Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
Wanderschuhe an. Im hellen Mondlicht konnte ich ihre Silhouette gut erkennen. Sie regte sich nicht. Ich langte in meinen Schlafsack und umfasste den Griff meiner Taschenlampe. Ich hatte sie immer griffbereit, für den Fall, dass ich mitten in der Nacht aufstehen musste. In dieser Nacht hatte ich sie bitter nötig.
Ich schlüpfte aus dem Zelt. Meinen Rucksack ließ ich da. Ich wollte nicht fort, denn ich glaubte nicht, dass ich es allein zurück ins Dorf schaffen würde. Ich wollte nur den Wolf befreien. Wenn Mason und sein Vater herausfanden, dass ich es gewesen war, würden sie wahrscheinlich böse werden, aber sie würden mich sicher nicht erschießen, oder? Nein, natürlich nicht. Sie mochten zwar zur dunklen Seite übergetreten sein, aber sie waren Wissenschaftler, keine Mörder.
Eine gespenstische Stille lag über dem Camp. Ich huschte hinters Zelt und schlich zum Waldrand, wo Ethan nach wie vor den Käfig bewachte. Er saß im Schneidersitz auf dem Boden und piekte den Wolf ab und zu mit einem Stock in die Seiten.Vielleicht dachte er, wenn er schon keinen Schlaf bekam, wollte er dem Wolf auch keine Ruhe gönnen. Oder möglicherweise gehörte es zu ihrem Plan, den Wolf zur Erschöpfung zu treiben, bis er sich in seine menschliche Form zurückverwandelte. So oder so fand ich es grundsätzlich falsch, Wildtiere zu ärgern.
Ich schloss die Finger ein wenig fester um den Griff meiner Taschenlampe. Wenn nötig, diente sie als schwerer, stabiler
Schläger. Und in diesem Moment brauchte ich dringend einen Schläger.
Mein Herz pochte so laut, dass ich fürchtete, der Typ könnte es hören. Ich hatte Angst, mein Herzschlag könnte das ganze Camp aufwecken. Ich ging einen weiteren Schritt -
Knack!
Ich war auf einen trockenen Zweig getreten und verzog das Gesicht. Ethan drehte sich langsam um -
Ich holte aus und schlug mit aller Kraft zu. Die Taschenlampe knallte auf seinen Schädel. Ich spürte den Aufprall im ganzen Arm. Ethan sackte zusammen, ohne mich gesehen zu haben. Ich kniete mich neben ihn und fühlte seinen Puls. Er ging regelmäßig. Er würde bald wieder zu sich kommen. Ich musste mich beeilen.
Ich schaute mich um. Ich konnte nicht glauben, dass sie ihren wertvollen Schatz nur von einer einzigen Person bewachen ließen, aber wahrscheinlich glaubten sie ihn sicher verwahrt in dem stabilen Käfig mit dem Vorhängeschloss, zu dem nur Dr. Evil den Schlüssel besaß.
Ich kroch zur Käfigtür und schaltete meine Taschenlampe ein, um das Schloss zu inspizieren. Es war nichts Kompliziertes und würde leicht zu öffnen sein. Ich zog die Nagelfeile aus der Tasche und machte mich an die Arbeit.
»Ich hol dich gleich hier raus«, flüsterte ich.
Ich war überrascht, wie munter der Wolf wirkte, obwohl sie ihm Nahrung, Wasser und Schlaf entzogen hatten, um ihn zu schwächen. Diese Sadisten.
Er knurrte leise vor sich hin, es klang fast wie ein Schnurren. Ein kehliges Geräusch. Ich ignorierte es. Ich
wollte nicht, dass er versuchte, mit mir zu kommunizieren. Er sollte sich nur so schnell wie möglich aus dem Staub machen.
Das Schloss machte Klick. Ich öffnete es und riss die Tür auf. Hastig wich ich zur Seite. Mit geschmeidigen Bewegungen schlüpfte der Wolf aus dem Käfig und lief zu seinem Wächter. Er schnüffelte herum, und ich fragte mich, ob er womöglich erwog, ihn zu fressen.
Ich ging auf ihn zu. »Nein!«, zischte ich. »Du musst weglaufen. Husch! Lauf!«
Doch er lief nicht fort. Er wurde nur sehr ruhig - unnatürlich ruhig -, und ich spürte ein leichtes elektrisches Knistern in der Luft. Ich stand auf und sah mich um. Wir hatten Glück, noch immer war niemand zu sehen. Ich überlegte, ob ich dem Wolf einen leichten Schlag mit der Taschenlampe geben sollte, um ihn zu verscheuchen. Ich hob sie vom Boden auf, drehte mich um und -
Der Wolf war verschwunden. Aber ich fühlte keine Erleichterung, sondern helle Panik. Denn während der Wolf nicht mehr da war, sah ich plötzlich Lucas.
Splitterfasernackt hockte Lucas neben Ethan. Ich konnte es nicht nachvollziehen. Er war ein Werwolf? Keane und Mason hatten Recht? Nein, nein, nein. Es gab eine andere Erklärung. Es musste eine andere Erklärung geben. Meine Welt geriet aus den Fugen, und ich hätte am liebsten hysterisch losgebrüllt.
Ich starrte auf seinen nackten Rücken, während er Ethan die Hose auszog. Er sah aus wie ein perfekter bronzefarbener Gott. Ich hätte augenblicklich über ihn herfallen können, wenn ich nicht gewusst hätte, dass er
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