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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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alle Dämonen der Hölle verfolgten.
    Wohin flüchten? Wo sich verstecken? Sein Haus kam nicht infrage, dort würde ihn der Herzog sofort suchen lassen. Die Trausnitz auch nicht, dort würde ihn Eck auf der Stelle umbringen, wenn er erfuhr, dass Ludwig und Widmannstetter noch lebten. Sich selbst konnte er auch nicht töten, denn das hätte ewige Verdammnis bedeutet. Schließlich fiel ihm Theresa ein. Vielleicht war sie noch zu Hause, während ihr Mann sein Tagwerk in der Küche begann. An der Isar entlang schlich er bis zum Zwinger. Danach war es einfach, zum Dreifaltigkeitsplatz zu gelangen, weil es bis zum Zeughaus im Schwemmland der Isar nur noch wenige Gebäude gab. Dann musste er unweigerlich den Platz überqueren, um die Bergstraße zu erreichen. Er hatte Glück. Zwischen den Zeiten ruhten die Leute länger und auch die Mägde wurden später zum Wasserholen geschickt. Als sich um die Dreifaltigkeitskirche nichts rührte, lief Überreiter hinter den Häusern den Burgberg hinauf bis zur Theklakapelle. Das Anwesen des Küchenmeisters lag direkt daneben. Vom kleinen Friedhof bei der Kapelle sprang er zum Schlafzimmerfenster und klopfte verzweifelt daran. Erst nach einer Ewigkeit erschien Theresas Kopf. Sie erstickte einen Schrei, als sie ihn erkannte. Sie bedeutete ihm, zum Hinterhof zu kommen. Als er wenige Augenblicke später in ihrer Küche stand, zog sie ihn wortlos ins Schlafzimmer.
    »Ich will nichts wissen«, flüsterte sie ihm dort zu. »Noch nicht. Wie siehst du nur aus! Wir bleiben beide hier und warten. Kärgl kommt nicht zurück. Wir müssen abwarten.«

30

    Während Ursula den bewusstlosen und erneut blutenden Widmannstetter versorgte, schlugen in der neuen Residenz die Wellen hoch. Anna Lucretia stritt lauthals mit ihrem Vater, der den Baumeister auf der Stelle suchen, festnehmen, anklagen und hinrichten lassen wollte. Ludwig und seine Tochter waren beide außer sich.
    »Was mischst du dich jetzt ein?«, empörte er sich. »Endlich haben wir unseren Mörder und Verräter. Er hat versucht, deinen Verlobten zu töten, wollte an mir Rache nehmen, er hat versucht, mich beim Weinfest zu vergiften und wollte uns beide umbringen. Alle sollten glauben, Widmannstetter hätte mich erdolcht. Bestimmt hat er Geld bekommen von Ulrich, um mich und meine Schwester zu ermorden. Er hat dich hinters Licht geführt, mein Kind, das ist sonnenklar. Seine Füße und Hände erst ein wenig zerquetscht, dann wird er uns auch sagen, wie und warum er den Langhahn erdrosselt hat. Lass mich jetzt in Ruhe, ich muss mit Weißenfelder darüber sprechen.«
    Anna Lucretia stellte sich ihrem Vater, der ins Erdgeschoss wollte, in den Weg.
    »Nur über meine Leiche! Ich meine es ernst. Ihr begeht den schlimmsten Fehler Eures Lebens. Ja, er hat Johann Albrecht zusammengeschlagen. Ich glaube sogar, dass er ihn in die Löwengrube geworfen hat. Doch für alles andere war er nur ein Spielzeug. Den wahren Mörder lasst Ihr gerade entkommen.«
    Der Herzog zögerte, seine in der Tür stehende Tochter beiseite zu stoßen. Doch er fuhr sie giftig an.
    »Der Baumeister ein Spielzeug? Ein riesengroßes und ziemlich schweres! Welcher Goliath hat denn damit gespielt? Den sollte man schon von Weitem sehen.«
    »Weit gefehlt, Vater! Die Übeltäter sind uns so nah, dass Ihr sie nicht erkennen könnt. Es sind die Köche, von denen einer wusste, dass er Johann Albrecht angegriffen hatte, und die alle sein Verhältnis mit der Kärglerin kannten.«
    »Noch so ein schönes Märchen! Woher hast du das?«
    »Ich habe alles gesehen und gehört an dem Tag, als ich krank in die Residenz zurückkam. Später hat es mir Theresa Kärgl gestanden. Meint Ihr, ich hätte geträumt?«
    »Und die Köche?«
    »Die wollten Euch vergiften mit dem Zucker, den sie von Eck bekamen und mit etwas Stärkerem beim Weinfest. Rollt nicht so mit den Augen, Vater, Eck kommt auch noch, ob es Euch passt oder nicht. Ich habe mit dem Baumeister gespielt. Ich habe ihn glauben lassen, ich zweifelte an seinem Rivalen Widmannstetter, habe ihm meine Hand und meine Liebe versprochen, wenn er mir hilft, die Machenschaften der Köche aufzudecken. Er hoffte das noch, als ich schon wusste, ich trage ein Kind von Johann Albrecht und werde eher mit diesem Kind ins Grab steigen, als dass ich einen anderen heirate.«
    Ludwig prallte zurück bei diesem Geständnis. Er sackte in einen Scherensessel, bekam ein knallrotes Gesicht und ballte die Fäuste.
    »Du erwartest ein Kind? Er hat gewagt, dich

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