Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
am See war und ein Fisch angebissen hatte.
Brittany und Monique hatten es ans Ufer geschafft. Lindsey bewegte sich weiter vorwärts - sie hatte das seltsame Reißen des Seils nicht bemerkt, da es von hinten kam und nur bis zu meiner Hand reichte. Plötzlich hatte ich wieder das seltsame Gefühl beobachtet zu werden. Trotz der Warnungen meiner inneren Stimme blieb ich stehen und schaute zurück. Da der Nachmittag sich bereits seinem Ende zuneigte, wurden die Schatten länger. Ich konnte nichts sehen. Vielleicht war es ein Vogel, dachte ich. Ein großer Vogel, der auf dem Seil gelandet und dann wieder aufgeflogen war.
»Kayla!«
Über das Rauschen des Flusses hinweg erkannte ich Lucas’ Stimme und die Ungeduld, die darin mitschwang. Ich richtete meinen Blick wieder auf das andere Ufer. Lindsey verließ gerade das Wasser. Ich wusste, warum Lucas so sauer auf mich war. Ich hielt die Gruppe auf. Er wollte vor Anbruch der Dunkelheit noch ein Stück weiterkommen. Der Typ konnte es niemals ruhig angehen. Er musste immer an die Grenzen gehen, seine Grenzen und -
Plötzlich riss das Seil hinter mir. Die tosenden Fluten zogen mir die Beine weg, und ich geriet unter Wasser. Das
schlaffe Seil glitt mir aus den Händen. Verzweifelt suchte ich danach. Es war weg. Aber das Schlimmste war, dass ich nicht Luft holen konnte. Ich wurde von der Strömung nach unten gerissen. Meine Lunge brannte und drohte zu zerplatzen.
Ich strampelte, um wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, aber das tosende Wasser wirbelte mich herum. Ich fand den Grund nicht. Ich musste in tieferes Wasser geraten sein.
Klatsch!
Ich knallte gegen einen Felsen oder etwas anderes unglaublich Großes und Hartes. Der Aufprall raubte mir das letzte bisschen Luft. Mit letzter Kraft versuchte ich, mich an die Oberfläche zu kämpfen. Meine Lunge brannte wie Feuer, und die Brust tat mir weh. Ich wusste nicht, ob sie eingedrückt oder bersten würde. Es fühlte sich an, als könnte beides gleichzeitig geschehen.
Endlich kam ich an die Oberfläche und schnappte nach Luft, bevor ich wieder unter Wasser sank. Ich musste die Situation in den Griff bekommen. Ich verdrängte meine wachsende Panik und meine Angst vor dem Tod.
Ich werde nicht ertrinken. Ich weigere mich zu ertrinken.
Mit Mühe gelang es mir, mein Gesicht aus der tosenden Strömung zu bekommen und mich auf den Rücken zu drehen. Woher kamen plötzlich die enormen Stromschnellen? Das Wasser schoss hier viel schneller dahin. Die Strömung war viel stärker. Wie weit war ich weggetrieben worden? Es kam mir vor wie viele Meilen.
Aus dem Augenwinkel nahm ich einen großen Ast wahr, der neben mir durchs Wasser trieb. Ich riss ihn an mich, und
er hielt mich oben, wodurch ich Atem schöpfen und meine Gedanken sammeln konnte. Ich musste ans Ufer kommen. Ich trampelte mit den Beinen und versuchte, den Ast zu steuern, aber die Stromschnellen spielten mit ihm. Schließlich ließ ich ihn los, um aus eigener Kraft zum Ufer zu schwimmen.
Es war nicht sehr weit weg. Ich konnte es schaffen.
Etwas kratzte an meinem Knie. Es tat weh, aber es war ein Zeichen, dass das Wasser plötzlich flacher war. Die Strömung war noch stark und schleifte mich über den steinigen Grund, wodurch meine Füße keinen Halt fanden. Ich schleppte mich kriechend voran, bis ich fast am Ufer war. Dann stemmte ich mich auf den grasbewachsenen Uferstreifen.
Magen und Brust taten mir weh, als ich Wasser aushustete. Dann brach ich keuchend zusammen. Mein ganzer Körper schmerzte. Arme und Beine waren aufgeschürft und bluteten stellenweise. Ich fing an zu zittern, nicht nur vor Kälte, sondern von dem Schock, den ich erlitten hatte. Ich wollte nicht daran denken, dass ich um ein Haar ertrunken wäre.Vor zwei Jahren hatte ich Rettungsschwimmkurse absolviert, als ich als Aufsicht im städtischen Schwimmbad gearbeitet hatte, aber der Fluss war viel gefährlicher als ein Schwimmbecken. Ich hatte Glück gehabt … bis jetzt. Von den Rettungskursen wusste ich, dass ich keine Zeit zum Ausruhen hatte. Es war lebenswichtig, mich aufzuwärmen.
Ich zwang mich, mich aufzusetzen, und drückte so viel Wasser wie möglich aus meiner Kleidung, aber das half nicht sofort.
Am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt und geschlafen,
aber ich wusste, dass ich mich auf den Weg zu den anderen machen musste. Laufen würde meinen Körper aufwärmen. Ich brauchte Wärme. Ich rappelte mich hoch und stolperte zwischen den Bäumen hindurch.
Ein lautes, drohendes Brummen
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