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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Umphelbys Tod hier bist.
    Komm mir also nicht mit irgendwelchem Blabla über Forschungsprojekte. Vergiß am besten alles, was ich dir gesagt habe. Treib dich einfach noch ein paar Tage nach deiner Forschungsgruppensitzung auf dem Campus herum. Oder noch besser: Biete an, einen Vortrag über das Thema ›Warum Frauen heute wütend sein sollten‹
    zu halten. Dazu werden eine kleine Gruppe radikaler Studentinnen kommen*
    außerdem ein paar wenige Dozentinnen ohne Lehrstuhl, die sich als Feministinnen verstehen und Seminare abhalten, die von den anderen mit ganz und gar nicht damenhaftem Hohn als ›Emanzenkurse‹ bezeichnet werden. Diese armen Geschöpfe werden von ihrem jeweiligen Fachbereich geächtet und behandelt, als wären sie nicht ganz richtig im Kopf. Außerdem werden vielleicht ein paar Verwaltungsangestellte auftauchen, die den ganzen Laden, metaphorisch gesprochen, am liebsten in die Luft jagen würden, es aber nicht tun, weil sie ihre Jobs nicht verlieren wollen. Kein vollbestallter Professor, weder weiblich noch männlich, wird erscheinen und der Fachbereich Anglistik wird zum Zeitpunkt deines Vortrags eine für alle Mitglieder obligatorische Fakultätssitzung anberaumen. Die Collegezeitung wird dich in ihrem Bericht als Querulantin darstellen, die wahrscheinlich an Gürtelrose, Hämorrhoiden und männlicher Zurückweisung leidet, was die Erklärung für das wirre Zeug ist, das du daherredest. Genau diese Behandlung hat Patrice an diesem Ort erfahren.«
    »Madeline, eins mußt du mir noch erklären.« Da sie im Tunnel standen, konnte Madeline es riskieren, ihre Sonnenbrille abzunehmen und Kate erwartungsvoll anzusehen. »Du bist eine hervorragende Psychoanalytikerin und Ärztin. Wieso bist du ausgerechnet hier gelandet? Was ist los? Fehlt dir auch nichts?«
    »Da siehst du’s!« rief Madeline triumphierend und ließ den Wagen drei Meter weiter rollen. »Wie lange kennst du mich schon? Zehn Jahre mindestens. Wir haben über alle Themen zwischen Himmel und Erde gesprochen, in endlosen 28

    Komitees und Podiumsdiskussionen nebeneinander gesessen, Probleme auf den Tisch gebracht und Gelder und Stipendien verteilt. Aber in dem Moment, wo ich anfange, das gute alte Clare zu beschreiben mit seinen efeubewachsenen Mauern und sanft geschwungenen Rasenflächen, seinen unterdrückten, unglücklichen Studentinnen und seinem schrecklichen, reaktionären Lehrkörper vermutest du, ich hätte eine persönliche Katastrophe hinter mir und dürfe nur noch mit Samthandschuhen angefaßt werden.«
    »Schon gut, schon gut. Ich hab’ verstanden. Trotzdem begreife ich nicht, warum du hier arbeitest, wenn du es doch so schrecklich findest.«
    »Ich bin nur vorübergehend hier, bis sie jemanden finden, der ihr Institut leitet, das man mit so wenig Recht als Institut bezeichnen kann wie mich als Hirnchirurgin.
    Man hat mir ein Zimmer in der Krankenstation als Beratungsraum zugeteilt.
    Und wenn ich einen Brief getippt haben oder den Kopierer benutzen will, muß ich mit der ganzen Fakultät darum kämpfen. Die haben sogar versucht, dem Institut für das Krankenzimmer so viel Geld abzuknöpfen, als läge dort wirklich ein Patient.
    Ich hatte gedacht, es wäre interessant, etwas über Frauen an Frauencolleges zu erfahren, und ich habe recht behalten, es ist interessant – auf eine schreckliche Weise, so wie Kriege interessant sind. Außerdem machten mir die Leute vom Forschungszentrum klar, daß, wenn ich den Job nicht annehme, irgendein Freudianer ihn bekommt, für den immer noch alle Frauen unter Penisneid leiden.
    Und außerdem – wir Frauen in mittleren Jahren brauchen Abenteuer; so hätte es Patrice wohl gesagt. Aber das nächste Mal verzichte ich auf Abenteuer, gehe in ein Nonnenkloster und fertig. So, bis zum Storrow Drive hätten wir’s geschafft, gleich geht’s auf die Autobahn, und dann brauchen wir noch eine halbe Stunde. Entspann dich also, meine Liebe, und erzähl mir, was du im Schilde führst. Warum heftest du dich plötzlich auf Patrices Spur? Sie ist seit fast einem Jahr tot.«
    »Madeline, um Gottes willen. Ich habe Rektorin Norton versprochen, daß meine detektivische Mission hier ein Geheimnis bleibt. Ich bin wirklich in die Forschungsgruppe berufen worden. Bist du einfach sensationslüstern und hoffst auf ein bißchen Aufregung am Clare – oder gibt es wirklich Gerüchte über Patrices Tod?«
    »Letzteres, meine liebe Spürnase. Das Ganze wurde ins Rollen gebracht von Veronica Manfred, die sich

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