Süßer Tod
führen.
»Wie sind Sie am Tag des Brandes aus dem Gebäude entkommen?« , fragte sie.
Die Richterin wieherte kurz auf. »Jay legte das Feuer, und wir ließen Jones allein im Raum zurück. Ich wurde nicht mehr gebraucht, darum verabschiedete ich mich. Als ich einen halben Block entfernt war, konnte ich Rauch riechen, und der Feueralarm ging los. Ich stellte mich zu den Schaulustigen, die zum Gebäude eilten, um den Feuersturm zu verfolgen. Niemand ahnte, dass ich die Zentrale gerade verlassen hatte.«
»Ihre Mittäter hätten das bestimmt nicht verraten.«
»Nicht ohne sich selbst zu belasten.«
»Sie haben auch geholfen, die Sache mit Suzi Monroe einzufädeln.«
»Ich wollte das Raley nicht antun, wirklich nicht.« Zwischen die dichten Brauen grub sich eine steile Falte, die ihre Reue fast glaubhaft wirken ließ. »Früher war er immer nett zu mir. Ich war nicht hübsch und gehörte nie zu den beliebten Mädchen. Er und Jay neckten mich ständig, aber Raley war nie so grausam, wie Jay es sein konnte. Raley hat mich immer anständig behandelt.«
»Das haben Sie ihm gedankt, indem Sie seinen Ruf ruiniert und sein Leben zerstört haben?«
Die Falte auf der Stirn glättete sich wieder, und sie zuckte mit den Achseln. »Wie gesagt, Britt, ich habe noch nie einen Beliebtheitswettbewerb gewonnen. Und ich musste an meine Karriere denken. Nein, ich musste meine Karriere aufbauen. «
»Selbst wenn Sie dafür über Leichen gehen mussten«, sagte
Britt. »Cleveland Jones. Suzi Monroe. Pat Wickham senior. Ich nehme doch wenigstens an, dass Sie auch den tödlichen Schusswechsel in der Gasse inszeniert haben.«
»Er drohte einzuknicken, zu zerbrechen. Ich hatte Angst, dass er alles gestehen könnte.« Sie zuckte mit den Achseln, sah an Britt vorbei auf Smith und sagte: »Also habe ich das Nötige unternommen.«
»Was hielten Jay und McGowan von dieser praktischen tödlichen Schießerei?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie gefragt. Vielleicht hatten sie den Verdacht, dass ich etwas damit zu tun haben könnte, aber auf jeden Fall taten wir alle so, als hätten wir es mit einer schrecklichen Tragödie zu tun, und sprachen nie wieder darüber.«
Um Zeit zu gewinnen, folgerte Britt: »Das Geheimnis blieb also ein paar weitere Jahre gewahrt. Dann bekam Jay Krebs. Haben Sie mit George abgesprochen, was Sie seinetwegen unternehmen sollten?«
Candy schüttelte den Kopf. »George trinkt zu viel. Ich durfte nicht riskieren, dass er irgendwann im Vollrausch redselig wird. Darum handelte ich auch diesmal allein. Also, allein bis auf Mr Smith und seinen Partner Mr Johnson.«
»Der Mann, der auch in Fordyces Haus war.«
»Genau der. Auch wenn ich bezweifle, dass er wirklich Johnson heißt.«
»Haben Sie die beiden im Branchenbuch gefunden? Oder über das Arbeitsamt?«
Candy lachte kurz. »Sagen wir, über eine Personalvermittlung im Untergrund. Sie sind ausgesprochen praktisch, wenn man sie braucht. Sie flogen erst an dem Tag aus St. Louis ein, an dem Sie sich mit Jay im Wheelhouse treffen wollten.«
»Und heute Morgen hat Johnson sofort auf Fordyces Anruf reagiert.«
»Wir haben auch das Telefon des AG angezapft und mitgehört, wie er seine Assistentin anrief und bat, einen Wachmann
aus dem Kapitol vorbeizuschicken, damit er Sie und Raley in ein Hotel bringt. Zum Glück für mich hat sich Fordyce nicht genauer darüber ausgelassen, warum er Sie hinter Schloss und Riegel haben wollte. Noch besser war, dass Johnson bereits am Kapitol wartete, um Sie und Raley abzufangen, sobald Sie zu dem Termin um elf auftauchten. Er fuhr sofort zu Fordyce nach Hause und spielte dort den angeforderten Wachmann.«
Britt fiel ein, dass Raley prophezeit hatte, sie würden überfallen, noch bevor sie das Kapitol betreten konnten, und sie erinnerte sich an Johnsons Erklärung, warum er nicht in Uniform war. Trotzdem wollte ihr das alles nicht in den Kopf. »Wollen Sie mir erzählen, dass Cobb Fordyce diesen Johnson tatsächlich für einen Wachmann gehalten hat?«
»Mein Gott, Britt«, erwiderte die Richterin gereizt. »Haben Sie es immer noch nicht kapiert? Cobb Fordyce hatte nichts mit Cleveland Jones oder Suzi Monroe zu tun. Alles, was er Ihnen und Raley erzählt hat, stimmt.« Sie ließ lächelnd die kleine Videokassette in ihre Handtasche fallen. »Zu dumm, dass niemand dieses Video zu sehen bekommen wird. Wahrscheinlich haben Sie einen der krönenden Momente im Leben unseres AG festgehalten. Was irgendwie ergreifend ist, wenn man es
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