Süßer Tod
Aussage verweigern würde, würden sie ihn ins Gefängnis stecken.«
»Woraufhin jeder Bürgerrechtler im Umkreis von tausend Meilen vor ihrer Tür stehen und Pressefreiheit einfordern würde. So viel Publicity wäre wahrscheinlich ein Karrieresprungbrett für ihn.«
Raley betrachtete die Idee aus verschiedenen Blickwinkeln, aber zuletzt schüttelte er doch den Kopf. »Nehmen wir mal an, dein Kollege ist bereit, vorübergehend ins Gefängnis zu gehen, wenn er dadurch zum Star wird, und einer oder alle Sender strahlen das Video aus. Was hat das dann für rechtliche Konsequenzen?«
»Die Sender könnten sich von der Entstehung des Videos distanzieren.«
»Ich meinte damit, dass wir verantwortlich gemacht werden könnten. Fordyce, McGowan, vielleicht sogar Jays Familie und die Wickhams könnten uns wegen Verleumdung anzeigen und würden vor Gericht garantiert gewinnen. Wir können alles Mögliche behaupten, aber beweisen können wir nichts.«
»Verflucht noch eins.« Sie schlug sich mit der Faust aufs Knie. »Es läuft immer wieder darauf hinaus.«
»Es läuft immer wieder darauf hinaus«, wiederholte er grimmig. »Wir würden nach dem Rechtsstreit nicht nur in Schulden versinken, wir müssten auch bis an unser Lebensende auf der Hut sein. Sie haben Jay getötet, um ihr Geheimnis zu bewahren, dabei war er einer von ihnen.«
»Dich haben sie nicht umgebracht.«
»Das hielten sie damals nicht für nötig. Die Verbannung genügte. Jetzt habe ich mit George geredet, und sie wissen, dass ich ihnen auf den Fersen bin. Ich habe praktisch mit dem roten Tuch vor ihrer Nase herumgewedelt.«
»Warum hast du dir eigentlich von ihm in die Karten schauen lassen?«
»Fragst du das als Verbündete oder als Reporterin?«
»Beides.«
Er überlegte kurz und sagte dann: »Um die Sache voranzutreiben, schätze ich. Fünf Jahre hat das an mir gefressen. Ich will den Fall endlich lösen, abschließen, hinter mich bringen, so oder so.«
Sein letzter Halbsatz war so ernüchternd, dass sie minutenlang kein Wort wechselten. Dann sagte Britt: »Mein nächster Vorschlag wird dir noch weniger gefallen.«
»Probier’s aus.«
»Ruf Richterin Mellors an.«
»Nein.«
»Hör zu, Raley, ich weiß, dass du sie nicht hineinziehen möchtest, jetzt schon gar nicht, aber sie ist eine wertvolle Verbündete.
Wenn du sie nicht anrufen möchtest, werde ich es tun, auch wenn ich sie damit wirklich in Schwierigkeiten bringe. Schließlich bin ich auf der Flucht. Mir zu helfen würde nicht nur gegen ihr Berufsethos verstoßen, es wäre auch illegal. Du hingegen bist ein alter Freund, der nach Antworten sucht.«
»Ich weiß, dass es nur vernünftig wäre«, fiel er ihr ins Wort. »Aber ich will Candy auf keinen Fall in eine Situation bringen, in der sie nur verlieren kann. Falls sie uns hilft, setzt sie damit ihre Ernennung aufs Spiel. Falls nicht, lässt sie einen Freund im Stich. Sie kann gar nicht gewinnen.«
»Es sei denn, sie könnte dir helfen, ohne dass jemand davon erfährt.«
Er dachte kurz darüber nach. »Und es sei denn, ich würde sie nur um einen winzigen Gefallen bitten.«
»Welcher winzige Gefallen schwebt dir da vor?«
»Ein Anruf.«
»Bei?«
»Cobb Fordyce.« Als er sah, wie überrascht Britt aussah, sagte er: »Ich würde gern unser einziges persönliches Gespräch fortsetzen, in dem er meine Behauptung, ich sei unter Drogen gesetzt worden, als Unfug abgetan hat.«
»Warum hat er damals nicht weiterermittelt? Und sei es auch nur zum Schein?«
»Verdammt gute Frage«, sagte er. »Fordyce hat sich damals auf das absolut Notwendige beschränkt. Er hat sich so weit wie möglich aus der ganzen hässlichen Geschichte um Suzi Monroe herausgehalten. So weit wie überhaupt möglich.«
»Ein eigenartiges Verhalten für jemanden, der sich damit brüstet, allen Verbrechensopfern als Anwalt zu dienen. Und der den Medien sonst nie aus dem Weg geht.«
»Genau das finde ich auch. Er hat den Fall Suzi Monroe so weit von sich weggeschoben wie Jay meine Ermittlungen wegen Brandstiftung.«
»Offenbar war Fordyce in die Sache verwickelt.«
»In diesem Punkt werde ich dir bestimmt nicht widersprechen.«
Aus einem Impuls heraus bog Raley auf den Parkplatz eines Supermarktes und fuhr weiter zur Seite des Gebäudes, wo an der Außenwand ein Münztelefon hing. Es lag abseits des geschäftigen Eingangsbereiches, wo überall Überwachungskameras montiert waren und ständig Kunden kamen und gingen.
»Sind diese Dinger im Handyzeitalter
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