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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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vermeiden wollen.
    »Wir haben heute Nachmittag versucht, eine Stellungnahme von Attorney General Cobb Fordyce zu dem unaufgeklärten Tod von Jay Burgess zu bekommen, aber Mr Fordyce war leider nicht zu erreichen. Wie viele unter Ihnen noch wissen werden, gehörten Fordyce und Burgess zu den vier Männern, die bei dem Brand in der Polizeizentrale von Charleston vor vier Jahren unter Einsatz ihres eigenen Lebens viele andere Menschenleben retteten.«
    Schnitt auf eine Archivaufnahme des in Flammen stehenden Gebäudes, umgeben von Feuerwehrfahrzeugen, die hilflos Wasser in ein unkontrollierbares Inferno spritzten. Dann erschien auf dem Bildschirm ein Foto von ihm selbst, Jay Burgess, Patrick Wickham und George McGowan, alle mit Sauerstoffmasken über den rauchgeschwärzten Gesichtern, mit verkohlten Kleidern, versengtem Haar, gesenkten Köpfen und kraftlos herabhängenden Schultern.
    Dieses Foto hatte es nicht nur auf die Titelseite jeder Zeitung in den Südstaaten, sondern auch auf die der New York Times
geschafft. Zeitschriften im ganzen Land hatten es neben Artikeln abgedruckt, in denen ihrer Tapferkeit Tribut gezollt wurde. Der Fotograf war für den Pulitzerpreis nominiert worden.
    »Attorney General Fordyce arbeitete damals im Büro der Staatsanwaltschaft von Charleston«, erläuterte der Reporter, als er wieder ins Bild kam. »Die anderen drei Männer waren Polizisten. Jay Burgess ist der Zweite aus der Reihe der damaligen Helden, der inzwischen gestorben ist. Patrick Wickham kam ein knappes Jahr nach dem Brand auf tragische Weise bei einem Einsatz ums Leben.
    Gestern sprach ich mit George McGowan, der inzwischen als Geschäftsmann in Charleston lebt. Ich bat ihn, den Tod seines Kameraden zu kommentieren. Er weigerte sich, vor die Kamera zu treten, erklärte mir aber, Jay Burgess sei der beste Freund gewesen, den sich ein Mann nur wünschen könne, und er werde von allen, die ihn gekannt haben, schmerzlich vermisst.«
    Der Reporter gab zurück zu den Nachrichtenmoderatoren, die sich ebenfalls über die tragischen und dramatischen Elemente der Story ausließen. Das Segment endete mit dem legendären Bild, wobei die Studiokamera auf das rußige und verdreckte Gesicht von Jay Burgess zoomte, in dessen Augen und Tränenspuren der Widerschein der Flammen zu erkennen war.
    Cobb klickte auf die Fernbedienung, und das Bild erlosch. Er hasste dieses gottverdammte Foto. Weil es seiner Karriere solchen Auftrieb gegeben hatte, erwartete jeder, dass er eine gerahmte Kopie davon in seinem Büro hängen hatte. Genau aus diesem Grund hatte er keine.
    Er stand aus seinem Schreibtischsessel auf und trat ans Fenster. Wie zu erwarten parkten die Übertragungswagen in einer langen Schlange am Straßenrand; Reporter aus verschiedensten Teilen des Bundesstaates nahmen mit dem Capitol im Hintergrund die Journalisten vor der Kamera auf.
    Der Brand in der Polizeizentrale. Es war ein wiederkehrender Albtraum. Diesmal war er durch Jays Tod zu neuem Leben
erweckt worden. Dabei wünschte sich Cobb Fordyce nur, dass die ganze Sache ein für alle Mal begraben bliebe. Er wünschte sich, die Presse würde nicht mehr darüber berichten, doch die genoss es anscheinend, die alten Bänder abzuspielen, die Geschichte aufzuwärmen, das unsterbliche Foto zu präsentieren. Er wünschte sich, die Wähler würden nicht ständig daran erinnert, dass er vielleicht nicht gewählt worden wäre, wenn es damals nicht gebrannt hätte.
    Vor allem wünschte er sich, er würde selbst nicht ständig daran erinnert.

N achdem Britt die Pressekonferenz hinter sich gebracht hatte, blieb sie den restlichen Tag zu Hause.
    Dort war sie vor allem mit Telefonanrufen beschäftigt. Zum Teil riefen Bekannte an, zum Teil Reporter. Alle lechzten nach Informationen, nach saftigen Details aus ihrer Nacht mit Jay Burgess. Ihre Bekannten kamen dabei kaum subtiler zum Kern der Sache als die forschen Reporter. Sie erklärten, wie sehr die Nachricht sie erschreckt hätte und wie wütend sie seien, dass sie sich rechtfertigen müsse. Aber hinter den Beileidsbekundungen ahnte Britt die bohrende Neugier zu erfahren, was wirklich vorgefallen war. Schließlich war sie es leid, sich ständig wiederholen zu müssen, und ging nicht mehr ans Telefon.
    Der einzige Anruf, den sie herbeisehnte, war der von Bill Alexander, der ihr hoffentlich erklären würde, dass in ihrem Urin Spuren von Rohypnol gefunden worden seien, einer äußerst effektiven Vergewaltigungsdroge, die manchmal bis zu

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