Sueßer als der Duft der Rosen
hatte nicht über geschäftliche Dinge reden wollen, denn das war ein Thema, das jeder Verführer unbedingt vermeiden sollte. Aber Kathryns Interesse schmeichelte ihm.
"Und Sie? Fühlen Sie sich bei Weston wohl?"
"Meistens. Die Anwälte sind fair zu ihren Mitarbeitern, und meine Kollegen sind nett." Sie nahm das Glas entgegen, trank aber nicht sofort. "Die Arbeit wird mir noch mehr Spaß machen, wenn ich selbst die Anwaltsprüfung abgelegt habe."
"Sind Sie so ehrgeizig?"
"Ich glaube, es ist weniger Ehrgeiz als der Wunsch, unabhängig zu sein."
"Unabhängig", wiederholte er. "Nicht gerade das, was ein Mann von einer Frau hören will."
"Sie mögen keine Frauen, die auf eigenen Beinen stehen?"
"Ich habe nichts gegen berufstätige Frauen, aber ..." Warum war er bei Kathryn nicht annähernd so selbstsicher wie bei anderen Frauen?
Was konnte er sagen? Er konnte sie schlecht fragen, wie wichtig ihr Ehe und Familie waren.
"Wie wäre es mit einem Spaziergang am Strand?" schlug er vor und stand auf.
"Sollen wir den Korb ins Hotel bringen?"
"Dies ist ein Privatstrand. Sie holen ihn selbst."
"Der Hoteldirektor scheint Sie gut zu kennen."
"Ich spiele hier hin und wieder Golf."
Hin und wieder? dachte Kathryn. Die beiden Männer waren sehr freundlich zueinander gewesen, und der Direktor hatte Curt äußerst respektvoll behandelt. Bestimmt sahen sie sich weitaus öfter als nur hin und wieder. "Ja, ich sehe schon, Sie haben es nicht leicht. Das Leben eines Großunternehmers ist wirklich hart und anstrengend."
Er setzte eine unschuldsvolle Miene auf.
Lächelnd stand Kathryn auf und klopfte sich den Sand vom Rock. In gewisser Weise erinnerte Curt sie an einen
Sechstklässler, der seiner ersten Freundin imponieren wollte.
Aber das brauchte er gar nicht, denn sie mochte ihn sehr, auch ohne den Luxus, den er ihr bieten konnte. Er verstand nicht, dass ein Picknick zu Hause im Stadtpark völlig ausgereicht hätte.
Sie fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, sich an das bequeme Leben zu gewöhnen, das sein Reichtum mit sich brachte. Ein eigenes Flugzeug, einsame Privatstrände und Hotelpersonal, das einem jeden Wunsch von den Augen ablas.
Insgeheim sehnte auch Kathryn sich nach einem sorgenfreien Leben, aber nach zwölf langen Jahren, in denen sie für sich selbst sorgen musste, war das nicht verwunderlich.
Als sie das Wasser erreichten, streifte Kathryn die Sandalen ab. Sie fühlte den feuchten Sand zwischen den Zehen, der Wind ließ den Rock um die nackten Schenkel wehen, und als das Haar die Wangen streifte, war es wie ein zärtliches Streichern.
Kathryn starrte auf die Gischt, die jede Welle am Strand hinterließ. Der Anblick übte eine nahezu hypnotische Wirkung auf sie aus, so dass ihr gar nicht gleich bewusst wurde, wie Curt ihre freie Hand in seine nahm. Sie fühlte die Wärme und die Kraft, die die Berührung ihr vermittelte, wagte jedoch nicht, sich einzugestehen, wie sehr sie beides brauchte.
Ein etwa sechsjähriger Junge kam den Strand entlang gerannt und zog einen Drachen hinter sich her, der wie ein Ball über den Sand hüpfte.
"Hallo, junger Freund", rief Curt und fing ihn auf, bevor er mit ihnen zusammenstieß. "Warum hast du es so eilig?"
Der Kleine strampelte in der Luft. "Ich lasse meinen Drachen steigen."
"So? Warum liegt er dann im Sand?"
"Der Freund meiner Mutter hat gesagt, ich soll ganz schnell und ganz weit laufen, dann geht er von allein hoch."
Kathryn war sicher, dass der Freund seiner Mutter dabei weniger an den Drachen als an etwas anderes gedacht hatte. Der Junge war längst außer Rufweite der beiden, was Kathryn unverantwortlich fand. Wie konnte die Frau ihren Sohn unbeaufsichtigt lassen, um mit ihrem Freund allein zu sein?
Dem Zorn darüber folgte eine fast ebenso schmerzhafte Sehnsucht.
"Ich finde, wir sollten ihn zu seiner Mutter bringen", sagte sie, und ihre Kehle war wie zugeschnürt.
"Ich bezweifle, dass sie im Moment an mütterlichen Aktivitäten interessiert ist", erwiderte Curt grimmig. "Nach Moms Tod hatte mein Vater einige Freundinnen, die es ähnlich sahen."
"Ich will jetzt meinen Drachen steigen lassen."
Als ihre Blicke sich begegneten, sah Kathryn in Curts Augen einen Anflug von Trauer, der jedoch sofort von einer fast jungenhaften Begeisterung verdrängt wurde.
"Ich konnte früher einmal ganz gut mit Drachen umgehen", sagte er. "Und du?"
"Ich habe es noch nie gemacht. Mein Vater hatte nie Zeit..."
"Ich verstehe." Curt hockte sich vor den Jungen. "Wie
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