Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
Vom Netzwerk:
aufgegeben«, sagte er leise. »Du hast sie alle ermorden lassen. Pat senior. Jay. Deinen Freund Jay.«
    Sie lächelte sarkastisch. »Ich steckte schon zu tief drin, ich musste mich und meine Karriere schützen.«
    »Du kannst jetzt aufgeben.« Er wollte sie nicht so verschrecken, dass sie sprang, und näherte sich darum nur ganz behutsam, Zentimeter um Zentimeter, immer darauf bedacht, in keiner Geste oder Bewegung bedrohlich zu wirken.
    Ihr Blick zuckte an ihm vorbei. Er sah kurz über die Schulter. Zwei Polizisten des Einsatzkommandos hatten sich aus dem Fenster am Gebäude abgeseilt und kauerten jetzt vor der Wand, die Gewehre auf Candy gerichtet.
    »Nicht näher kommen!«, rief Raley. Sie blieben, wo sie waren, aber ohne die Waffen zu senken. »Ich will mit ihr reden«, bat er nachdrücklich. Dann wandte er sich wieder an Candy. »Gib ihnen nicht diese Befriedigung. Gib auf. Es ist vorbei.«
    »Sie sehen das anders«, sagte sie nach einem kurzen Blick über die Schulter.
    Er konnte nicht über die Dachkante sehen und wusste daher nicht, was sich unten abspielte, aber er konnte es sich vorstellen. Er konnte hören, wie die Polizei die Schaulustigen zurückdrängte. Sirenen kündigten die Ankunft mehrerer Notarztwagen an. Reporter und Kameramänner rangelten bestimmt um die besten Plätze für ihre Liveberichte.

    »Das war nicht die Sensationsstory, die ich für heute geplant hatte«, sagte Candy und bestätigte damit seine Vermutungen.
    Er hörte hinter sich Stiefel quietschen und schloss daraus, dass sich die Polizisten näherten, wenigstens stürmten sie nicht auf Candy zu. Sie gaben ihm noch eine Chance, sie vom Springen abzubringen. Wie viel Zeit blieb ihm noch, bis sie eingriffen? Wie viel Zeit blieb ihm noch, bis sie beschloss, dieses Gespräch unter ihren Bedingungen zu beenden?
    »Von einer Ernennung durch den Präsidenten zu dem hier«, murmelte sie.
    »Es tut mir leid, dass es so für dich enden musste, Candy.«
    Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn verächtlich an. »Von wegen.«
    »Wirklich, es tut mir leid. Eigentlich alles, angefangen damit, dass Pat junior im Park von einem hasserfüllten Skinhead zusammengeschlagen wurde.«
    Das Knattern der Rotoren lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den nahenden Hubschrauber. Sie blickte über die Dächer und konnte sehen, wie er tief über den Häusern auf sie zugeflogen kam und wie weitere Polizisten des Sondereinsatzkommandos auf den umliegenden Dächern Position bezogen.
    Sie drehte sich zu Raley um und sah ihn zurückzucken. Er hatte ihre Ablenkung genutzt, um lautlos näher zu kommen, und war jetzt nur noch zwei Schritte, knapp außerhalb seiner Reichweite, von ihr entfernt.
    »Ich kann nicht entkommen, oder, Raley?«
    Er schüttelte den Kopf und wagte noch einen Schritt. »Nein, aber du musst nicht sterben.«
    »Nein, versteh doch, das muss ich sehr wohl. Alles, wofür ich gearbeitet habe, ist verloren. Wozu also weitermachen?«
    Damit lehnte sie sich nach hinten.
    Raley machte einen Satz nach vorn. Sein linker Oberarmknochen brach, als er auf der Dachkante landete. Vor Schmerz schrie er auf. Oder aber vor Freude, weil er mit der rechten Hand gerade
noch Candys linke Hand zu fassen bekam. Ohne auf die Schmerzen in seinem anderen Arm zu achten, hielt er sie fest. Er linste über die Dachkante und sah, wie ihre Füße in der Luft strampelten, wie sie gegen die Ziegelwand trat, wie sie ihre Hand zu befreien versuchte.
    »Lass mich los, Raley«, rief sie zu ihm hoch. »Lass mich in Gottes Namen los!«
    Die Männer des Einsatzkommandos tauchten links und rechts neben ihm auf. Einer ließ das Gewehr fallen und streckte die Hand nach Candys Arm aus. Aber er bekam sie nicht zu fassen. Nur Raley konnte sie noch halten. Aus den Schnittwunden in ihrer Hand quoll glitschiges Blut, über dem er sie kaum noch greifen konnte, trotzdem ließ er nicht los.
    »Raley, bitte«, stöhnte sie und verdoppelte ihre Anstrengungen, sich zu befreien.
    Vom Blut schmierige Haut rutschte ein paar Millimeter durch seine Finger. Sein Schultergelenk schmerzte unter der Anstrengung, sie zu halten. Sein linker Arm war nicht zu gebrauchen, der Schmerz brannte sich in sein Gehirn. Trotzdem biss er die Zähne zusammen und hielt sie fest.
    »Lass los!«, schrie sie. »Ich habe dein Leben ruiniert, du Idiot!«
    In diesem Moment wollte ihm kein einziger Grund mehr einfallen, die Hand nicht zu öffnen.
    Ihre Blicke verbanden sich. In ihren Augen sah er die gleiche Hoffnungslosigkeit, die auch er

Weitere Kostenlose Bücher