein Gehirn zu senden. Er erstarrte, zitternd vor Angst.
    »Ein hübscher Trick, mich so zu hintergehen.«
    Maliks Atem strich über meine Wange, und ich zuckte zusammen, obwohl ich wusste, dass es nur Mesmer , dass er mir nicht wirklich so nahe war. »Du und deine Tricks …«
    Es ist nur Mesmer.
    » Mach, dass du nach Hause kommst!«, befahl ich Gazza und ließ ihn abrupt los. »Renn!«
    Gazza rappelte sich taumelnd auf die Füße und stolperte trunken davon.
    Ich wandte mich mit klopfendem Herzen um, sprungbereit, wachsam.
    Malik lehnte zusammengesunken an der Wand. Der Perlmuttgriff meines Messers ragte anklagend aus seiner Brust.
    »S-S-S-Silber, Rosa«, zischte er, ein Vorwurf, der mich versengte wie heißes Öl.
    Ich starrte ihn einen Moment lang an, untröstlich, zerschmettert … dann zwang ich mich dazu zu fliehen.

18. K apitel
    I ch floh mit Vampirgeschwindigkeit, angetrieben vom langsam heraufdämmernden Morgen, der die Dunkelheit verjagte. Meine Füße flogen übers Straßenpflaster, sprangen über Barrieren, bogen um Ecken, Gebäude sausten verschwommen an mir vorbei, der frühmorgendliche Verkehr summte wie von fern in meinen Ohren, Passanten, halb wahrgenommen, stumm, unbeachtet, eilten an mir vorbei.
    Wie Gazza, so rannte auch ich nach Hause.
    Hatte ich Malik tödlich verwundet? Mein Messer war aus Silber, und ich hatte auf sein Herz gezielt, aber hatte ich es auch getroffen? Ich rannte und rannte, zählte die bekannten Gebäude, die mir verrieten, dass ich mein Ziel fast erreicht hatte: die Law Courts zu meiner Rechten und Somerset House zu meiner Linken. Aber ich hatte ihn nicht sterben gespürt – weiter die Strand entlang, jetzt abbiegen, Covent Garden – nicht wie beim letzten Mal, als ich einen Vampir tötete -, ich flog an der St. Paul’s Cathedral vorbei, über den Apfelmarkt, ein kleines, hoffnungsvolles Flattern in der Brust. Warum dies so war, wollte ich lieber nicht genauer wissen.
    Dann war ich im Garten der Kirche angekommen und sprang auf die Leiter zu, umklammerte die kalten Metallsprossen. Ganz auf den Aufstieg konzentriert, setzte ich Fuß über Fuß. Ich musste unbedingt das obere Ende erreichen, bevor die Sonne am Horizont auftauchte und den Zauber rückgängig machte. Mich verbrannte. Auf halbem Weg nach oben begann mein Herz zu stottern und hörte auf zu schlagen. Ich blieb stehen, die Stirn an die Leiter gedrückt. Es war ein langer Weg
nach unten, fast zehn Meter, und ich durfte keinen Absturz riskieren, durfte nicht riskieren, dass man mich fand. Ich machte die Augen zu, versuchte, mein Herz zum Schlagen zu zwingen. Es musste schlagen, sonst würde ich meine Wohnung, meine Zuflucht nicht erreichen. Schwach und stolpernd begann es wieder zu schlagen. Ich löste eine Hand von der Sprosse. Den Blick fest auf die Ziegelwand gerichtet, kletterte ich weiter.
    Die Wand verschwand.
    Ich wurde von einem jähen Schwindel gepackt und klammerte mich panisch an der Leiter fest. Mein Blick huschte konfus über den Kies, der sich vor mir ausbreitete. Es roch nach Rosmarin und Lavendel und Zitronenmelisse.
    Da erkannte ich, dass ich oben angekommen war: Dies war mein Dachgarten.
    Ich krabbelte über den Sims. Die Kiesel bohrten sich schmerzhaft in meine Handflächen und Knie. Dann brach ich zusammen, zu erschöpft, um weiterzukriechen. Eine zitronengelbe Raupe mit schwarzen Punkten kroch mit akkordeonartigen Bewegungen an meinen Fingerspitzen vorbei.
    Schritte näherten sich knirschend über den Kies.
    Mein Herz hörte zu schlagen auf.
    Ich hob den Kopf und starrte mit halb geschlossenen Lidern nach Osten, wo die Sonne bleiche Finger über den Horizont streckte. Ein Schatten fiel über mich, groß und breit, und während er sich über mich senkte, streckte die Sonne ihren Arm nach mir aus und versengte mich.
     
    Es roch nach Gardenien. Ich war beim Spielen auf dem Teppich meines

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