Süßer Tod
vor der Explosion gestanden, als Raley weggegangen war. Während er den Abhang hinab und auf seinen Wagen zuspaziert war, hatte er aus dem Augenwinkel die dunkelrote Familienkutsche bemerkt. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er den Wagen oder den Mann am Steuer erkannt hatte, trotzdem war er sicher, dass es derselbe Mann war, der seine Hütte durchsucht hatte. Er trug noch das gleiche hellblaue Hemd. Auf dem Beifahrersitz saß ein zweiter Mann, und obwohl Raley ihn nicht richtig gesehen hatte, konnte er erkennen, dass er eine Pilotenbrille trug, woraus er schloss, dass es der Mann war, der seinen Pick-up durchsucht hatte.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als in dem Wagen wegzufahren, den er sich gerade erst zugelegt hatte, nur damit sie nicht wussten, was für ein Auto er fuhr. »Dreitausendfünfhundert Dollar zum Fenster rausgeworfen, Arschloch.« Heimlich zeigte er dem Fahrer in der roten Limousine den Finger.
Er drängelte sich in die Autoschlange, die aus dem Friedhof herausfuhr, und beobachtete zu seiner Freude, dass der rote Wagen auf die nächste Lücke in der Schlange warten musste und erst sechs Autos hinter ihm einscheren konnte. Als Raley die Ausfahrt aus dem Friedhof erreicht hatte, bog er auf die Straße und fuhr direkt von dem Motel weg, in dem er und Britt sich eingemietet hatten. Er fuhr zügig, aber nicht zu schnell, weil er keinesfalls von der Polizei angehalten werden wollte.
An der zweiten roten Ampel hatte ihn der rote Wagen eingeholt. Während der nächsten Straßenblocks blieb die Limousine
beharrlich in seinem Rückspiegel, immer mit mehreren Wagen Abstand, aber stets in Raleys Geschwindigkeit und immer auf seiner Spur.
Erst nach fünf Meilen in dichtem Verkehr hatte er das Fahrzeug abgeschüttelt, doch er konnte nicht sicher sein, dass Butch ihn nicht von jemand anderem verfolgen ließ. Er schlängelte sich weiter durch den dichten Verkehr, fuhr mehrmals auf den Expressway und wieder ab und wechselte so oft die Fahrtrichtung, dass ihm niemand unerkannt hätte folgen können.
Genau das erzählte er jetzt Britt, doch er wünschte sich, seine Stimme klänge überzeugender. »Ich glaube, ich habe sie abgehängt, aber sicher bin ich nicht.«
»Das wissen wir erst, wenn jemand mit gezogener Waffe durch die Tür stürmt.«
»Ich habe auch eine Waffe.«
Das schien sie wenig zu trösten. »Du bist nicht immer hier, Raley. Und jetzt haben sie den neuen Wagen gesehen und kennen ihn.«
»Ich bin in die Parkgarage eines Krankenhauses gefahren und habe die Nummernschilder mit denen eines Minivans getauscht, dann habe ich mir einen Marker besorgt und aus einer Drei eine Acht gemacht. Außerdem habe ich diesen Wagen gekauft, weil es Tausende graue Durchschnittskarossen wie unsere gibt. Es wird also nicht einfach sein, uns aufzuspüren.«
»Bis jetzt haben sie es noch jedes Mal geschafft.«
Sie hatte recht, darum wollte er sie nicht mit einem unglaubwürdigen Widerspruch beleidigen. »Du könntest dich immer noch stellen.«
»Nicht bevor ich mehr Material habe und Feuer mit Feuer bekämpfen kann. Sozusagen.« Sie griff hinter sich und nahm mehrere kopierte Dokumente vom Bett, die sie offensichtlich während seiner Abwesenheit studiert hatte.
»Wieso hast du so darauf geachtet, dass niemand dieses Zeug findet?«
»Ich wollte sichergehen, dass eine Kopie der Originaldokumente erhalten blieb. Ich hatte Angst, dass man die Akten manipulieren oder verschwinden lassen würde, sobald ich das Department verlassen hatte.«
»Was genau hast du untersucht, als Jay dich so brutal k. o. gesetzt hat?«
»Die sieben Opfer.«
»In deinen Unterlagen steht, dass darunter auch eine Archivarin war.«
»Ihr Leichnam wurde in einem Treppenhaus gefunden. Dort saß sie gefangen, als die Decke einstürzte. Sie wurde von den Trümmern zerquetscht, wahrscheinlich wäre sie andernfalls an Rauchvergiftung gestorben.«
»Der Zellenaufseher.«
»Wurde gerettet, starb aber zwei Tage später an Verbrennungen und Rauchvergiftung. Es war kein schöner Tod«, ergänzte Raley grimmig.
»Fünf Gefangene starben in der Arrestzelle.«
»Vier Gefangene starben in der Arrestzelle. Es gab einen fünften Verhafteten, der ebenfalls starb.«
Sie sah auf das Blatt in ihrer Hand. »Einen Namen hast du rot eingekreist.«
»Cleveland Jones.«
C leveland Jones’ Leichnam wurde in einem kleinen, abgeschlossenen Raum ohne Fenster und mit massiver Tür gefunden. Der Raum wurde an diesem Tag ausnahmsweise als
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