Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
schlüpfte in warme Flanellhosen und ein Sweatshirt. Obwohl meine Schürfwunden nicht mehr bluteten, versah ich sie mit einem Antiseptikum. Hier im Wald konnte man nicht vorsichtig genug sein. Dann wickelte ich mir eine Decke um und ging nach draußen, um mich am Feuer zu wärmen. Ich brauchte dringend ein bisschen Seelenfutter. Eine große Packung Oreo-Kekse mit doppelter Füllung wäre genau das Richtige gewesen. Aber leider hatte ich unsere Vorräte nicht zusammengestellt.
Lindsey reichte mir eine Tasse Suppe. »Hier, die wird dich aufwärmen.«
Sie setzte sich neben mich. »Wir hatten solche Angst.«
»Aber nicht so viel Angst wie ich.«
»Versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber ich bin froh, dass es dir passiert ist und nicht mir. Ich bin keine besonders kräftige Schwimmerin.«
»Wenn Stromschnellen-Schwimmen olympische Disziplin wird, hätte ich eine zweite Chance, in die Olympiamannschaft zu kommen.«
Sie lachte über meinen verschrobenen Witz, weil ich ihr erzählt hatte, dass ich es beinahe ins olympische Team geschafft hätte. »Aber sicher.«
Sie legte den Arm um mich und drückte mich fest an sich. »Mein Gott, ich glaub’, ich hatte in meinem ganzen
Leben noch nicht so viel Angst um einen anderen Menschen.«
Ich legte den Kopf auf ihre Schulter und hätte auf der Stelle einschlafen können. Das Einzige, was ich noch tröstlicher gefunden hätte, wäre Lucas’ Schulter gewesen. Es rührte mich, dass er aus lauter Panik, mich zu finden, an mir vorbeigerannt war. Er würde sich wahrscheinlich über sich selbst ärgern, wenn er hörte, was geschehen war. Auch er war eben nicht perfekt, obwohl ich nicht vorhatte, ihm das zu sagen.
Lucas und Rafe kamen zurück ins Camp geschlendert. Mit ihrem dunklen Teint sahen sie fast wie Brüder aus.
»Ich hatte Recht«, sagte Rafe. »Er ist schneller gelaufen, als der Fluss dich mitgerissen hat, und an der Stelle vorbeigerannt, wo du ans Ufer kamst.«
»Das hat man davon, wenn man den Unirekord über eine Meile hält«, sagte Connor.
Lucas achtete kaum auf Connors Worte und hockte sich neben mich. »Alles in Ordnung?«
»Ja«, sagte ich beschämt von all der Aufmerksamkeit. »Ich wollte nicht so ein Theater auslösen. Ich weiß nicht, warum das Seil plötzlich nachgegeben hat.«
»Sie haben es dir nicht gesagt?«
Ich sah ihn verwirrt an. »Was denn?«
»Das Seil wurde durchgeschnitten.«
8
W as redet ihr da?«, wollte Professor Keane wissen. Während ich in Lucas’ Augen schaute, hatte ich einen Moment lang fast vergessen, dass wir nicht allein waren.
»Nachdem Lucas losgelaufen ist, haben Connor und ich das Seil ans Ufer gezogen«, sagte Rafe. »Wir dachten, es hätte sich an der Baumrinde aufgerieben und sei abgerissen, aber das Ende war nicht zerfranst. Jemand muss ein Messer benutzt haben.«
»Wer sollte so etwas tun?«, fragte Monique.
Lucas erhob sich, und seine Bewegungen erinnerten wieder an ein geschmeidiges Raubtier. »Haben Sie irgendwelche Feinde, Herr Professor?«
»Einer meiner Kollegen und ich wetteifern ein bisschen um Forschungszuschüsse, aber einen solch perfiden Sabotageversuch unserer Expedition traue ich ihm nicht zu«, sagte Professor Keane mit ruhiger Stimme, während sein Blick von einem Sherpa zum anderen schoss, als wäre er auf der Suche nach etwas Verdächtigem. »Was wir tun, stellt für niemanden eine Bedrohung dar. Ich schlage vor, wir legen uns schlafen. Wir haben heute ein wenig Zeit verloren aufgrund dieses … Zwischenfalls. Die würde ich morgen gern aufholen.«
Ich war fast gestorben, und er betrachtete es als bedauerlichen Zwischenfall ? Dass jemand das Seil durchgeschnitten hatte, schien ihn nicht zu interessieren. Obwohl ich nicht wusste, was das Ganze zu bedeuten hatte, fand ich, dass es nicht schaden konnte, darüber zu sprechen.
Mason sah mich an, als ob er mir gern etwas sagen würde. Vielleicht wollte er sich für seinen Vater entschuldigen.
Murrend und brummend steuerten die Studenten ihre Zelte an. Alle bis auf Mason. Was auch immer er mir zu sagen hatte, wollte er offensichtlich nicht vor Publikum äußern. Er tat mir leid. Er konnte nichts dafür, dass sein Vater ein Mistkerl war.
Ich raffte mich hoch und ging zu ihm hinüber. »Ich fürchte, das Essen bei Kerzenschein fällt ins Wasser«, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln.
Seine Wangen wurden feuerrot. »Heute Abend wird wohl nichts draus, aber vielleicht könnten wir einen kleinen Spaziergang machen?«
Ich nickte, und wir
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