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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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ihn nicht verstanden. »Zieh dir Hosen an«, wiederholte Jay.
    Raley drehte sich langsam um die eigene Achse und entdeckte seine Hose in einem Haufen von Kleidern, die teils ihm und teils dem Mädchen gehörten. »FCUK« glitzerten ihm höhnisch die Strasssteine entgegen. Er stieg in seine Hose, streifte sie über die Beine und zog den Reißverschluss hoch, er bewegte sich nur noch mechanisch.
    »Was ist passiert?«, fragte Jay.
    Raley sah ihn verdattert an. »Was?«
    »Was ist passiert? Jesus, Raley. In meinem Haus liegt eine tote Frau. Neben dir im Bett. Was ist verflucht noch mal passiert?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Was soll das heißen, du weißt es nicht?«
    »Dass ich es nicht weiß. Ich kann mich nicht erinnern.« Er deutete auf die Tote. »Ich weiß nicht einmal, wie sie heißt.«
    Jay stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn fassungslos an. Erst als er in der Ferne eine Sirene heulen hörte, gab er seine Pose auf und wurde aktiv. Sein Blick huschte durch das ganze Zimmer und kam schließlich auf einer Frauenhandtasche zu liegen.

    Er holte sie her, kramte darin herum und förderte eine Brieftasche zutage. Er klappte sie auf. »Suzi mit i. Monroe.« Er warf Raley einen fragenden Blick zu.
    Raley schüttelte den Kopf. »Falls sie mir ihren Namen verraten hat, habe ich ihn wieder vergessen.«
    »Ich habe sie gestern auch zum ersten Mal gesehen«, sagte Jay. »Ich habe nach dir Ausschau gehalten und mitbekommen, wie sie dich auf der Terrasse angebaggert hat.«
    Raley fuhr sich mit der Hand über das klamme Gesicht. »Ja, daran kann ich mich noch vage erinnern. Sie kam zu mir und fing an zu reden. Sie hatte eine Margarita für mich dabei. Wir gingen raus, rüber zum Pool, glaube ich.«
    Jay sah ihn ungläubig an. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so breit warst.«
    »Was redest du da?«
    »Raley, du und diese Kleine…« Er verstummte und schüttelte ungeduldig den Kopf. »Dafür haben wir jetzt keine Zeit.« Die Sirene war inzwischen lauter geworden. Sie war schon in der Nähe. Jay wühlte weiter in der Handtasche.
    »Was suchst du denn?«
    »Sie taucht uneingeladen auf einer Party auf und schmuggelt sich unter die Gäste. Was sagt dir das? Sie ist ein echtes Partygirl, oder?«
    Raley war zu benebelt, um zu durchschauen, was Jay ihm mitzuteilen versuchte.
    »Aha!« Dabei zog er ein kleines Aluminiumbriefchen aus ihrer Handtasche. Er hielt es an der äußersten Ecke zwischen zwei Fingernägeln fest, damit Raley es sehen konnte, und ließ es dann wieder in die Tasche fallen. Danach ging er auf die Knie und untersuchte die Tischfläche des Nachttisches. »O Mann.« Als er wieder aufgestanden war, beugte er sich über das reglose Mädchengesicht und untersuchte es mit dem geübten Blick eines Polizisten. »Eine Koksnase.« Er richtete sich auf und wandte sich an Raley. »Habt ihr gestern was durchgezogen?«

    Raley starrte ihn an und traute seinen Ohren nicht. Auf dem College hatten er und Jay mit Marihuana experimentiert, aber beide hatten beschlossen, dass ihnen der Alkohol einen angenehmeren Rausch bescherte. Außerdem war er billiger und noch dazu legal. Jay wusste ganz genau, dass Raley keine Drogen nahm.
    Jay sagte: »Ich nehme dein fahlgesichtiges Schweigen als Nein.«
    Die Sirene wurde noch lauter und erstarb schließlich. Jay schob Raley beiseite und eilte zur Haustür. »Ich lasse sie rein. Ich muss die Kollegen anrufen. Ich kümmere mich um alles, okay? Du hältst gegenüber den Sanitätern die Klappe. Du bist zu erschüttert, um was zu sagen, okay?«
    »Ich bin tatsächlich zu erschüttert, um was zu sagen.«
    »Gut.« Jay zeigte ihm den erhobenen Daumen und verschwand, um die Rettungssanitäter hereinzulassen.
    Raley kannte sie. Sie sahen ihn mit offenem Mund an, als sie das Zimmer betraten und ihren Quasikollegen neben dem Bett mit der nackten Leiche stehen sahen. Aber sie machten sich sofort an die Arbeit und verschwendeten keine Zeit darauf, Fragen zu stellen.
    Die nächste halbe Stunde verging wie im Traum. Als Raley sich die Ereignisse später der Reihe nach ins Gedächtnis zu rufen versuchte, überlappten sie sich immer mehr und verquirlten sich schließlich zu einem Mischmasch von teils verschwommenen, teils präzisen Bildern. Von der vorausgegangenen Nacht war ihm nur noch im Gedächtnis, wie er mit Candy auf Jays Party gekommen war, wie er seinen heimlichen Abgang geplant hatte und wie dann das Mädchen hinter ihm aufgetaucht war.
    Die Sanitäter riefen den amtlichen Leichenbeschauer

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