Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
für eine derartige Intimität bereit war. Andererseits klang die Vorstellung, sich in der kalten Höhle an Lucas’ Körper zu wärmen, äußerst verlockend. Aber zusammen zu schlafen, wenn auch ganz sittsam, schien zu früh.
»Nach allem, was geschehen ist, wie kannst du da überhaupt ans Schlafen denken?«, fragte ich.
»Ehrlich gesagt bin ich kurz vorm Zusammenbrechen.«
Irgendwie hatte ich verdrängt, welche Qualen er durchgestanden hatte. Schließlich war er angeschossen, betäubt und eingesperrt worden. Vielleicht hatte ich nicht mehr
daran gedacht, weil er seine Gefühle so meisterhaft verbergen konnte. Oder vielleicht war er tatsächlich Superwolf. Und ich hatte mich seit seiner Flucht auf ihn gestützt, während er vielleicht selbst Hilfe gebraucht hätte.
»Was kann ich tun, um dir zu helfen?«, fragte ich.
»Leg dich einfach schlafen.«
Ich blickte wieder zu dem behelfsmäßigen Bett.
»Ich werde dich nicht überfallen, wie Mason es getan hat«, sagte Lucas.
Ich sah ihn an. »Ich weiß. Es ist nur so - ich habe vorher noch nie mit einem Jungen geschlafen.«
Sein linker Mundwinkel zuckte verdächtig. »Es ist ganz einfach. Du machst die Augen zu und träumst.«
Ich konnte mir all die Dinge, von denen ich träumen würde, während ich so dicht neben Lucas lag, lebhaft vorstellen. Dennoch nickte ich und streckte mich auf dem Schlafsack aus. Lucas legte sich neben mich. Vorsichtig. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass er so erschöpft war oder dass er fürchtete, ich könnte davonstürmen. Ich hatte oft daran gedacht, wie es sein würde, das erste Mal mit einem Jungen zu schlafen. Niemals hätte ich erwartet, dass es in einer Höhle sein würde, mit einem Jungen, der so dunkel und gefährlich wie Lucas war. Obwohl ich wusste, dass er mir nichts tun würde, fühlte sich mein Körper in jener Nacht so an, als würde er mir nicht gehören. Er wollte sich auf die Seite drehen und an ihn schmiegen.
»Fühlst du dich wohl im Dunkeln, oder soll ich das Licht anlassen?«, fragte er.
»Dunkel ist okay.« Das war es nicht, aber nie im Leben hätte ich zugegeben, dass meine Gefühle für ihn mir Angst
machten. Und durch die Dunkelheit schienen sie noch verstärkt zu werden.
Ich hörte ein Klicken, und das Licht erlosch. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, und ich konnte den Wasserfall erkennen. Im Mondlicht schimmerte er wie Glas. Der Anblick war irgendwie tröstlich, und ich entspannte mich ein wenig.
»Diese Höhle ist mein Lieblingsschlupfwinkel«, sagte Lucas leise.
Ich fragte mich, ob er meine Gedanken wirklich nur lesen konnte, wenn er Wolfgestalt angenommen hatte. Vielleicht konnte er sie ja immer lesen.
»Die Höhle ist ausgestattet, als würdest du Schwierigkeiten erwarten«, sagte ich.
»Wir erwarten immer Schwierigkeiten.«
Er rückte ein wenig näher. Ich spürte, dass ein leichtes Beben durch seinen Körper ging. »Dir ist kalt.« Ohne es zu wollen, sprach ich die Worte vorwurfsvoll aus.
»Nein, es sind nur die Nachwirkungen des Adrenalinstoßes und der Wandlung. Wärme hilft.«
Er hatte sein Leben riskiert, um mich vor Mason zu retten. Wie konnte ich es ihm aus Angst vor meinen Gefühlen verweigern, ihm näher zu rücken und ihn zu wärmen?
Ich drehte mich um, bis ich halb auf seinem Körper lag. Mit Adrenalinstößen kannte ich mich bestens aus. Als meine Eltern getötet wurden, war mir, als ob ich niemals aufhören könnte zu zittern. Er legte den Arm um mich, und ich kuschelte mich noch enger an ihn und schmiegte mein Gesicht an seinen Hals. Er zog den anderen Schlafsack über uns, und wir lagen behaglich und warm in unserem Nest.
Es war wunderschön, ihm so nah zu sein. Mein Körper entspannte sich. Ich atmete den Geruch seiner Haut ein und spürte ihre Wärme an meiner Wange.
»Ist es anstrengend?«, fragte ich leise. Ich wollte die friedliche Stimmung nicht stören, sondern unsere Verbindung vertiefen. »Ein Wolf zu sein, meine ich.«
»Darüber mache ich mir keine Gedanken. So bin ich eben.«
»Wie ist es entstanden? Ich weiß, du hast gesagt, dass es genetisch ist, aber was war die Ursache? Wurde der Erste von euch von einem Wolf gebissen?«
Sein tiefes Lachen hallte von den Höhlenwänden wider. »Es ist so albern, wenn das in den Filmen so dargestellt wird. Wieso sollte man sich, wenn man von einem Tier gebissen wird, in dieses Tier verwandeln? Bei Vampiren ist es dasselbe. So ein Unsinn. Also, um deine Frage zu beantworten, Lykanthropie ist nicht
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