Süßer Tod
sich vor und hauchte ihr im Bühnenflüsterton zu: »Durch das Feuer.«
Miranda löste ihren Griff, trat zurück und distanzierte sich in mehr als einer Hinsicht von ihm. »Mag sein, George, aber ich gehöre nicht zu eurer dysfunktionalen Kleinfamilie.« Ihre Augen glitzerten noch kälter. »Erwarte nicht, dass ich mich von dir mitziehen lasse, wenn du in den Flammen verbrennst, Zuckerherz.«
W ie ich sehe, hat Mr Jones seit meinem letzten Besuch die Renovierungsarbeiten nicht vorangetrieben«, sagte Raley und brachte den Wagen zum Stehen.
Ein Wohnwagen stand einsam auf einem Stück Brachland und wirkte völlig heruntergekommen. Ein muskulöser Hund mit kurzem Fell zerrte zähnebleckend an seiner Kette, mit der er an einem Metallpfosten festgemacht war.
»Woher weißt du, dass er noch hier wohnt?« Britt musste fast schreien, um sich über dem wütenden Gekläff verständlich zu machen.
»Ich habe seinen Namen im Telefonbuch nachgeschlagen, während du geduscht hast.«
»Glaubst du, er ist zu Hause?«
»Der Pick-up steht da.«
Nur ein paar Schritte neben der Tür des Wohnwagens parkte ein Pick-up mit Tarnlackierung und schlammverkrusteten Reifen, die fast so hoch waren wie Britt. An der Radioantenne baumelte das Sternenkreuz der Konföderiertenflagge. »Er sollte den Wohnwagen verschrotten lassen und lieber in den Pick-up ziehen«, bemerkte sie. Verglichen mit dem Wohnwagen war der Pick-up in deutlich besserer Verfassung.
Sie hatte darauf bestanden mitzukommen, und Raley hatte ihr nicht lang widersprochen. Zum einen konnte sie sich nicht schützen, falls die Männer, die nach ihnen suchten, sie im Motel aufspüren sollten. Selbst wenn er ihr die Pistole überließ, würde sie bestimmt nicht schießen. Sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn nur ihr Blick darauf fiel.
Außerdem hätte er sich dann selbst nicht verteidigen können, falls er angegriffen wurde, außer durch brutale Gewalt, und er glaubte nicht, dass er so skrupellos sein konnte wie zwei Männer, die einen todkranken Mann mit einem Kissen erstickten und eine Frau mitsamt ihrem Wagen in den Fluss abdrängten, um sie zu ertränken.
Damit hatte er keine andere Wahl, als die Waffe und Britt mitzunehmen, als er den nächsten Verwandten des verstorbenen Cleveland Jones besuchen fuhr, nämlich seinen Vater.
Er öffnete die Wagentür und schwang den linken Fuß aus dem Auto. Der Hund schnappte völlig über. »Ich hoffe, die Eisenstange ist einbetoniert.«
»Glaubst du, ein Donut könnte ihn ruhigstellen?« Britt griff nach der Tüte mit den Überresten der Donuts, die sie gefrühstückt hatten.
»Ich glaube nicht. Für mich sieht er nach purem Fleischfresser aus.«
Raley stieg aus und umging den Hund in einem weiten Bogen, um dann auf den verrosteten Wohnwagen zuzuhalten. Er trug das Hemd über der Hose, um die Pistole in seinem Hosenbund zu verdecken, und prüfte kurz, ob sie wirklich nicht zu sehen war. Vor fünf Jahren hatte ihn Mr Jones nicht eben herzlich empfangen. Der Empfang wäre wahrscheinlich noch weniger herzlich, wenn er sah, dass Raley mit einer .35er vor seiner Tür auftauchte.
Als Britt neben ihm vor der Metalltreppe zur Wohnwagentür stand, sah er sie kritisch an. Es wäre nicht gut, wenn man sie irgendwo erkannte. Tatsächlich wirkte sie wie ein junges Ding, das sich zufällig eine Baseballkappe aufgesetzt hatte, vielleicht weil die Frisur nicht richtig saß.
Sie war nicht für die Kamera geschminkt, aber die Wangenknochen, die ihr Gesicht so fotogen machten, waren schwer zu verbergen. Heute trug sie Jeans und ein weißes T-Shirt. Raley bemerkte, dass er beides ein bisschen zu klein gekauft hatte. Die
weiße Baumwolle schmiegte sich eng um ihren Oberkörper, und der Jeansstoff saß wie angegossen an ihrem Hintern. Beides sah super aus, war aber nicht die beste Wahl, wenn es darum ging, unauffällig zu wirken, sodass sie möglichst schnell wieder vergessen wurde.
»Vergiss nicht«, sagte er, »falls er dich erkennt, sind wir sofort hier weg. Ohne Wenn und Aber. Sag nichts, was Rückschlüsse darauf zulässt, wo wir zurzeit wohnen. Und tu nichts …«
»Wir haben das schon durchgesprochen, Raley.«
»Ja, aber es ist trotzdem keine gute Idee.«
»Ich bin nicht blöd. Ich werde uns bestimmt nicht verraten.«
»Du solltest eigentlich im Auto bleiben.«
»Ich kann Menschen besser interviewen als du.«
Damit hatte sie argumentiert, seit sie darüber zu streiten begonnen hatten, ob sie bei dem Gespräch mit Jones dabei sein
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