Suesses Gift Der Liebe
bediente mich mit einer sehr hübschen Uhr und einer Perlenschnur, die er für eine seiner Frauen gekauft hatte, und verschwand wieder.«
»Dieser Halunke«, sagte Caleb leise. Ein neuer Teil des Labyrinths leuchtete auf. »Das sieht nach Allister Norcross’ Werk aus.«
»Wie könnte Vine in diese Affäre verwickelt sein?«
»Noch weiß ich das nicht. Doch er war es. Das fühle ich.«
Sie schlichen durch die Küche hinaus in einen langen Gang.
Caleb hielt an der Tür zur Bibliothek inne. Die Schubfächer des Schreibtisches waren aufgezogen. Die meisten waren leer, Papiere und Akten, die sie enthalten haben mochten, waren fort.
»Jemand ist uns zuvorgekommen«, sagte er.
»Schlampige Arbeit«, bemerkte Edmund.
»Wer immer es war, er war in Eile.«
Morgenzimmer und Salon waren still und reglos. Mondlicht und der Schein der Straßenbeleuchtung fielen durch die unverhüllten Fenster. Die Dienstboten hatten sich davongemacht, ohne die Vorhänge zuzuziehen.
Sie stiegen die breite Treppe hinauf. Eine schwache Stimme wurde plötzlich von irgendwoher oben in der schwer lastenden Stille hörbar.
Ein Mann, dachte Caleb, der mit jemandem spricht. Doch es kam keine Antwort.
Er zog seine Waffe aus der Manteltasche und ging leise den Gang entlang. Edmund folgte ihm dichtauf.
Die Stimme wurde lauter, als sie sich dem letzten Schlafzimmer auf der linken Seite näherten. Ein kalter Luftzug wisperte aus dem Raum. Jemand hatte ein Fenster geöffnet.
» … ich wurde nämlich vergiftet. Deshalb kann ich mit Geistern sprechen. Hulsey hat mich ermordet. Er gibt mir die Schuld an ihrem Tod. Wirklich, wie hätte ich wissen können …?«
Die Worte wurden in geradezu gespenstisch normalem Konversationston gesprochen, als würde sich jemand im Klub über das Wetter äußern.
» … Es war ja nicht so, dass ich eine Wahl gehabt hätte. Nicht mehr, seit Jones sich einmischte. Man wusste es nicht.
Man hatte keine Ahnung, was die Apothekerin wusste. Keine Ahnung, was Hulsey ihr gesagt haben mochte …«
Caleb blieb an der Tür des letzten Schlafzimmers stehen und drückte sich an die Wand. Edmund glitt wie ein stiller Schatten vorüber und bezog auf der andere Seite des Türstockes Posten.
Caleb warf einen Blick in den Raum. Ein Mann saß in einem Lesesessel vor einem kalten Kamin. Seine Beine waren lässig übereinandergeschlagen, die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt. Er legte die Finger zusammen und sprach zu dem Streifen Mondlicht, der durch das offene Fenster fiel.
»… Im Rückblick war es ein großer Fehler, ihn in den Kreis einzuführen. Ich hätte es besser wissen müssen. Aber ich war überzeugt, ich würde sein Talent brauchen. Natürlich wusste ich nicht, dass es in der Familie Wahnsinn gab. Hätte ich das geahnt, wäre ich nie einverstanden gewesen, ihn zum Mitglied zu machen. Ich kann Ihnen versichern …«
Caleb, der Edmund bedeutete, außer Sicht zu bleiben, betrat mit gesenkter, seitlich an sein Bein gedrückter Waffe den Raum.
»Guten Abend, Thaxter«, sagte er ruhig und ohne bedrohlich zu klingen. »Entschuldigen Sie die Störung.«
»Was soll das?« Thaxter drehte den Kopf, leicht erstaunt, aber nicht beunruhigt. »Sind Sie auch ein Gespenst, Sir?«
»Noch nicht.« Caleb trat in den Keil Mondschein und blieb dort stehen. »Mein Name ist Jones. Wir kennen einander.«
Thaxter nahm ihn genau in Augenschein und nickte dann. »Ja, natürlich«, sagte er im gleichen, viel zu ruhigen Ton. »Caleb Jones. Ich habe Sie erwartet.«
»Wirklich, Sir? Warum das?«
»Ich wusste, dass Sie früher oder später aufkreuzen werden.« Thaxter tippte mit dem Zeigefinger seitlich an den Kopf. »Wir, die wir die Gabe haben, können diese Dinge spüren. Aber das wissen Sie sicher ebenso wie ich. Sie sind selbst ein Mensch mit beträchtlicher Kraft. Nun, jetzt ist es zu spät, fürchte ich. Ich wurde vergiftet.«
»Von der Formel des Gründers.«
»Unsinn. Von Dr. Basil Hulsey. Er gab mir gestern einen neuen Vorrat der Droge, die viel stabiler als die frühere Variante sein sollte. Mit der alten hatte ich nämlich ein paar Probleme, wie wir alle.«
»Hulsey gab Ihnen eine neue Variante der Formel?«
»Ja.« Thaxter bewegte ungeduldig eine Hand. »Es sickerte durch, dass er sich sehr aufgeregt hätte, weil wir die Daykin ausschalteten. Aber was hätten wir sonst tun sollen? Es war seine eigene Schuld.«
»Wie das?«
»Hulsey hätte niemals den Farn aus Miss Bromleys Gewächshaus mitnehmen und das Gift für die Daykin
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