Süßer Tod
leid«, sagte er. »Ich weiß, das Zeug brennt. Aber das geht gleich vorbei.«
»Schon gut.«
»Ich bin fast fertig. Und du möchtest bestimmt nicht, dass sich die Wunde entzündet.« Er betupfte den Schnitt noch mehrmals und stellte dann die Toilettenpapierrolle und die Flasche mit Desinfektionsmittel auf dem Nachttisch ab. »So. Siehst du?« Er stand auf und klopfte sich die Hände ab. »Alles erledigt.«
Als sie zu ihm aufsah, waren ihre Augen so groß und wässrig, dass sie ihr ganzes Gesicht beherrschten. Immer wieder schluchzte sie leise, und ihre Lippen bebten. Eine Träne glitt in ihren Mund, direkt am Mundwinkel, wo die Lippen aufeinandertrafen. Sie schien es nicht zu merken.
»Ich hatte … solche Angst.«
Er verzichtete auf jede aufgesetzte Fröhlichkeit und erklärte ihr ernst: »Ich weiß.«
»Ich konnte ni-nichts tun.«
»Nein.«
»Ich wollte sie abhängen, aber die Straße …«
»Du hast dein Bestes gegeben.«
»Als das Wasser immer höher stieg, bin ich in Panik geraten.«
»Das wäre jeder.«
»Ich … ich dachte immer, ich wäre tapfer. Aber das war ich nicht.«
»Du warst …«
»Mir war klar, dass ich gleich sterben würde.«
»Aber du bist nicht gestorben.«
»Es war nicht… man hört so oft, dass das eigene Leben an einem vorbeizieht, weißt du?«
»Ja.«
Sie schüttelte wütend den Kopf. »Bei mir nicht. Da war gar nichts. Nur das Wasser und … Todesangst. Ich wollte nur noch raus. Ich habe mich so ge-gefürchtet. Raley?«
»Hmm?«
Sie griff nach seiner Hand, doch als er sie ihr geben wollte, packte sie ihn stattdessen am Unterarm. Dann hakte sich ihre andere Hand an seinem Hosenbund ein und zog ihn näher. Sie ließ die Decke von ihren Schultern rutschen und zog sich an ihm hoch, hielt sich an seinem Oberkörper fest und richtete sich mit seiner Hilfe auf, bis sie schließlich stand und sich, die Arme um seinen Hals geschlungen, an ihn schmiegte.
»Ich wollte nicht sterben, ich wollte nicht sterben.«
»Du bist nicht gestorben. Es ist alles okay. Alles ist gut.«
»O Gott.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. »Ich dachte, ich muss sterben.«
»Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit.« Er tätschelte ihr verlegen den Rücken. »Alles wird gut.«
Dann waren ihre Hände an seinen Wangen, zogen sein Gesicht zu ihrem herunter, ihren suchenden Lippen entgegen. Sie grub die Finger in sein Haar und ballte sie dann zu Fäusten, bis
sie ihm fast die Haare ausriss. Sie küsste ihn und küsste ihn immer weiter, zwischen abgehackten, unverständlichen und verzweifelt klingenden Worten.
Wie sich ihr Körper anfühlte, so viel kleiner und weicher als seiner. Ihre nackten Beine auf seinen. Ihre klammernden Hände. Ihre feuchten, forschenden Lippen. Es war einfach zu viel. Die Lust riss ihn fort.
Seine Arme schlossen sich um ihren Körper. Eine Hand auf ihren Hintern gepresst, hob er sie an und drückte sie noch fester an seinen Rumpf. Sein Mund reagierte auf ihren Kuss. Sofort teilten sich ihre Lippen. Ihre Zungen berührten sich, dann füllte seine ihren Mund, und, o Gott, er war verloren.
In seinem Kopf schrillte eine Alarmglocke, sie schrillte lauter als jeder Feueralarm, aber er beachtete sie nicht. Sie roch so gut, sie schmeckte so gut, ihr Mund war seidig, heiß und hungrig, ihn hatte schon lange keine Frau mehr begehrt. Schon gar nicht so.
Sie wühlte sich weiter in sein Haar und hob dann auf seinem Rücken das T-Shirt an, um ihre Hände unter den Stoff zu schieben. Ihre Nägel bohrten sich in seine Haut. Er unterbrach den Kuss gerade lang genug, um das T-Shirt über den Kopf zu streifen und es zur Seite zu schleudern, dann suchte er wieder ihren Mund. Sie trennten sich ein zweites Mal, diesmal, bis sie das T-Shirt ausgezogen hatte, das er ihr überlassen hatte. Als sie sich diesmal berührten, drückten ihre nackten Brüste gegen seinen Brustkorb, und er hörte sich vor Lust knurren.
Wieder hakte sie ihren Finger in seinen Bund und zog ihn mit sich, bis sie rückwärts aufs Bett fiel. Er folgte ihr. Sie öffnete seine Hose, eigentlich öffneten sie sie gemeinsam, nestelten tollpatschig an den Knöpfen herum, bis ihre Finger, plötzlich ganz und gar nicht mehr tollpatschig, ihn umschlossen. Unter unzusammenhängenden heiseren Flüchen schob er seine Jeans nach unten und zerrte ihr dann die viel zu weiten Boxershorts über die Beine. Sie strampelte sie von den Füßen, und im nächsten Moment nahm er sie.
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