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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Einsicht. Ein seinen Idealen untreu gewordener Armand Flambard würde nicht wie jener Armand sein, welchen sie kannte und bewunderte … und liebte.
    Angesichts ihres Schweigens ergriff Armand die Gelegenheit beim Schopfe, um einen letzten Trumpf auszuspielen. "König Stephen wird nicht damit einverstanden sein, dass Harwood von einem seiner Gegner gehalten wird. Erstaunlich, dass du dies übersehen hast, als du mir damals deine Hand im Tausche gegen meine Hilfe botest."
    "Ich habe es mitnichten übersehen!" Die Worte sprudelten ihr gleichsam über die Lippen. "Nur dachte ich, seine Gnaden würden zu sehr mit anderen Angelegenheiten beschäftigt sein, als sich um die Obliegenheiten eines einzelnen Lehens zu kümmern! Meiner Ansicht nach wird am Ende das Haus Anjou den Thron erobern, nämlich durch Mauds Sohn Henry. Würden wir unter uns bis dahin ein Stillhalteabkommen schließen, dann könnten uns deine Dienste für die Kaiserin am Ende zum Vorteil gereichen."
    Zunächst gab Armand keine Antwort. War's wohl möglich, dass ihre Worte in ihm einen lang unterdrückten Sinn fürs Nützliche zum Leben erweckt hatten?
    "Ist das der Grund, warum du mich heiraten willst?" fragte er schließlich mit gekränktem Unterton. "Damit du auf beide Seiten des Tisches wettest, damit du nicht verlieren kannst?"
    Natürlich nicht! Jedenfalls nicht in letzter Zeit! Da aber jegliche Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft traurig und düster war, brachte sie es nicht übers Herz, Armand ihre wahren Gründe zu offenbaren.
    "Das klingt ja gerade so, als sei es ein Verbrechen!" befand sie. "Das ist es keineswegs! Das Verbrecherische liegt vielmehr darin, dass dieser Krieg überhaupt über uns kam! Darüber, wie wir überleben und unsere Schutzbefohlenen verteidigen, haben andere nicht zu urteilen! Erst recht nicht jene, welchen gänzlich einerlei ist, wie sehr ihre ach so edlen Taten andere ins Unglück stürzen!"
    "Du hast Recht mit deiner Behauptung, dass mir ein Urteil nicht zusteht. Letzten Endes ist es durchaus möglich, dass deine Sichtweise den geringsten Schaden über die wenigsten Menschen bringt. Zum Teil wünschte ich mir, ich könnte mich dir anschließen, doch es geht nicht."
    Wie kummervoll er klang! Dominie sehnte sich schmerzlich danach, ihn in die Arme zu schließen, doch sie wagte es nicht.
    "Nun aber komm!" mahnte er. "Es wird schon spät! Beide haben wir einen langen Tag hinter uns. Wer weiß, welches Ungemach morgen auf uns wartet! Lass es gut sein für heute und uns Frieden mit unserer beider Wahl schließen. Willst du mich zum Gemahl nehmen – auch auf die Gefahr hin, dass König Stephen dich entlehnt?"
    "Wozu die Frage? Du weißt doch, dass ich es nicht kann! Was würde aus meiner Mutter, aus Gavin, aus meinen Vasallen und Pächtern? Im Stich lassen kann ich sie nicht!"
    "Nein, das kannst du nicht. Und du tätest es auch nicht, selbst wenn die Kaiserin mir ein prächtiges Lehen im Westen des Reiches als Ersatz für dieses böte."
    "Auch dann nicht."
    Aus der Dunkelheit heraus, von der Stelle, wo Armand stand, kam ein Geräusch, welches Dominie am wenigsten erwartet hatte: ein sanftes, unterdrücktes Lachen, welches in einem Seufzer ausklang. "Das ist nun aber doch kein so nüchterner Standpunkt! Du sagtest mir einst, dass du keine Prinzipien kennst, dass du nur dem etwas abgewinnen kannst, was man essen, trinken, tragen oder ausgeben kann."
    "Ja, und?"
    Armand schüttelte den Kopf. "Es ist nicht wahr. Ein Ideal hast du doch, vielleicht auch zwei, welche alle anderen überragen. Um diese zu verteidigen, würdest du sämtliche anderen übertreten, und zwar ohne Skrupel."
    Schon wollte sie ihm befehlen, mit diesem Unfug aufzuhören, aber er fuhr fort: "Loyalität und Verantwortung. Gegenüber deiner Familie und deinen Leuten. Loyalität gegenüber meinen Oberen, gegenüber jenen, denen ich mein Wort gab, hat für mich großes Gewicht. Du hältst dich strikt an das Treuegebot zu jenen, die auf dich angewiesen sind. Das ist nur umso selbstloser, während ich hingegen hoffe, dass meine Treue sich einmal auszahlen wird."
    "Schmeichle mir nicht, um den Schlag zu mildern!" Sie wich vor ihm zurück, obgleich er keinerlei Anstalten machte, auf sie zuzugehen. "Wir können nicht zusammen sein."
    "Durch deine Entscheidung."
    Dominie wandte sich ab, obgleich die Finsternis gnädigerweise ihre Tränen verbarg. "Mache dich nicht über mich lustig!" Sie stieg die Stufen hinunter, die Hände gegen die Wände gestützt, um sich

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