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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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mich niemand dabei beobachtet hat.«
    Bevor ich sie fragen konnte, was das gewesen war, brachen die Oldies abermals in begeisterten Applaus aus und kamen dann wie eine Knüpplerhorde auf uns zugestürmt.
    Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Albie Fliederlockes Hand losließ und direkt zu Debbie hinstarrte. Mein Herz machte einen Satz, und als ich mich zu ihr umschaute, konnte ich gerade noch sehen, wie ihr Gesicht diesen leeren Ausdruck annahm, den Gesichter annehmen, wenn den Menschen eine Gedankenfessel angelegt worden ist.
    Kacke.
    Sie packte mich am Arm und fletschte grinsend ihre falschen Fangzähne. »Pause. Sturm aufs kalte Büffet.« Da ich ihr nicht wehtun wollte, ließ ich mich von ihr hinter den Tisch ziehen. »Sie verschwinden lieber, bevor Sie noch überrannt werden.« Sie schubste mich auf den Notausgang zu. »Gehen Sie hier raus, das ist eine Abkürzung.«
    Abkürzung wohin?
    Ich schaute mich nach Albie um, dessen Blick noch immer wie festgewachsen an Debbie hing. Sein Gesicht war bleich vor Anstrengung.
    Debbie grinste so breit, dass einem der Anblick förmlich wehtat. Sie gab mir einen ungeduldigen Schubs. »Gehen Sie. Gehen Sie schon.«
    Verdammt. Es konnte ihrem Geist ernsthaften Schaden zufügen, wenn ich nicht tat, was von mir erwartet wurde. Ich holte tief Luft und drückte die Metallstange herunter, auf der stand: nur im Notfall öffnen.

26. K apitel
    D ie schwere Tür fiel donnernd hinter mir ins Schloss. Ich stand auf einem nackten, von Neonröhren beleuchteten Korridor. Das und die Tatsache, dass hier anstelle eines dicken, luxuriösen Teppichs pflegeleichtes Linoleum verlegt war, verrieten mir, dass ich mich im Personaltrakt befand. Kahle weiße Wände, ein Putzkämmerchen und ein Büro, dessen Tür offen stand, in dem sich aber derzeit niemand befand, bestärkten diesen Eindruck. Am anderen Ende des Gangs befand sich ein zweiter Notausgang.
    Mir stand nur noch ein Weg offen.
    Über einer Flügeltür hing ein großes Schild mit der verschnörkelten Aufschrift Le Théâtre du Grand-Guignol . Die Zwillingsmaske von Komödie und Tragödie sah aus wie die erstarrten Gesichter längst ausgestorbener Riesen. Über Tragödies dick mit Blattsilber zugekleistertes Gesicht rann eine einzelne blutrote Träne von der Größe eines Hühnereis, und Komödie bleckte lachend übergroße silberne Fangzähne. Es wirkte eher aus- als einladend, doch ließ es keinen Zweifel, welche Art von Entertainment den Besucher hinter dieser Tür erwartete.
    Auf der Website des Blue Heart hatte es geheißen, dass das Theater nur samstags und nur für VIP-Mitglieder zugänglich sei – man hatte mich offenbar befördert -, aber es kam mir seltsam vor, dass sich jemand so viel Mühe mit einem Eingang gemacht hatte, den, so wie die Dinge lagen, nur das Personal zu sehen bekam.
    Mit einem unguten Gefühl im Magen zog ich einen Flügel der wuchtigen Tür auf.

    Leise, unheimliche Musik kam mir aus dem düsteren Saal entgegen. Es roch metallisch nach frischem Blut. Fünf oder sechs Tischreihen umgürteten die Bühne in größer werdenden Halbkreisen. Sämtliche Tische waren besetzt, aber niemand drehte sich bei meinem Eintreten um. Aller Augen waren gebannt auf die Bühne gerichtet. Dort hatte man einen täuschend echten, verwahrlosten alten Friedhof aufgebaut. Was immer das für ein Stück war – und ein Gefühl sagte mir, dass ich nicht dreimal raten müsste, um es herauszukriegen. Es kopierte eher die alten Schwarz-weiß-Horrorfilme als die weniger romantische Realität eines modernen Vampirlebens.
    Ich schaute mich um, konnte aber keinerlei Magie entdecken. Nicht dass mir das viel ausgemacht hätte, aber ich begann zu glauben, dass der Earl von meinen Untersuchungsergebnissen enttäuscht sein würde.
    »Nur hereinspaziert, kleine Sidhe«, schnurrte eine bekannte Stimme.
    Rio.
    Kalter Trockeneisnebel kroch über den Bühnenfriedhof, schlängelte sich um die efeubewachsenen Grabsteine und kroch zum Publikum hinab, ringelte sich dort um Füße wie eine Versammlung unheilvoller Gespenster.
    Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und schaute Rio an, deren kurzes Kraushaar mir blassblau aus der Düsternis entgegenleuchtete. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, um mich hierherzulocken. Ich konnte nur hoffen, dass es ihr dabei um Melissa ging und nicht um ihren Appetit auf Sidhe -Blut. Aber vielleicht schnappte sie ja einfach nur nach dem Köder des Earls.
    »Herzlich willkommen im House of Hammer , wo selbst die tapfersten Herzen

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