Suesses Gift Der Liebe
seitlich auf Lucindas Schreibtisch nieder. »Aber nicht annähernd genug.« Er zog seine Taschenuhr heraus. »Für heute Nacht erhoffe ich mir mehr Erfolg.«
»Was wollen Sie heute in Erfahrung bringen?«
»Ich bin mit dem zweiten Kidnapper verabredet.«
»Sie haben ihn gefunden?« Erregung trat kurz an die Stelle des brodelnden Unmuts in Edmunds Augen. »Er war einverstanden, sich mit Ihnen zu treffen?«
»Nicht ganz. Der junge Kit suchte mich vor einer Stunde auf und berichtete, der Mann würde sich seit dem Tod seines Kumpans allabendlich in einer gewissen Kneipe einen Vollrausch antrinken. Ich plane, ihn heute zu stellen, und hoffe, dass das Überraschungselement zu meinen Gunsten wirkt.«
Edmund furchte die Stirn. »Sie sollten nicht allein hingehen. Nehmen Sie mich mit.«
»Nein. Sie müssen Patricia und Lucinda im Auge behalten.«
»Dann nehmen Sie jemand anderen mit. Einen Ihrer Vettern etwa.«
»Laut Kit ist der Mann ein nervöses Wrack. Den Tod seines Partners mit ansehen zu müssen, hat er wohl nicht verkraftet. Höchstwahrscheinlich würde er die Flucht ergreifen und in der Nacht verschwinden, wenn er merkt, dass zwei Unbekannte sich ihm nähern wollen. Ich müsste mich dann von Neuem an seine Spur heften. Nein, solche Situationen erfordern ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl.«
»Wenn Sie meinen.« Edmund war nicht ganz zufriedengestellt, doch er verfolgte das Thema nicht weiter. Er nahm seine Wanderung wieder auf. »Glauben Sie wirklich, dass Lady Milden weiß, was sie mit ihrer Kuppelei anrichtet?«
»Keine Ahnung.« Er nippte an seinem schlechten Sherry, gab es dann ganz auf und stellte das Glas ab. »Sie ist ja noch nicht lange in dem Geschäft, zu kurz jedenfalls, als dass man ihre Geschicklichkeit beurteilen könnte.«
»Es kann Jahre dauern, bis sich herausstellt, ob sie für die Vermittlung von Ehen geeignet ist. Inzwischen könnte Miss Patricia an einen Rohling oder an einen Mitgiftjäger geraten, und ihr Leben wäre ruiniert. Diesen Riverton halte ich für besonders niederträchtig. Er würde vor nichts zurückschrecken, um eine Erbin zu heiraten.«
Caleb ließ sich dies eine Weile durch den Kopf gehen, während Edmund den Teppich strapazierte.
»Miss Patricia ist eigentlich keine Erbin«, sagte er sodann gelassen. »Meines Wissens wird sie zwar ein nettes Einkommen erben, aber sicher kein großes Vermögen.«
»Ich weiß nur, dass ihr Einkommen, ob groß oder klein, auf Riverton sehr verlockend wirkt. Wenn ich mir noch einmal anhören muss, wie er ihr von seiner Leidenschaft für Archäologie vorschwärmt, werfe ich ihn aus dem nächstliegenden Fenster, das schwöre ich.«
»Miss Patricias künftiges Glück scheint Ihnen ja sehr am Herzen zu liegen«, bemerkte Caleb. »Ich hatte anfangs den Eindruck, dass Ihnen ihre Einstellung zur Ehe ziemlich gefühlskalt erschien.«
Edmunds Miene verfinsterte sich. »Genau das ist es. Miss Patricia ist keine kalte Frau. Ganz im Gegenteil. Man muss
befürchten, dass sie aus Angst, sich von Gefühlen irreleiten zu lassen, gegen ihre warmherzige Natur entscheidet. Dieser sogenannte wissenschaftliche Weg, einen passenden Ehemann zu finden, ist Unsinn. Haben Sie die verdammte Anforderungsliste gesehen, die sie Lady Milden gab?«
»Ja, ich glaube, sie erwähnte ihre Kriterien.« Er überlegte mit zusammengekniffenen Augen. »Offenbar hat sie diese Idee von Miss Bromley.«
Bromley & Jones . Wie zum Teufel war Lucinda darauf gekommen? Sie war viel zu intelligent, um seinen Antrag misszuverstehen. Warum sagte sie es nicht rundheraus, wenn sie ihn nicht heiraten wollte? Warum dieser Humbug, dass sie Partnerin in seiner Firma werden wollte?
Es sei denn, sie hatte ihn missverstanden. Allmächtiger! War es denn möglich, dass er sich nicht klar genug ausgedrückt hatte?
»Der Mann, den sie sucht, existiert nicht«, verkündete Edmund.
»Was?« Caleb zwang sich, Edmund zuzuhören. »Ach so. Die Liste. Offenbar hatte Lady Milden keine Mühe, eine stattliche Anzahl passender Bewerber zusammenzubekommen.«
»Aber die passen alle nicht zu Miss Patricia, kein Einziger«, zeigte Edmund sich beharrlich.
»Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher. Ich halte es für meine Pflicht, Miss Patricia zu retten, sie aber will nicht auf mich hören. Ich schwöre, dass sie mich wie einen Wachhund behandelt. Entweder gibt sie mir Befehle oder sie streichelt mich.«
»Sie streichelt Sie?«
»Bildlich gesprochen.«
»Ich verstehe.«
Caleb bekam das unbehagliche
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