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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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ein für alle Mal einen Riegel vorschieben.
    "Dominie …"
    "Ja?" Sie wandte ihm ihr Gesicht zu.
    Er brachte es nicht über sich. Die Wahrheit würde sie zu sehr schmerzen, und ebenso ihren Bruder sowie ihre Mutter. Alte Wunden, inzwischen beinahe verheilt, würden sich wieder öffnen. Obgleich er sich verabscheute, weil er sein eigenes Wahrheitsprinzip verriet, war diese Selbstverachtung ein Preis, welchen zu zahlen er gewillt war, um jene zu schützen, die ihm die Liebsten waren.
    Da durchdrangen des Abtes Worte wie ein Segensspruch das Wirrwarr seiner Gedanken. "Um wie viel leichter wäre das Leben für uns sündhafte Geschöpfe, müssten wir uns lediglich zwischen richtig und falsch entscheiden! Zu oft aber sind wir gezwungen, uns auf steinigen Pfaden durch außerordentlich unterschiedliche Dinge zu winden, die allesamt richtig sind. Oder ein kleines Übel hinzunehmen, um ein größeres zu vermeiden."
    Diesen Zwang zur Entscheidung zwischen zwei Übeln, man bezahlte ihn häufig mit dem Seelenfrieden, welcher mit Festigkeit einherging … und möglicherweise mit Selbstgerechtigkeit. Hatte er wahren Frieden im Kloster überhaupt erfahren? Dominie hatte dies in Abrede gestellt, und allmählich kamen Armand selbst erste Zweifel.
    Was, wenn er die Entscheidung ihr überließe? Sie machte den Eindruck, als wisse sie ganz genau, wohin er gehöre und was sie gemeinsam tun mussten. Eines stand für ihn felsenfest: Sie konnte die Beziehung zwischen ihr und ihm in kein größeres Chaos stürzen, als er selbst es einst getan hatte.
    Die Wahl, vor welche er sie zu stellen gedachte, würde sie beide entweder für immer entzweien oder aber ihnen die Gelegenheit bieten, etwas wiederzugewinnen, was er verloren und bitter betrauert hatte.
     
    Machte der Kerl denn überhaupt nicht den Mund auf? Jeder wortlose Moment, welcher verstrich, machte Dominie nur noch angespannter. War sie mit ihrem Heiratsgerede zu weit gegangen? Würde er gar auf der Stelle nach Breckland zurückkehren, auch wenn er dadurch das Missfallen des Abtes riskierte? Hoffentlich nicht! so flehte sie inständig.
    Schließlich ergriff Armand das Wort. "Als ich meine Ländereien aufgab … und dich dazu, um meiner Treueverpflichtung gegenüber der Kaiserin nachzukommen, da sagtest du, ich hätte dir keine Wahl gelassen. Das ist wahr."
    War das alles? Dominie lehnte sich gegen die Brüstung, die Beine schwach vor Erleichterung. "Zerbrich dir darüber nicht mehr den Kopf, Armand! Das alles ist längst Vergangenheit. Ich hätte nicht so lange darüber brüten und mich in Bitterkeit verkriechen sollen. Was gestern war, ist vorbei. Vielleicht wird es für uns nie ein Morgen geben. Es ist das Heute allein, welches zählt!"
    Armand bückte sich, um seine Suppenschüssel nebst Löffel auf dem Boden des Wachturms abzustellen. Als er sich wieder aufrichtete, ergriff er Dominies Hand und verflocht seine Finger mit den ihren. "Eine sehr nüchterne Betrachtungsweise. Mag sein, dass gestern Vergangenheit ist, doch können wir aus Fehlern lernen und versuchen, Wiedergutmachung zu leisten. Vor fünf Jahren ließ ich dir keine Wahl, weil ich dich schützen wollte. Hättest du mir vor deiner Familie den Vorzug gegeben, dann, so fürchtete ich, hättest du dir womöglich Vorwürfe gemacht."
    Die Bedeutung seiner Worte rüttelte Dominie auf. Sie hatte ihm vorgehalten, er habe sie ohne eine Silbe verlassen. Was aber, wenn er sie ersucht hätte, mit ihm gemeinsam fortzugehen? Wie hätte sie sich wohl entschieden? Und wie hätte sie mit dieser herzzerreißenden Wahl wohl gelebt?
    "Wärest du mit mir gekommen …" Armand klang nicht so, als hätte er diese Möglichkeit für wahrscheinlich gehalten. Ach, wenn er wüsste! "… wie hätten wir leben sollen, da mir meine Lehen genommen waren? Ein solches Opfer hätte ich dir nicht zumuten dürfen!"
    Damals zu Breckland, da hatte Armand dasselbe zu seinem Abt gesagt. Dominie aber war noch zu sehr von Unmut erfüllt gewesen, um ihm zu glauben. Allmählich erst, gleich dem Tauwetter im Frühling, welchem des Sommers Blüte folgt, war die Neigung gewachsen, die Vergangenheit zu vergessen.
    Nunmehr stellte sie fest, dass sie bereit war zu verzeihen … und dass auch sie selbst Vergebung brauchte.
    "Obwohl ich die besten Vorsätze hegte", bemerkte Armand, wobei er ihr mit der freien Hand sacht übers Haar fuhr, "sehe ich nunmehr ein, dass ich irrte. Ich hätte auf dein Glück und deinen gesunden Menschenverstand vertrauen sollen. Hätte ich dir die

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