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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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Zeitliche gesegnet hatte. Wenn man vom Schrank zu weit zurücktrat, ohne sich umzudrehen, stieß man gegen sein provisorisches Nachtkästchen.
    Minutenlang blieb es in der Hütte absolut still. Gerade als Raley nachsehen wollte, hörte er Schritte hinter der Wand, die sich vom Schlafzimmer in Richtung Wohnzimmer bewegten.
    An die Wand gepresst schob er sich zur Ecke vor und beobachtete aus der Hocke, wie die Fliegentür aufgestoßen wurde und ein Mann auf die Veranda trat. »Was gefunden?«
    Bis dahin hatte Raley nicht geahnt, dass sie zu zweit waren. Der andere Mann saß auf dem Beifahrersitz im Pick-up und durchsuchte offensichtlich das Handschuhfach.
    Raley zog sich hinter die Ecke zurück und hielt den Atem an. Wenn er gesehen wurde, musste er den Männern unbewaffnet gegenübertreten. Er war überzeugt, dass das kein gewöhnlicher Einbruch war, außerdem war es bestimmt kein Zufall, dass die beiden heute Morgen auftauchten, nachdem gestern Abend zwei Männer Britt umzubringen versucht hatten.

    Er hörte, wie das Handschuhfach zugeklappt und dann die Beifahrertür zugeschlagen wurde. »Auf den Fußleisten links und rechts ist getrockneter Schlamm. Er hat jemanden mitgenommen. Wie sieht’s drinnen aus?«
    »Das erzähle ich dir auf dem Rückweg.« Der Mann auf der Veranda übersprang die drei Stufen und ging über den Hof davon. »Aber ich glaube, meine Ahnung hat mich nicht getrogen.«
    Raley wollte sie nicht wegfahren lassen, ohne sie wenigstens richtig gesehen zu haben, darum spähte er hinter der Hausecke hervor. Der Mann, der in seinem Pick-up gesessen hatte, stieg eben auf der Beifahrerseite in einen weinroten PKW. Er stand im Schatten, aber Raley konnte immerhin sein Profil erkennen. Fliehendes Kinn, Sonnenbrille, hohe Stirn. Nichts Auffälliges, soweit Raley das auf diese Entfernung feststellen konnte.
    Auf den Mann aus der Hütte hatte er einen besseren Blick. Er war durchschnittlich groß, schlank, fit und etwa Mitte vierzig. Er trug eine strenge Frisur, konservative dunkle Stoffhosen und ein hellblaues Golfhemd aus Strick.
    Auch er hatte nichts Auffälliges an sich – wenn man davon absah, dass er eine Pistole in den Holster steckte, der hinten an seinem Gürtel hing, bevor er ins Auto stieg, den Motor anließ und zurücksetzte. Er wendete präzise und ökonomisch in drei Zügen und fuhr dann den langen Weg zum Highway zurück.
    Raley merkte sich Marke und Modell des Wagens und prägte sich das Kennzeichen ein. Er rührte sich erst, als er den Motor nicht mehr hören konnte. Dann kam er langsam auf die Füße, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und schüttelte die Beine aus, um das Blut wieder in Fluss zu bringen.
    Den Blick auf den leeren Weg gerichtet, dachte er: Das ändert alles. Dann meinte er laut und hitzig: »Verdammter Dreck!«
    Mit langen Schritten marschierte er zu Britts Versteck zurück. Noch bevor er sie erreicht hatte, rief er: »Alles okay! Sie sind weg!« Kein Blatt regte sich, weder ihre weiße Hose noch das
schwarze Shirt waren zu sehen. »Britt?« Immer noch nichts. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Er rannte die restliche Strecke zu dem Gestrüpp und schob die Zweige auseinander. »Britt?«
    Sie war noch dort, wo er sie zurückgelassen hatte, aber sie hatte der Hütte den Rücken zugekehrt. Sie saß auf dem Hintern, hatte die Knie an die Brust gezogen und sah, als sie den Kopf hob und zu ihm aufblickte, aus, als hätte sie eben einen Geist gesehen. Was sie in gewisser Weise auch hatte.
    »Er war da. Im Wheelhouse. An diesem Abend.«
     
    Raley schob sie in die Hütte. »Pack von den Sachen, die ich dir heute Morgen gekauft habe, alles ein, was du mitnehmen willst. Wir müssen hier weg, und ich weiß nicht, wann wir zurückkommen. Beeil dich.«
    Auf seinem Rundgang durch den Wohnbereich sah er sich mit scharfem Blick um. Nach Britts Amoklauf am Vortag, als sie nach einem Telefon gesucht hatte, hatte er alles an seinen Platz zurückgestellt. Oberflächlich sah es so aus, als hätte niemand etwas angerührt. Nur wer hier mutterseelenallein lebte und darauf geeicht war, seine Feuerwehrausrüstung und auch sonst alles peinlich genau wegzuräumen sowie seine Sachen in perfekter Ordnung und stets einsatzbereit zu halten, konnte erkennen, dass jemand hier gewesen war und die Gegenstände um einige Millimeter verrückt hatte.
    Wer die Wohnung auch durchsucht hatte, hatte peinlich genau darauf geachtet, alles wieder zurückzustellen, allerdings nicht so sorgsam,

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