Suesses Gift Der Liebe
seine Rippen. Er wusste, dass es Lucinda nicht entging.
»Wenn wir zu Hause sind, werde ich Ihnen etwas gegen Ihre Schmerzen geben«, sagte sie.
»Danke.« Er stellte die Tasche auf den Boden des Wagens. »Das weiß ich sehr zu schätzen. Ich nahm Salicin, doch es wirkt nicht.«
Die winzigen Ledersitze waren nicht geschaffen, einen Mann seiner Größe zu befördern. Behutsam ließ er sich Lucinda gegenüber nieder, konnte aber nicht verhindern, dass
seine Hose die drapierten Falten ihres Kleides streifte. Ein heftiger Ruck, und sie würde auf seine Schenkel fallen. Oder er würde auf ihr landen, Bilder, die sein Blut in Wallung brachten und ihn seine Rippen vergessen ließen.
»Zusätzlich zu dem Schmerzmittel habe ich noch eine Kräutermischung für Sie«, sagte Lucinda.
Er furchte die Stirn. »Wozu?«
»Ihre Aura wirkt verspannt.«
»Letzte Nacht konnte ich nicht gut schlafen.«
»Das Ungleichgewicht, das ich spüre, wird nicht vom Schlaf gelindert. Es wird von einem Problem psychischer Natur verursacht. Ich glaube, mein Tonikum wird helfen. Ich bereitete es zu, nachdem Sie gestern gegangen waren.«
Er schob die Schultern hoch und blickte aus dem Fenster. »Sie erfreuen sich in dieser Gegend eines gewissen Rufes, Miss Bromley.«
»Eines Rufes, der sich völlig von jenem unterscheidet, der mir in der feinen Gesellschaft anhaftet?« Sie lächelte einer Frau zu, die aus einem Eingang winkte. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, war ihr Lächeln verschwunden. »Es stimmt, dass die Menschen in der Guppy Lane mir vertrauen und nicht befürchten, von mir vergiftet zu werden.«
»So wie ich«, sage er, zu müde und schmerzgeplagt, als dass er sich hätte provozieren lassen.
»Offenkundig.« Sie entspannte sich ein wenig. »Nun, Sir, was haben Sie mir zu berichten?«
Er stellte fest, dass es ihn große Mühe kostete, sich von Lucindas schwachem, verführerischem Duft und den sanften Strömungen lockender Energie, die seine Sinne zu betäuben drohten, nicht ablenken zu lassen. Ihre Nähe übte eine verstörende
Wirkung auf seine meist wohl geordneten Gedanken aus. Das muss der Schlafmangel sein, dachte er.
Oder es gab eine einfachere Erklärung. Er hatte schon zu lange auf die therapeutische Wirkung einer sexuellen Begegnung verzichtet. Es war schon einige Monate her, seitdem er seine laue Beziehung zu einer gewissen attraktiven Witwe wie alle Verbindungen dieser Art mit dem üblichen Gefühl der Erleichterung beendet hatte.
Dennoch erschien es ihm sonderbar, dass er bis zum Vortag, als ihn das unerklärliche Verlangen überfiel, Lucinda zu küssen, diese gelegentlich stattfindenden Leibesübungen spezieller Art nicht vermisst hatte. Und ebenso unerklärlich überfiel ihn abermals derselbe nahezu unwiderstehliche Drang. Er brauchte wirklich mehr Schlaf.
»Sir?«, sagte Lucinda mit einer gewissen Schärfe.
Er zwang sich, seine Selbstbeherrschung zu mobilisieren. »Ich sagte schon gestern, dass ich eine andere Sache zu erledigen hätte, ehe ich mich mit voller Kraft auf Ihren Fall konzentrieren kann. Die Sache wurde letzte Nacht bereinigt.«
Neugier blitzte in ihren Augen auf. »Zufriedenstellend, nehme ich an?«
»Ja.«
Sie studierte sein Gesicht. »Stimmt die Annahme, dass diese dringende Sache Ihnen Ihre Verletzungen einbrachte?«
»Die Dinge überstürzten sich«, gestand er.
»Kam es zu einer Prügelei?«
»So könnte man sagen.«
»Um Himmels willen, was ist passiert?«, fragte sie.
»Wie ich schon sagte, die Angelegenheit hat sich erledigt.
Heute Morgen nahm ich mir die Zeit, einen Plan für die Ermittlungen um den Diebstahl ihres Farns zu entwickeln.«
»Wann sind Sie letzte Nacht ins Bett gekommen?«
»Wie bitte?«
»Wie lange konnten Sie schlafen?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Als ich gestern mit Ihnen sprach, war klar, dass Sie auch die Nacht zuvor nicht viel geschlafen hatten. Ich spürte es an Ihrer Aura.«
Langsam wurde er ärgerlich. »Ich dachte, Sie hätten in meiner Aura Anspannung gespürt.«
»Allerdings. Vermutlich ist dies der Grund, warum Sie keine Ruhe finden.«
»Ich sagte schon, dass ich an einem anderen Fall arbeite. Die Situation spitzte sich zu einer Krise zu. In letzter Zeit war nicht viel Zeit für Schlaf. Aber nun hätte ich ein paar Fragen, Miss Bromley, wenn es recht ist.«
»Frühstück?«
»Wie bitte?«
»Haben Sie schon gefrühstückt?«
»Kaffee.« Er kniff die Augen zusammen. »Meine neue Haushälterin gab mir für unterwegs ein Muffin mit. Für
Weitere Kostenlose Bücher