Suesses Gift Der Liebe
Jones?«
»Nur gelegentlich.« Caleb goss sich Kaffee nach. »Seine anderen Einkommensquellen hinterfrage ich lieber nicht.«
Lucinda studierte sein noch immer verfärbtes Auge. »Wie oft bringt Ihr Beruf als Ermittler Sie in Gefahr, Sir?«
»Nun, ich liefere mir nicht allnächtlich Faustkämpfe mit Irren, die Kulte zelebrieren.«
Sie schauderte. »Das will ich hoffen.«
»Meist habe ich Besseres mit meiner Zeit anzufangen«, setzte er hinzu.
»Warum sind Sie in den Fall verstrickt, Sir?«, fragte Patricia.
Caleb zog die Schultern hoch. »Vetter Gabe machte dem Rat klar, dass die Society verpflichtet ist, sich mit besonders gefährlichen Kriminellen zu befassen, die über psychische Kräfte verfügen. Er fürchtet, dass die Polizei mit Schurken dieser Art nicht richtig umgehen kann.«
»Wahrscheinlich hat er recht.« Lucinda goss sich Kaffee nach. »Angesichts der Faszination des Paranormalen auf die Öffentlichkeit wäre es außerdem nicht hilfreich, wenn Berichte von Schurken mit psychischen Kräften in der Presse erscheinen würden. Es bedarf nicht viel, und Neugierde und Interesse werden zu Angst und Panik.«
Caleb hielt im Kauen inne und sah sie sonderbar an.
Sie zog die Brauen hoch. »Was ist?«
Er schluckte. »Genau das sagt auch Gabe. Ihr beide nehmt den gleichen Standpunkt ein.«
»Was war denn das Talent des Kultführers?«, fragte Patricia.
»Hatcher hatte die Gabe, andere auf eine Art anzuziehen, zu betrügen und zu manipulieren, die man nur als hypnotisch bezeichnen kann, obwohl sein Talent genau genommen nicht das eines Hypnotiseurs war«, sagte Caleb. »Er hätte Heilpraktiker oder dergleichen werden sollen. Aufgefallen ist er mir, als er anfing, Jungen von der Straße für seinen Kult zu rekrutieren.«
»Warum sprechen Sie von Mr Hatchers Gabe in der Vergangenheit?«, fragte Lucinda.
Calebs Ausdruck wurde abrupt ernst. »Weil es so aussieht, dass er sie nur mehr bei sich anwenden darf.«
Patricias Augen wurden groß. »Was meinen Sie damit?«
»Er wurde selbst Opfer des Betruges, den er an den Kultanhängern beging«, erklärte Caleb. »Keine Frage, Hatcher war immer schon verrückt, doch die Ereignisse von Dienstagabend trieben ihn noch tiefer in die imaginäre Welt, die er als Grundlage seines Kultes schuf. Jetzt glaubt er wirklich, dass es ihm glückte, den Schleier zwischen dieser und der anderen Welt durchlässig zu machen, doch anstatt eines Dämons, den er beherrschen konnte, drangen dunkle Kräfte durch, die ihn vernichteten.«
»Was für eine grausige Form der Gerechtigkeit.«
»Ja.« Calebs Stimme war plötzlich tonlos. »Das kann man wohl sagen.«
Er trank einen Schluck Kaffee und blickte in den an der Wand am anderen Ende des Tisches hängenden Spiegel, als könne er in eine andere Dimension sehen. Was immer er dort sieht, hebt seine Laune keineswegs, dachte Lucinda. Eine Erkenntnis erhob flüsternd ihre Stimme. Er fürchtet das Schicksal, das Hatcher widerfuhr. Doch das war Unsinn. Wie er zu Patricia gesagt hatte, beherrschte Caleb seine Gabe vollkommen.
Aber gab es andererseits jemanden, der alle seine Sinne völlig in der Gewalt hatte?
Sie legte die Zeitung auf den Tisch. »Jetzt zu Ihren Fragen, Mr Jones«, sagte sie entschieden.
Caleb riss seine Aufmerksamkeit vom Spiegel und seinen dunklen Gedanken los. Er konzentrierte sich auf sie, und seine Miene schärfte sich wieder.
»Gestern sprach ich mit den drei Botanikern auf Ihrer Liste, mit Weeks, Brickstone und Morgan. Alle behaupteten, niemanden zu kennen, auf den Hulseys Beschreibung zutrifft, und ich neige dazu, ihnen zu glauben.«
»Ich auch«, sagte Lucinda. »Bleibt nur Mrs Daykin, die Apothekerin, die mich etwa eine Woche vor Hulseys Besuch um eine Führung bat.«
»So ist es.« Er angelte ein Notizbüchlein aus seiner Tasche und öffnete es. »Ich wollte heute mit ihr reden. Irgendetwas an ihr interessiert mich.«
»Und was genau weckte Ihre Aufmerksamkeit?«
»Ach, es ist nur so eine Ahnung.«
Sie lächelte. »Ihr Talent meldete sich, meinen Sie wohl.«
Er verspeiste die Hälfte der Toastscheibe mit einem einzigen Biss. »Auch das. Ich habe bereits die Unterlagen überprüft.
Sie ist kein eingetragenes Mitglied der Society. Glauben Sie, es bestünde die Möglichkeit, dass sie ein Talent ähnlich wie Ihres hat?«
»Ganz entschieden«, sagte Lucinda. »Sie ist jedoch nicht annähernd so stark wie ich. Während ihres Besuches deutete ich die Möglichkeit an, dass sie psychische Fähigkeiten
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