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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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Morgen ist heute.« Er stach mehrmals mit dem Messer in Richtung Boden. »Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Höchstens um dich zu vergewissern, dass du in neun Monaten keine Konsequenzen zu befürchten hast.«

    »Machst du dir keine Sorgen? Ich könnte weiß Gott was für Krankheiten haben.«
    »Du? Der vorsichtige Raley Gannon mit der Verhütungsparanoia? Keinesfalls. Ich glaube, ich habe nichts zu befürchten.« Er wandte sich ab, aber sie zog ihn am Ellbogen zurück. »Meine Analyse sollte dir genauso helfen wie mir. Sie nimmt uns die Verantwortung ab. Und du brauchst dir nicht mehr vorzuwerfen, dass du mit einer Frau geschlafen hast, die Jay vor dir hatte, die Jay erst vor wenigen Nächten gehabt hat.«
    Sein Kinn schob sich vor. »Du hast gesagt, er hat nicht mit dir geschlafen.«
    »Ich sagte, ich glaube, dass nichts war.«
    »In der Nacht, in der er starb, warst du emotional genauso aufgedreht wie gestern Abend. Woher weißt du, dass du nicht an ihm hochgeklettert bist so wie gestern an mir?«
    »Und wenn schon? Was interessiert es dich? Wieso macht dir das so zu schaffen? Wegen Hallie?«
    Er schob ihr die Schale mit den Melonenstücken hin. »Willst du was davon? Wenn ja, dann iss. Wir haben zu arbeiten.«
    Sie starrte in sein frisch rasiertes Gesicht und entdeckte darin die eiserne Entschlossenheit, dieses Gespräch zu beenden. Na schön. Sie wollte genauso wenig darüber reden. Sollte er doch glauben, was er wollte. Sie wusste genau, warum sie sich an seinen Hals geworfen hatte.
    Wenn sie jetzt daran dachte, wurde ihr ganz heiß vor Scham. Aber dieser Lustausbruch war nach ihrem Erlebnis im Fluss verzeihlich. Nur deshalb hatte sie sich so aufgeführt. Sie hoffte, dass er das begriff.
    Sie hoffte, dass sie das begriff.
    Sie biss in die Melone und fragte kauend: »Wirst du mir jetzt von dem Brand erzählen?«
    »Später. Erst gehe ich zu Delno rüber und sehe mir an, was sie heute Morgen in den Nachrichten bringen. Ob sie dein Auto schon gefunden haben.«

    »Glaubst du, sie haben es gefunden?«
    »Eher nicht. Die Kerle, die dich von der Brücke geschubst haben, haben den Unfall bestimmt nicht gemeldet. Während ich weg bin, kannst du …«
    »Ich bleibe nicht alleine hier.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mich gestern Abend jemand umbringen wollte.«
    »Die halten dich für tot. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, können sie unmöglich wissen, dass du bei mir bist.«
    »Vielleicht doch.«
    »Unmöglich.«
    »Ich komme mit.«
    »Es ist ein langer Marsch. Es ist heiß. Du wirst deine neuen Turnschuhe schmutzig machen. Und Delnos Baracke ist nicht gerade ein Hort der Gastlichkeit.«
    »Wenn über mich berichtet wird, will ich es aus erster Hand hören.«
    Er starrte sie verärgert an und zuckte dann mit den Achseln. »Wie du meinst.«
    Er holte zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank, reichte ihr eine und stapfte aus dem Haus. Sie eilte ihm nach. Sie schlugen sich durch den Wald, durch Insektenschwärme und Nesseln. Ihre neuen Turnschuhe wurden tatsächlich schmutzig, aber sie beschwerte sich kein einziges Mal.
    Falls sie einem Weg folgten, konnte sie ihn nicht erkennen, doch zumindest wusste Raley, wo die schlimmsten Dornengestrüppe wucherten.
    Er machte einen großen Bogen um einen gestürzten Baum, in dem sich Hornissen eingenistet hatten, und sagte: »Nimm dich vor dem Alligator in Acht«, als sie am Ufer eines Schlammlochs entlanggingen, wo ein Dickicht von Sumpfzypressen wuchs. Die knorrigen Knie ragten wie Stalagmiten aus dem trüben Wasser. Der Alligator war bis auf die böse blickenden Augen untergetaucht.

    Als Raley endlich verkündete: »Da wären wir«, hatte sie ihr neues T-Shirt durchgeschwitzt.
    Er hatte sie gewarnt, dass Delnos Heim kein Hort der Gastlichkeit war, aber er hatte ihr nicht verraten, dass Delno mitten auf einer Müllhalde in einem extrem eigenwilligen Bauwerk wohnte, das auf Stelzen balancierte, aber hauptsächlich von dem Gerümpel gehalten wurde, das in den Zwischenraum unter den Bodenbrettern gestopft worden war.
    Raley führte sie durch einen Alteisen-Hindernisparcours – einige der verrosteten Objekte konnte sie nicht einmal identifizieren  – und ein paar windschiefe Stufen hinauf. An die Außenwände waren Tierpelze und Alligatorenhäute getackert. Zur Dekoration oder um Löcher zu stopfen, rätselte sie.
    Die drei Hunde dösten auf der winzigen Veranda. Offenbar hatten sie ihren und Raleys Geruch wiedererkannt, denn sie bellten nicht oder rührten sich auch

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