Süßer Tod
großes, bösartig aussehendes Ding mit langem Lauf. Er klinkte die Trommel aus und sah nach. Von ihrem Sitz aus konnte Britt erkennen, dass alle Kammern geladen waren. Raley klappte die Trommel wieder vor den Lauf.
»Sie gehen davon aus, dass wir nichts von ihrem Besuch wissen«, sagte er. »Dass wir keinen Verdacht schöpfen. Vielleicht warten sie auf dem Highway und fahren uns von dort aus nach, bis wir an eine geeignete Stelle kommen, wo sie uns in einen schweren Unfall verwickeln können. Man würde uns tot auffinden, und die Geschichte wäre erledigt. Niemand würde einen Mord vermuten.«
Sie näherten sich schnell der Einmündung, die ihm solche Sorgen machte. Raley befahl ihr, sich flach auf den Sitz zu legen. »Du behältst den Kopf unten. Kapiert?«
Sie nickte, aber er war offenbar nicht überzeugt, dass sie sich an seine Anweisungen halten würde. Seine Hand drückte fest auf ihren Kopf, während er nur kurz abbremste, um nach vorbeifahrenden Autos Ausschau zu halten, und dann auf die Straße schoss, wo er den Wagen so scharf herumzog, dass die Reifen quietschten und es nach verbranntem Gummi roch.
Ein paar Minuten ließ er die Hand auf ihrem Kopf, bis er überzeugt war, dass niemand ihnen folgte. Dann sagte er ihr,
dass sie sich aufsetzen könne, trotzdem fuhr er schnell, hoch konzentriert und angespannt, und immer mit einem Auge im Rückspiegel.
Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als er endlich den Revolver unter den Sitz zurückschob.
»Hättest du auf sie geschossen?«
»Wenn sie so was versucht hätten wie gestern Abend? Darauf kannst du deinen Hintern verwetten.« Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst war.
»Dann bin ich froh, dass sie uns nicht gefolgt sind.«
»Mir ist gerade der Gedanke gekommen, dass sie sich das vielleicht auch sparen können«, sagte er. »Der Typ, der den Pick-up durchsucht hat, hätte problemlos einen Peilsender anbringen können. Sie beseitigen uns, sobald sie das Okay von ihrem Boss bekommen haben oder wenn es ihnen praktisch erscheint.« Er grübelte kurz nach und sah sie dann an. »Kannst du bei irgendwem unterkriechen?«
»Unterkriechen?«
»Dich verstecken. Bis du gefahrlos aus der Deckung kommen kannst.«
»Nein.«
»Verwandte?«
»Nein.«
Er sah sie zweifelnd an.
»Nein, Raley. Ich habe keine Verwandten«, sagte sie. »Meine Eltern sind tot. Beide waren Einzelkinder, genau wie ich. Keine Geschwister, keine Tanten, keine Onkels, niemand. Okay?« Sie merkte, dass sie sich anhörte, als müsse sie sich rechtfertigen, und änderte die Tonlage. »Selbst wenn ich jemanden hätte, wollte ich ihn nicht in diese Sache hineinziehen. Ich bin auf der Flucht. Außerdem …«
Sie verstummte, und er sah sie an. »Was denn?«
»Nichts.«
»Was?«
»Ich bin an einer Riesengeschichte dran. Und ich berichte nicht nur darüber, ich erlebe sie.«
»Du erlebst sie«, wiederholte er verächtlich. »Super. Fragt sich nur, wie lange noch.« Dann wurde er zornig. »Jesus, Britt, das ist kein Spiel. Du könntest in fünf Minuten tot sein.«
»Das ist mir bewusst. Schließlich bin ich diejenige, die gestern unter Wasser in einem Auto eingesperrt war. Vergiss das nicht.«
»Ich vergesse das bestimmt nicht. Vergiss du es nicht!«
»Dein Leben steht auch auf dem Spiel. Würdest du darum deine Ermittlungen aufgeben?«, wollte sie wissen. »Also?«, hakte sie nach, als er nicht antworten wollte. Nach einigen Sekunden in störrischem Schweigen fuhr sie fort: »Genauso wenig gebe ich diese Story auf. Ich werde mich nicht verstecken. Basta.«
Eine Meile zog vorbei. Dann vielleicht noch eine. Schließlich sagte er: »Du könntest dich der Polizei stellen. Im Polizeigewahrsam wärst du sicher.«
»Nein, ganz und gar nicht. Wenn Fordyce oder McGowan mich nicht zum Schweigen bringen können, werden sie alles daransetzen, dass man mich für den Mord an Jay verurteilt. Das hast du selbst gesagt. Sie werden mich so schuldig aussehen lassen, dass niemand auch nur ein Wort von dem glauben würde, was ich über Jay oder den Brand oder sonst was zu erzählen habe.
Du solltest das wissen. Sie hätten dir um ein Haar Suzi Monroes Tod angelastet. Wenn deine Freundin Fordyce damals nicht zugeredet hätte, hätte er dich wahrscheinlich vor Gericht stellen und verurteilen lassen. Nicht wegen Mordes, aber sie hätten ein anderes Delikt gefunden, um dich mundtot zu machen und für lange Zeit wegzusperren.«
Als er ein aus tiefstem Herzen kommendes »Gottverdammt« fluchte, wusste
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