Suesser Als Blut
für mich vor?«
Toni schüttelte den Kopf.
Ich streckte Hannah meine Hand hin. Ihre war warm – definitiv eine menschliche Hand also. »Zu meinem Büro geht’s hier entlang. Möchten Sie Tee, Kaffee oder ein Glas Wasser?«
Sie schenkte mir ein seltsames, belustigtes Lächeln. »Nein danke.«
21. K apitel
M ein Büro war eine perfekte Kopie der Rezeption: sandfarbener Teppichboden, dezente, helle Farben, helle Holzmöbel. Ich hielt Hannah Ashby die Tür auf. Dabei roch ich ihr Parfüm. Auch das kam mir irgendwie bekannt vor.
Sie schaute sich kurz um und setzte sich dann, die Beine nebeneinander, trotz ihres kerzengeraden Rückens scheinbar vollkommen entspannt hin.
Ich nahm hinter meinem Schreibtisch Platz und griff nach Block und Bleistift. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Ms Ashby?«
Sie musterte mich gelassen, aber mit einem derart intensiven Ausdruck in den dunkelbraunen Augen, dass ich mir unwillkürlich vorkam wie ein aufgespießter Käfer unter dem Mikroskop.
Ich klopfte irritiert mit dem Stift auf meinen Block. »Nun, Ms Ashby?«
»Verzeihen Sie mir, aber Sie haben ein unglaublich faszinierendes Gesicht.« Sie lachte, ein warmes, leises Lachen. »Um die Wahrheit zu sagen, Ms Taylor, ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Oder darf ich Sie Genevieve nennen?«
Meine Augen wurden schmal. »Ich behandle magische Probleme, Ms Ashby. Sie sind weder eine Hexe noch eine Fee oder etwas Ähnliches, ich kann mir also nicht vorstellen, wie Sie mir helfen könnten.«
»Verständlich.« Sie lächelte strahlend. »Aber ich bin trotzdem hier, um Ihnen zu helfen. Ich bin hier, um Ihnen eine Einladung zu überbringen.«
»Eine Einladung?«
»Warten Sie, ich zeige sie Ihnen.« Sie nahm aus ihrer Handtasche einen kleinen schwarzen Samtbeutel heraus. Sie öffnete ihn und schüttete den Inhalt auf meinen Schreibtisch, wo er mit einem leisen, metallischen Klang landete: ein silbernes Rechteck, so groß wie eine Spielkarte. Sie schob es mit einem sorgfältig lackierten Fingernagel zu mir hin. »Ihre Einladung, Genevieve.«
Die »Einladung« blinkte in der Sonne, die hinter mir zum Fenster hereinschien. Ich hatte noch nie so eine gesehen, wusste aber sofort, um was es sich handelte.
Ein VIP-Ausweis für das Blue Heart.
Und das Blue Heart gehörte dem Earl.
Ich lehnte mich zurück. »Nein danke. Kein Interesse.«
Hannah nickte verständnisvoll. »Mit dieser Einladung genießen Sie nicht nur die Gastfreundschaft desjenigen, von dem sie stammt, sie stehen auch unter seinem – oder ihrem – persönlichen Schutz«, erklärte sie in geschäftsmäßigem Ton. »Und falls Sie nicht wissen sollten, was genau dies bedeutet, bin ich gerne bereit, es Ihnen zu erläutern.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht nötig.« Es bedeutete, dass meine Sicherheit garantiert war so wie im Bloody Shamrock. Aber es bedeutete nicht, dass es nicht zu Duellen und Scharmützeln kommen würde. Und das Blue Heart wurde von weit mehr Vampiren frequentiert, als das Bloody Shamrock.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte sie: »Falls Sie sich während Ihres Besuchs Sorgen um Ihre Sicherheit machen« – sie legte den Samtbeutel neben die Einladung -, »brauchen Sie dem betreffenden Vampir lediglich diese Einladung zu zeigen, und er wird … abgeschreckt .«
Ich schnaubte und schaute mir die Einladung genauer an. In der Mitte saß ein schwarzer Edelstein. »Die wird sie kaum abschrecken , wenn sie sich im Blutrausch befinden und nicht mehr denken können.«
»In diesem Fall« – sie strich ihr Kleid glatt – »besitzt diese Einladung eine recht praktische Wirkung. Sie ist aus reinem Silber. Sollten Sie also in eine derart unglückliche Situation geraten, drücken Sie die Einladung einfach auf ein Stück nackter Haut des Vampirs. Sie würden staunen, was für verblüffende Erfolge man damit erzielt.«
Ich lachte, ich konnte nicht anders. »Kann ich mir vorstellen.«
Hannah lachte ebenfalls leise in sich hinein.
»Ein teures Stück also.« Ich nahm die Einladung vorsichtig an den Kanten und schaute sie mir genauer an. Das leichte Brennen, das von meiner Silberallergie stammte, beachtete ich nicht. »Also, warum ist der Earl so scharf darauf, dass ich ihm einen Besuch abstatte?«
»Diese Einladung stammt nicht vom Earl«, sagte sie mit einem Hauch von Verachtung.
»Ach nein?«
Sie öffnete abermals ihre Handtasche und holte ein zweites schwarzes Samtsäckchen hervor, das sie ebenfalls auf meinem Schreibtisch ausleerte. »Sie sind
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