Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
Vom Netzwerk:
sondern auch starrköpfig.«
    Sie wollte ihn nur aufziehen, doch er antwortete nicht, wahrscheinlich hatte er auch das als Kritik an seiner Persönlichkeit aufgefasst. Minutenlang köchelte das Schweigen zwischen ihnen. Er brach es zuerst. »Candy glaubt, dass es mir um diese Sache mit Suzi Monroe geht. Um Hallie und Jay. All das. Sie meint, es würde nichts bringen, weiter wütend auf ihn zu sein, weil man sich mit einem Toten nicht mehr aussöhnen kann.«
    »Sie hat dich ziemlich gut durchschaut. Immerhin hast du mir erzählt, dass du die letzten fünf Jahre damit zugebracht hast, deine Rache zu planen.«
    »Stimmt, aber inzwischen geht es mir nicht mehr darum.«
    »Worum geht es jetzt?«
    »Es geht um sieben Menschen, die unschuldig sterben mussten. Acht, wenn man Suzi dazuzählt.«
    Er starrte immer noch zur Decke auf, sodass sie nur sein Profil sehen konnte, aber sein Tonfall hatte sich verändert. »Diese Menschen wurden ermordet, Britt. Niemand außer uns weiß, dass ein oder mehrere Mörder ungestraft davonkamen. Niemand hegt auch nur einen Verdacht. Niemand wurde für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen. Meinetwegen kannst du mich
unversöhnlich und unnachgiebig nennen. Ich werde nicht verzeihen und nicht nachgeben, weil selbst Cleveland Jones, dem allem Anschein nach nicht mehr zu helfen war, Gerechtigkeit verdient.«
    Nach kurzem Schweigen befand sie: »Das geht dir wirklich nahe.«
    Er drehte den Kopf, sah sie an und zuckte gleich darauf mit den Achseln. »Nahe? Wahrscheinlich schon. Als Kind habe ich davon geträumt, Feuerwehrmann zu werden, weil ich andere Menschen und ihr Eigentum retten wollte, weil ich mein Leben riskieren wollte, um anderen zu helfen, weil ich dafür sorgen wollte, dass Brandstifter gefasst und bestraft werden. Sehr idealistisch. Sogar arrogant. Aber so habe ich empfunden.«
    »Die meisten kleinen Jungs wollen Feuerwehrmann werden, damit sie im Feuerwehrauto herumfahren können.«
    »Das hat natürlich auch eine Rolle gespielt«, gestand er und grinste kurz. »Genau wie die coolen Uniformen, die schweren Geräte und die Stange, an der man runterrutschen durfte, und natürlich die Tatsache, dass man im Feuerwehrhaus abhängen kann. Diese ganze Macho-Männer-Kiste.« Sie lächelten einander an.
    »Was war dein einprägsamstes Erlebnis als Feuerwehrmann?«
    Die Antwort kam ohne langes Nachdenken. »Als ich einen Mann gerettet habe, der in seinem Unfallauto eingeklemmt war.«
    »Erzähl mir davon.«
    »Als wir ankamen, schrie er wie am Spieß, dabei war er gar nicht so schwer verletzt. Ich beruhigte ihn halbwegs, erklärte ihm, dass wir ihn rausholen könnten und dass alles gut würde. Eine halbe Stunde später war er ein bisschen zerschunden, aber ohne schwere Verletzungen zum Krankenhaus unterwegs.«
    »Das ist eine schöne Geschichte mit einem Happy End.«
    Er sah sie erst an und dann wieder an die Decke. »Ganz und gar nicht. Nachdem wir ihn in den Krankenwagen verfrachtet hatten, mussten wir noch einmal zu dem Auto zurück und
seinen vierjährigen Sohn aus dem Wrack schneiden. Sein Leib klemmte unter dem Motorblock, und als wir ihn herauszuholen versuchten …« Er verstummte, wartete kurz ab und setzte erneut an. »Alles fiel auseinander. Es hatte ihn in Stücke zerfetzt.« Er verstummte wieder und räusperte sich dann.
    »Du musst wissen, sein Dad war mit ihm zum Supermarkt gefahren. Als sie zurückfahren wollten, wehrte sich der Kleine mit Händen und Füßen dagegen, in seinen Kindersitz geschnallt zu werden. Seinem Dad war es peinlich, dass der Junge so brüllte und alle auf dem Parkplatz zu ihnen hersahen, er wusste nicht, wie er mit diesem Tobsuchtsanfall fertig werden sollte.
    Also gab er schließlich nach und erklärte dem Kleinen, er dürfe vorne mitfahren. Sie hatten es nicht weit nach Hause. Er sollte nur dieses eine Mal vorne sitzen dürfen. Aber es brauchte nur dieses eine Mal, diese eine Fehlentscheidung. Ein Laster überfuhr eine rote Ampel und überrollte den Wagen.« Nach ein paar Sekunden ergänzte er: »Das Kind wäre heute elf oder zwölf Jahre alt. Ich kann mir vorstellen, dass sich sein Vater oft an diesen Tag erinnert.«
    Britt blieb lange still und fragte schließlich: »Hast du so was öfter erlebt?«
    »Nein. Gott sei Dank. Aber du hast mich nach dem einprägsamsten Erlebnis gefragt. Das ist es. Eindeutig.« Er wandte den Kopf und fragte: »Was ist mit dir?«
    »Mir?«
    »Bist du mit Leib und Seele Journalistin?«
    Ihre Antwort kam langsam.

Weitere Kostenlose Bücher