Süßer Tod
ich los zum nächsten Münztelefon.«
»Was wird Fordyce wohl sagen?«
Raley lag ausgestreckt auf dem Doppelbett neben dem, auf dem sie ruhte, und ließ die Zeit vergehen. Er hatte das flache Kissen unter dem Kopf zusammengeschoben. Den Unterarm hatte er über die Stirn gelegt. »Ich weiß es nicht. Aber Candy ist
meine letzte und beste Chance. Ich habe ziemlich dick aufgetragen, an ihr Pflichtgefühl und ihren Glauben ans Gesetz appelliert. Immerhin hat sie versprochen, ihr Bestes zu geben, damit er mich empfängt.«
»Vielleicht hättest du nicht so brutal ehrlich sein sollen.«
Ohne den Arm von der Stirn zu nehmen, sah er sie über den schmalen Spalt zwischen den beiden Betten an.
Sie sagte: »Ich meine, du hast ihr erzählt, dass du ihm gleich mehrere Schwerverbrechen unterstellst. Vielleicht hättest du ihr ein bisschen Sand in die Augen streuen sollen.«
»Vielleicht hättest du anrufen sollen. Den Leuten Sand in die Augen zu streuen ist eindeutig deine Stärke.«
»Man könnte das auch als Diplomatie bezeichnen.«
»Oder als Lügen.«
Sie schnaufte frustriert. »O Mann, du bist wirklich unerbittlich.«
»Candy nannte es zäh.«
»Nenn es, wie du willst, jedenfalls kannst du wirklich unversöhnlich sein. Wahrscheinlich ist Hallie darum…« Sie brach ab und murmelte: »Vergiss es.«
»O nein.« Er wälzte sich auf die Seite und stützte sich auf einen Ellbogen. »Jetzt hast du schon angefangen. Wahrscheinlich hat Hallie darum was?«
Sie beobachtete ihn genau, halb neugierig, wie er reagieren würde, halb ängstlich vor seiner Reaktion. »Wahrscheinlich ist sie nicht zu dir zurückgekommen, weil du nicht zu versöhnen warst.«
»Nach Jay, meinst du. Nachdem er zur nächsten Blüte weitergeschwirrt ist.«
»Hättest du es denn noch einmal mit ihr versucht, wenn sie reuevoll zu dir zurückgekehrt wäre?«
»Nach Suzi Monroe war ich wohl kaum in der Position, jemandem seine Untreue vorzuwerfen, oder? Kopfmäßig hätte ich Hallie verziehen. Aber nein, ich hätte mich nicht wieder für sie entschieden.«
»Weil sie sich ausgerechnet mit Jay eingelassen hatte.«
»Weil sie sich so schnell mit ihm eingelassen hatte. Sie wusste, wie er war, wie seicht und egoistisch er sein konnte. Wir haben oft über seine Charakterfehler gesprochen. Sogar darüber gelacht, wie er seine Egomanie zur Kunstform erhoben hatte. Trotzdem zog sie ihn mir vor.«
Britt überlegte, ob sie es dabei bewenden lassen sollte, aber die Neugier ließ ihr keine Ruhe. »Dennoch hast du sie irgendwie …«
»Was?«
»In seine Arme getrieben. Oder nicht? Wolltest du ihre Liebe und Treue auf die Probe stellen, als du ihr angeboten hast, vorübergehend auf Abstand zu gehen?«
»Vielleicht.« Er sackte auf den Rücken zurück. »Falls ich sie auf die Probe gestellt habe, hat sie versagt. Du behauptest, ich hätte nicht um sie gekämpft, aber sie hat genauso wenig um mich gekämpft.«
»Warum hast du dann Jahre später versucht, sie aufzuspüren?«
Er lachte bitter auf. »Gute Frage, Miss Shelley. Das habe ich mich auch tausendmal gefragt. Zur Selbstgeißelung? Weil es mir noch nicht schlecht genug ging? Neugier? Einsamkeit? Vielleicht aus einer Mischung all dieser Motive.
Jedenfalls hat es mich einerseits ungeheuer geärgert, als ich hörte, dass sie geheiratet und inzwischen ein Kind hat. Aber nicht aus Eifersucht. Ich liebte sie nicht mehr. Sie war mir andererseits immer noch so wichtig, dass ich mich für sie freute, weil sie Jays Abfuhr überwunden hatte.«
»Warum hat es dich dann auch geärgert?«
»Weil mir ihr neu gefundenes Glück umso deutlicher vor Augen führte, wie beschissen mein eigenes Leben war. Das machte mich rasend. Ihr, Jay, Fordyce, allen ging es blendend. Suzi Monroe war nichts weiter gewesen als ein unbedeutendes Schlagloch auf ihrer Lebensbahn. Sie waren darüber hinweg und auf dem
Weg nach oben. Ich dagegen steckte fest und kam nicht mehr vom Fleck.«
»Du hättest in eine andere Stadt ziehen und dich dort bei der Feuerwehr bewerben können.«
»Damit man mir dankend die Tür weist. Sobald sie meinen Lebenslauf überprüft hätten, hätte man mich wegen persönlicher Defizite abgelehnt.«
»Du hättest etwas anderes tun können. Dir einen neuen Beruf suchen.«
»Ich wollte immer nur Feuerwehrmann sein. Dafür habe ich mich jahrelang ausbilden lassen. Auf diesem Feld habe ich gearbeitet, und zwar gern gearbeitet. Außerdem hatte ich meinen Job hier noch nicht erledigt.«
»Nicht nur unversöhnlich,
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