Suesser Als Blut
Ermäßigung auf den Eintrittspreis und die Geschenkartikel.« Debbie strahlte begeistert. »Und wenn Sie genug Punkte gesammelt haben, haben Sie das Recht auf ein Date mit einem Vampir Ihrer Wahl. Ich würde diesen Franzosen nehmen, der neu hier ist. Der ist echt cool, Pferdeschwanz mit Samtschleife und dazu trägt er diese unglaublich tollen altmodischen Samtjacken …«
»Toll, aber ich frage mich …«, versuchte ich, sie zu unterbrechen.
Aber Debbie war nicht mehr zu bremsen. »Ich kann Sie jetzt gleich aufnehmen, wenn Sie wollen«, plapperte sie mit dem manischen Gesichtsausdruck eines Missionars, der auf Seelenfang ist. »Sie kriegen einen Plastikausweis. Man muss bloß ein paar Fragen beantworten, ist ganz einfach …«
Mehr um sie zum Schweigen zu bringen, als aus irgendeinem anderen Grund, zückte ich die Einladung des Earls.
Ihr Mund stand einen Augenblick lang still, aber sie fing sich rasch wieder. »Wow! Mann! Die ist ja aus Silber . Mit einem Edelstein !« Sie schaute sich die Karte genauer an. »Die hab ich noch nie gesehen. Von wem ist die?«
Ich musste selbst erst hinschauen. Schwarzer Stein. Mist. Also nicht die vom Earl.
»Malik al-Khan.« Kaum hatte ich seinen Namen ausgesprochen, strich etwas wie Seide über meine Haut und ließ meinen Puls hochschnellen. Kacke. Hätte ich doch bloß meinen Mund gehalten.
»Ach, den kenne ich! Mann, der ist total süß, aber beängstigend, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Sie trank den Cocktail mit einem letzten riesigen Schluck aus.
Eine Bewegung erregte meine Aufmerksamkeit. Fliederlocke winkte jemandem mit den Fingern zu.
Da Debbie einen Moment lang in Gedanken versunken zu sein schien, ergriff ich die günstige Gelegenheit, auch mal ein Wort einzuwerfen. »Wie lange arbeiten Sie schon hier, Debbie?«
»Seit vier Monaten.«
»Dann kennen Sie wohl alle, die hier arbeiten …«
»Mein Gott! Sind Sie’s wirklich?« Sie presste aufgeregt die Hände zusammen. » Wahnsinn ! Ihre Augen sind echt, keine Linsen – ich dachte zuerst, Sie sind’ne Fälschung.« Sie verzog verächtlich ihre kirschroten Lippen. »Die machen das, um Aufmerksamkeit zu erregen, aber die Vamps kennen natürlich den Unterschied. Aber Ihre Augen sind echt, stimmt’s?«
»Soweit ich weiß, ja.« Endlich sah ich eine Möglichkeit, sozusagen den Fuß in die Tür zu kriegen. Stirnrunzelnd sagte ich: »Hey, was ist mit dieser Freundin von Mr. Oktober? Die war doch auch eine Fälschung, oder?«
Sie schaute mich verdattert an. »Melissa? Nein, sie …« Sie unterbrach sich, und ihre Miene wirkte auf einmal verschlossen. »Wir sollen nicht über sie reden, nur sagen, wie tragisch das alles ist. Aber« – sie warf einen Blick nach hinten – »das ist eine komische Sache. Ich meine, sie waren zusammen, sie und Mr. O, aber, verstehen Sie mich recht, er ist echt süß und so, aber er ist schließlich ein sehr junger Vampir, und Mel hatte Ambitionen. Sie hat ständig damit geprahlt, und dann, kurz bevor das geschah, hat sie plötzlich gar nichts mehr gesagt, hat immer nur so geschaut, wie die Katze mit dem Sahnebart.«
»Sie glauben also nicht, dass Mr. O sie getötet hat?«
»Doch, doch« – Debbie nickte -, »aus Eifersucht. Das behaupten alle. Ich meine, alle waren hinter ihr her«, sagte sie neidisch. »Der Earl, diese irischen Brüder, Louis, das ist dieser französische Vampir, der mir so gut gefällt, Malik, der gefährliche …« Sie zählte die Namen an ihren Fingern ab. »Sogar Albie war scharf auf sie, dabei ist er schwul. Albie, das ist der dort drüben.«
Ein Vampir in der männlichen Version von Debbies Uniform stand vor Fliederlocke und hielt ihre Hand. Er war es offenbar gewesen, dem sie so neckisch zugewinkt hatte. Fliederlocke sah aus, als wäre sie eine ebensolche Plaudertasche wie Debbie. Was gut war, denn Albie schien nicht gerade der gesprächige Typ zu sein. Auch er kam mir – o Wunder – bekannt vor: Es war Mister Juni, ein weiteres Mitglied der Sucker-Town-Fang-Gang.
Ob seine Uniform noch immer kratzte?
Ein Trompeter erhob sich und blies eine schmetternde Fanfare.
»Und da war noch was mit Mel«, flüsterte Debbie in der nun
eintretenden Stille. »Sie schien einfach zu verschwinden, sich in Luft aufzulösen, keiner konnte sie finden. Hinterher tat sie so, als ob sie die ganze Zeit da gewesen wäre. Ich hab einmal sogar richtig Gänsehaut gekriegt.« Sie verschränkte die Arme. »Sie hat mir was gesagt, das ich getan hab, und ich hatte gedacht, dass
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