Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
eigentlich fürchtete. Ich hatte tatsächlich keine Ahnung. Ich hatte nur ein vages Gefühl, dass etwas von immenser Bedeutung bevorstand, dass ich an der Schwelle einer großen Veränderung stand. Ich wusste nicht, was mich
erwartete, doch ich ahnte, dass es mit meiner Vergangenheit zu tun hatte und meine Zukunft beeinflussen würde. Ich hatte Fragen, aber keine Antworten - eine rätselhafte Furcht.
Ich ließ das Zelt hinter mir und ging in Richtung Wald. Ich hatte erst wenige Schritte zurückgelegt, als ich leise Stimmen hörte. Sie kamen aus der Nähe, von einem der anderen Zelte.
Obwohl ich wusste, dass mich das Gespräch nichts anging, schlich ich mich heran.
»Ich weiß, Dad. Mein Gott, wie oft muss ich dir noch sagen, dass es mir leidtut?« Ich erkannte die Stimme. Es war Mason.
»Wir wollen keinerlei Argwohn erregen.«
»Aber du hast doch angefangen mit dem Gerede über Werwölfe.«
»Als Sagengestalten.«
»Aber du hast dich wie ein Pastor angehört, der das Evangelium der Werwölfe predigt. Deshalb hat Kayla dich auch gefragt, ob du an ihre Existenz glaubst. Du hast genauso viel Schaden angerichtet wie ich.«
»Wir müssen nur auf der Hut sein mit dem, was wir ihnen erzählen.«
»Wie ich schon sagte: Ich war’s nicht, der damit angefangen hat.«
»Hör zu, Mason, jeder von unseren Sherpas könnte einer sein.«
Ich hielt mir den Mund zu, um nicht laut loszulachen.
»Ich wette auf Lucas«, sagte Mason, und ich schreckte zusammen. »Der Typ ist zu still. Es ist unheimlich, wie lautlos
er sich bewegt. Warum verschwindet er jedes Mal, wenn wir Pause machen? Was tut er, wenn er fort ist?«
»Wir kommen schon dahinter. Keine Sorge, wir finden es heraus.«
Ich stand da wie vor den Kopf geschlagen, während ihre Stimmen leiser wurden und sie zu ihren Zelten gingen. Was hatten sie da gesagt? Dass sie dachten, die Sherpas könnten Werwölfe sein? Dass Lucas ein Werwolf sei?
Die Vorstellung, Menschen könnten sich in Tiere verwandeln, war grotesk, aber dass jemand wirklich daran glaubte, war beängstigend. Ich dachte an die Ausrüstung, die sie dabeihatten. Befand sich in der großen Kiste vielleicht ein Käfig? Wollten sie versuchen, einen Wolf einzufangen? Und wenn ihnen klarwurde, dass der Wolf nur ein Wolf war - was dann?
Ich wusste, dass viele Leute an alle möglichen Dinge glaubten, die nicht existierten, aber das hier war wirklich abgefahren.
So leise und vorsichtig wie möglich schlich ich mich zu den Bäumen. Sie sollten mich auf keinen Fall hören und merken, dass ich ihre Unterhaltung mit angehört hatte. Ich glaubte zwar nicht, dass sie mich töten würden, um mich zum Schweigen zu bringen, oder etwas anderes Verrücktes in der Art, doch es machte mir ein wenig Angst, dass diese Expedition anscheinend den Zweck hatte, Werwölfe zu jagen. Aber welchen Schaden konnten sie schon anrichten? Menschen suchten den Himmel nach UFOs ab. Manche Leute glaubten, sie wären von Aliens zu Forschungszwecken in Raumschiffe verschleppt worden. Andere schafften sich teure Gerätschaften an, um das Vorhandensein von
Geistern zu beweisen. Dann konnte man auch genauso gut an die Existenz von Werwölfen glauben. Ich hielt es für ausgemachten Blödsinn, aber solange sie niemandem Schaden zufügten, hatten sie genauso viel Recht, den Wald zu erforschen wie jeder andere.
Als ich mich in sicherer Entfernung glaubte, schaltete ich meine Taschenlampe an. Sie strahlte beruhigend in die Dunkelheit, aber seltsamerweise vermittelten mir die Bäume ein stärkeres Gefühl der Geborgenheit als der Lichtschein. Das Rascheln ihrer Blätter schien mir fast wie ein Schlaflied. Einen verrückten Moment lang hatte ich das Gefühl, ich könnte meine Mutter singen hören. Ich glaubte nicht an Wiedergänger, aber ich glaubte daran, dass die Seele oder der Geist oder was auch immer unser Wesen ausmacht, über den Tod hinaus existierte. Also war der Glaube an Werwölfe vielleicht doch nicht so verrückt.
»Wohin des Wegs, Großstadtmädchen?«
Ich hielt die Taschenlampe in die Richtung, aus der die Stimme kam. Lucas stand neben mir. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Wie war er nur so lautlos hierhergelangt?
Ich presste die Hand auf mein rasendes Herz. »Mein Gott, hast du mich erschreckt! Ich dachte, ich krieg einen Herzinfarkt!« Meine Stimme klang vorwurfsvoll - mit Recht.
»Was machst du hier draußen?«, fragte er.
»Ich konnte nicht schlafen.«
»Also hast du gedacht, es wäre eine gute Idee, dich vom Camp
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