Süßer Tod
sich hart, schnell und ohne jede Raffinesse, nach nicht einmal einer Minute waren beide gekommen und hielten sich keuchend aneinander fest.
Anschließend blieben sie völlig erschöpft minutenlang so liegen. Sie rührte sich nicht, also rührte er sich ebenfalls nicht, obwohl die Erkenntnis, was gerade passiert war, auf ihn niederkrachte wie eine Tonne Ziegelsteine.
Jay hatte sie vor ihm gehabt.
Sie fühlte sich so verflucht gut an, trotzdem konnte er an nichts anderes denken, als ihr Bein von seiner Hüfte rutschte und ihr Arm sich erst entspannte und ihn dann freigab.
Er wälzte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Minuten verstrichen in schwerem Schweigen, so viele Minuten, dass die Situation noch peinlicher wurde, als sie ohnehin war. Irgendwann würde irgendwer etwas sagen müssen, aber er wollte das auf keinen Fall sein.
Schließlich spürte er, wie sie sich aufsetzte. Er schlug die Augen auf und sah, wie sie nach den Boxershorts griff, die sie zum Fußende des Bettes gekickt hatte. Er konnte es sich nicht verkneifen, ihr Profil zu betrachten. Ein Wahnsinnshintern. Bezaubernder glatter Rücken. Noch bezauberndere Vorderansicht. Die Brüste voll, aber natürlich geschwungen. Ein unglaublich lecker aussehender rosa Nippel.
Er spürte, wie sich wieder etwas zu regen begann, und schwang daraufhin sofort die Füße zur Seite, um sich aufzusetzen. Er nahm das T-Shirt, das sie getragen hatte, vom Boden auf und reichte es ihr, ohne sich umzudrehen. Sie nahm es wortlos aus seiner Hand. Er sammelte seine zwei Kleidungsstücke ein, stand auf und verschwand ins Bad, wo er die Tür hinter sich zuzog.
Am Waschbecken stehend drehte er das Wasser auf, wusch sich mit einem Waschlappen und dachte dabei immer nur Jesus, Jesus, Jesus .
Er knöpfte seine Hose zu, wobei er reuevoll an das Sprichwort
von dem Scheunentor denken musste, das man nicht mehr zu schließen braucht, nachdem der Gaul entlaufen ist, schaltete dann das Licht aus und öffnete die Tür. Sie lag auf der Seite, den Rücken ihm zugewandt. Sie hatte das T-Shirt an- und die Decke bis zum Bauch hochgezogen. Er legte sich neben sie und drehte sich ebenfalls auf die Seite, sodass sie Rücken an Rücken lagen.
Mit rauchiger Stimme erklärte sie: »Ich habe gehört…« Sie verstummte, räusperte sich und setzte noch einmal an. »Ich habe gehört, es ist ganz normal … dass man Sex will, wenn man so etwas durchmacht wie ich heute Abend oder auf eine Beerdigung geht, wenn man die Realität und Endgültigkeit des Todes so hautnah erlebt. Damit will ich sagen, was gerade passiert ist … mit uns beiden … Also, ich meine, das ist eine natürliche Reaktion auf das Trauma, das wir heute Abend durchgestanden haben. Weil Sex die ursprünglichste … Es ist … Sex ist lebensbejahend, sagt man.«
Raley lag ein paar Sekunden reglos da, streckte dann die Hand nach der Nachttischlampe aus und schaltete das Licht aus. »Sagt man das?«
Als sie aufwachte, war er nicht mehr da. Auf dem Esstisch lag eine Nachricht. Ein liniertes Blatt aus einem Notizbuch und eine feste, inzwischen vertraute Handschrift in schwarzer Tinte. »Bin bald zurück.« Ein Mann weniger Worte.
Der Uhrzeit nach zu schließen, die er unter die Kurznachricht gekritzelt hatte, war er seit über zwei Stunden unterwegs. Sie machte sich Toast und Kaffee und hatte gerade die zweite Tasse ausgetrunken, als sie den Pick-up hörte.
Sie huschte ins Schlafzimmer zurück und schloss die Tür, damit es nicht so aussah, als hätte sie auf seine Rückkehr gewartet. Während sie sich versteckte, kam ihr der Gedanke, dass Erwachsene ziemlich kindisch werden konnten, wenn es um Sex ging. Trotzdem kam sie nicht heraus.
Sie hörte die Fliegentür quietschend aufgehen, dann zuknallen
und gleich darauf Schritte in Richtung Kochnische. Als sie genug Mut gesammelt hatte, um die Schlafzimmertür zu öffnen, hatte er ihr den Rücken zugewandt. Er stellte gerade mehrere Plastiktüten auf dem Tisch ab. Sie trugen das Logo eines Kleidungsdiscounters.
»Ich habe mich schon gefragt, wo du …«
Als er sich umdrehte, verstummte sie. Er hatte sich die Haare schneiden lassen. Nicht so kurz wie früher, aber doch kürzer und halbwegs modern. Die einschneidendste Veränderung war jedoch sein bartloses Gesicht. Sie hatte vergessen, wie kantig sein Kinn war, wie die Wangenknochen hervorstanden. Ohne den ablenkenden Bart wirkten seine Augen grüner, bohrender.
Sie fragte sich, ob sie diese plötzliche und drastische
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