Sueßer als der Duft der Rosen
heißt du denn, mein Freund?"
Der Kleine richtete sich zu voller Größe auf. "Paul Carter Cogswell Maguire der Dritte, Sir."
"Das ist ein ganz schön langer Name."
"Es ist der vo n meinem Vater, nur dass er der Zweite ist. Er wohnt nicht mehr bei uns, aber ich kann unseren ganzen Namen buchstabieren. P... A ... U ..."
"Weißt du was, Paul Carter Cogswell Maguire der Dritte?
Möchtest du mir helfen, dieser netten Lady zu zeigen, wie man einen Drachen steigen lässt?"
"Ich ... weiß nicht, ob ich das kann."
Curt strich ihm über den Kopf. "Klar kannst du es." Er holte den rotgelben Drachen, überprüfte die Verstrebung und die Länge der Verbindungsschnüre und gab ihn Katie.
"Sieht stabil aus ", verkündete er. "Katie, ich möchte, dass Sie mit dem Drachen etwa fünfzehn Meter in diese Richtung gehen." Er zeigte zur Landseite des Strands. "Halten Sie ihn hoch, und wenn Sie merken, dass ich an der Schnur ziehe, lassen Sie ihn los."
"Sie meinen, ich muss nicht wie Paul über den Strand rennen?"
"Nicht bei diesem Wind." Als wollte sie seine Worte unterstreichen, blies die Brise ihm eine Locke in die Stirn und ließ ihn hinreißend unschuldig und unbeschwert aussehen.
"Aber ich darf ihn halten", sagte Paul.
"Natürlich, Junge, sobald ich ihn für dich oben habe."
Kathryn ging mit dem Drachen davon. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Curt und der Junge die Köpfe zusammensteckten und ein ernstes Männergespräch führten. Der Anblick ging ihr ans Herz, und ein Windstoß vom Meer ließ ihre Augen feucht werden. Curt wäre ein wundervoller Vater. Trotz der
Verantwortung für ein Weltunternehmen und des Reichtums, in dem er lebte, konnte er auch an einfachen Dingen Spaß haben und sich in einen kleinen Jungen hineinversetzen. ' Sie fragte sich, ob auch sie diese Unbeschwertheit wieder lernen konnte ...
mit dem richtigen Lehrer.
"Sind Sie bereit?" rief Curt.
"Ja!"
"Gut!"
Als er an der Schnur zog, ließ sie den Drachen los. Er stieg ein paar Meter in die Luft, kippte ab, schwebte dicht über dem Sand, und stieg rasant in die Höhe, als die Brise ihn erfasste.
Curt gab ihm mehr Schnur, und er sauste nach oben und wurde immer kleiner, bis sein Rot und Gelb zu einem leuchtenden Orange verschmolz.
"Ich möchte ihn halten!" rief Paul. "Ich möchte ihn halten!"
"Hier, mein Junge, aber pack fest zu. Wir wollen doch nicht, dass er uns entwischt."
Kathryn ging zu den beiden, die aussahen wie ein erfahrener Meister und sein eifriger Lehrling. Curt stand dicht neben dem Jungen, bis Paul ungeduldig wurde. "Ich will laufen", erklärte er.
"Gleich, Paul. Erst einmal ist Katie an der Reihe", erwiderte Curt. "Einverstanden?"
Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag protestierte sie nicht, als Curt sie Katie nannte. Widerwillig gab der Junge ihr die Schnur, und Kathryn war erstaunt, wieviel Kraft es kostete, den Drachen zu halten. Zugleich spürte sie Curts Nähe intensiver als je zuvor. Seine Hand lag um ihre, sein Arm berührte ihre Schulter, sein Schenkel streifte ihren. Der Duft seines Aftershaves verband sich mit dem des Meeres zu einem berauschenden Geruch.
Als er den Arm um ihre Taille legte, hielt sie den Atem an.
Seine Lippen glitten über ihren Hals, und das Verlangen wurde in ihr so groß, dass sie sich unwillkürlich an ihn lehnte, um mehr von seiner Wärme zu fühlen.
Sie sah zum Drachen hinauf, dem nur die dünne, fast
unsichtbare Schnur die Freiheit raubte, und auch sie war versucht, sich aus den immer lockerer werdenden Fesseln der Vernunft zu lösen und sich dem Verlangen hinzugeben, das Curt in ihr auslöste. Aber so, wie der Drachen ohne die Verbindung zur Erde abstürzen würde, so würde auch sie sich ein gebrochenes Herz und Einsamkeit einhandeln, wenn sie den Kontakt zur Realität verlor.
"Curt", flüsterte sie heiser und räusperte sich nervös. "Es wird spät. Wir sollten Paul zu seiner Mutter bringen."
"Sie scheint ihn nicht sehr zu vermissen."
"Ich weiß." Kathryn schob Curts Arm von ihrer Taille und löste sich von ihm. Sie fröstelte, als hätte sie sich bereits an seine Wärme gewöhnt. "Außerdem wird es kühl. Wir sollten aufbrechen, ja?"
"Ich muss den Drachen einholen." Er sah ihr in die Augen, und sie nahm in seinen dasselbe Verlangen wahr, das sie eben durchströmt hatte. Ein Verlangen, gegen das sie sich verzweifelt wehrte. "Warten Sie auf mich?"
Sie nickte stumm. Wäre sie vernünftig, würde sie mit der nächsten Linienmaschine nach Hause fliegen oder ein langes Bad im
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