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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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an ihm vorbei auf den Couchtisch, auf dem ein gerahmtes Foto stand. Die Auflösung war schlecht, und die Farben wirkten zu grell, aber das Kostüm war genauso unverkennbar wie der Hass, der aus den glühenden Augen des Mannes unter der spitzen Kapuze loderte.
    Jones folgte Britts Blick zu dem Foto und sah sie dann mit einem stolzen Lächeln an. »Mein Daddy.«
    Raley fragte: »Sie sind im Klan?«
    »Sind Sie Bulle?«
    »Nein, Feuerwehrmann.«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein. Was geht Sie das an?«
    »Nichts.«
    Britt sagte: »Mr Jones, damals vor dem Brand wurde Cleveland wegen Körperverletzung festgenommen, nicht wahr?«
    »Stimmt. Ich meine, vermutlich.«
    »Wissen Sie Genaueres über die Umstände seiner Verhaftung?«
    »Umstände?«
    »Was ihm genau vorgeworfen wurde, warum er wirklich verhaftet wurde.«
    »Nein, mir hat man immer nur was von Körperverletzung erzählt«, sagte Jones. »Später, meine ich. Als Cleveland tot war. Wie’s aussieht, war es egal, was er gemacht hat. Außerdem hat er nie gesagt …«
    »Er?« Raley beugte sich vor und rückte damit näher an Jones heran.

    »So ein Typ.« Jones’ Miene verhärtete sich, offenbar gefiel es ihm nicht, dass Raley ihm auf die Pelle rückte. Er blieb stumm, bis Raley sich wieder zurückgelehnt hatte. »Ein Bulle. Er kam vorbei, um mir zu erzählen, dass Clevelands Sachen verbrannt waren.«
    »Wissen Sie noch, wie der Mann hieß?«, fragte Raley. »Hieß er Burgess?«
    »Keine Ahnung.«
    »McGowan.«
    »Ich hab gesagt, ich weiß es nicht mehr.«
    Britt stupste mit dem Knie gegen Raleys Schenkel, um ihm zu signalisieren, dass sie die Fragen stellen wollte, denn offenbar löste er bei Jones tatsächlich den von ihr prophezeiten Beißreflex aus.
    »Sie haben nie erfahren, was Cleveland angestellt hatte und weshalb er an diesem Tag in der Polizeizentrale war?«, fragte sie.
    Jones gab ein Schnauben von sich, das entweder Humor oder auch Abscheu ausdrücken konnte. »Wer weiß das schon. Der Junge hatte so ziemlich alles angestellt, was man anstellen kann. Seine Mutter ist abgehauen, müssen Sie wissen, und hat mich mit ihm allein gelassen. Er war von klein auf ein wilder Bursche. Hat ständig die Schule geschwänzt und immer nur Ärger gemacht. Wurde rausgeworfen und ständig bestraft. Hat seinem Sportlehrer eins auf die Nase gegeben, als er ein paar Runden extra laufen sollte. Nach der Zehnten ist er abgegangen.«
    Er schwenkte abwertend die Hand. »Ich hab ihn nicht gezwungen weiterzumachen. Ich hab’s selbst nicht so mit der Schule. In der Schule bringen sie dir nur das bei, was die Regierung dir eintrichtern will. Nicht die Wahrheit. Nicht die wahre Geschichte unseres Landes.«
    Er verstummte, als würde er darauf warten, dass sie an seiner Einstellung zum Bildungssystem und zum Einfluss der Regierung Anstoß nehmen würden, doch sie blieben still, und so fuhr
er fort: »Ich hab versucht, dem Jungen Disziplin einzuimpfen, ihm Vernunft einzubläuen, aber …« Er zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Er war eins von den Kindern, aus denen einfach nichts wird. Hat gestohlen, gelogen und sich mit jedem angelegt, der ihn schief angeschaut hat.
    Einmal hat er die Katze von der Nachbarin abgemurkst, weil sie ihn die ganze Nacht wach gehalten hat. Sie hatte vor seinem Fenster romantische Gefühle bekommen. Am nächsten Tag ist Cleveland zu ihrem Wohnwagen rüber und hat dem Vieh den Hals umgedreht, während ihm die Alte die Pest an den Hals gewünscht hat. Sie hat gedroht, sie würde die Polizei rufen, aber das hat sie nicht gemacht, oder denen war die tote Katze schnurz, jedenfalls sind sie ihn damals nicht holen gekommen.«
    Plötzlich beugte er sich auf seinem Stuhl vor und wackelte mit dem Zeigefinger. »Aber die Sache mit der Kleinen, o Mann.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Das war wirklich übel, also richtig übel.«
    »Die Sache mit der Kleinen?« Britts Stimme war dünn geworden.
    Jones lehnte sich zurück und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. »Das Mädel hat eher ausgesehen wie zweiundzwanzig als wie zwölf«, erklärte er verächtlich. »Wenn mich wer fragt, war die Kleine eine Schlampe und hat Schiss bekommen, als er sie gepflückt hat, darum hat sie dann Cleveland die Schuld in die Schuhe geschoben. Trotzdem glaube ich nicht, dass er sie zwingen musste.«
    Raleys Magen verkrampfte sich angewidert, er konnte spüren, dass es Britt nicht anders ging. Cleveland Jones war kein großer Verlust für die Menschheit. Sein eigener

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