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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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Gelehrtentalar, schauten offen zu ihm. Der Herzog hatte nicht mit Eck gerechnet, obwohl dieser seit seinem Zusammenbruch immer noch auf der Trausnitz weilte. Ecks Anwesenheit irritierte Ludwig. Was wollte der Hofrat? Sein Münchner Bruder verköstigte ihn, nicht er, der Herr der Bezirke Landshut und Straubing. Dennoch: Eck blickte ihn ermutigend an, aufmunternder als Weißenfelder. Sabina und Anna Lucretia hielten sich nervös zurück. Schließlich riss sich Ludwig trotz des Schweigens und der allgemeinen Betretenheit zusammen und begann seine Ansprache.
    Seit er dem Tod durch Völlerei, einer Todsünde immerhin, entkommen war, wisse er, dass Gott der Allmächtige ihm die Gnade des Weiterlebens in der irdischen Welt nur gewährte, damit er Buße tun könne. »Nicht umsonst ist das bei der Verlobung meines einzigen Kindes geschehen«, so fuhr er fort. »Dieses Kind, meine liebe, tugendhafte Tochter Anna von Leonsperg, ist nicht im Schutz der heiligen Ehe geboren. Daran ist sie nicht schuld, ich aber sehr wohl. Dafür habe ich unseren Schöpfer und Retter nie um Vergebung gebeten. Ich habe mich weiterhin der körperlichen Sünde hingegeben. Ohne innezuhalten, ohne zum Himmel aufzublicken.« Ein empörtes Raunen kam dem schwer atmenden Herzog entgegen. Anna Lucretia packte die Hand ihrer Tante, als diese gerade laut protestieren wollte. Denn es war unnötig. Mehrere Damen, von Weißenfelders imposantem Eheweib angeführt, warfen sich vor Ludwig auf die Knie.
    »Gnädiger Fürst, wie könnt Ihr so etwas sagen? Ihr seid der gütigste, großzügigste Herr, den wir kennen. Ihr tut Euch Unrecht. Ihr bringt Euer teures Leben in Gefahr. Ihr müsst keinesfalls büßen.«
    Angewidert wich Ludwig zurück. Die flehenden Damen in ihren schweren, dunkel glänzenden Gewändern kamen ihm vor wie unbeholfene Käfer. Er hob erbost die Stimme.
    »Ihr erlaubt, dass ich meine Ansprache beende. Wie gesagt, ich habe ohne ausreichende Reue gesündigt, das hat mir unser gnädigster Herr deutlich gezeigt. Ich darf so nicht weitermachen. Ich kann meine Tochter erst in die Ehe führen, wenn ich mich mit dem Schöpfer versöhnt habe. Das schulde ich ihm und meiner Anna Lucretia. Ich wünsche deshalb, die letzten Wochen der Adventszeit sowie das Weihnachtsoktav danach so zu verbringen, dass ich in Frieden nach dem Fest der Taufe des Herrn mein Kind vermählen kann. Doch ich kenne meine Schwächen. Euch, meinen Edlen, habe ich das schlechteste Beispiel gegeben. Ich habe Euch alle zur Völlerei verführt. Dem müssen wir in dieser Zeit gemeinsam abschwören. Ich brauche Euren Beistand.«
    Nun war klar, was der Herzog von ihnen verlangte: schmerzhaften Verzicht vom Adel, aber nicht vom Hofgesinde. Die Empörung darüber verlieh Weißenfelders Weib Engelszungen.
    »Gnädigster Fürst«, flötete sie, »unser Beistand ist Euch gewiss und war es immer. Noch nie wurde in der Stadt und am Hof so inständig, so selbstlos gebetet wie in den letzten Tagen. Hört Ihr das nicht, liebster Herr? Unser aller Fürbitte trägt Euch mit vereinter Kraft. Gott hat Euch uns zurückgegeben, das ist offensichtlich. Ihr könnt Eure Lande weiter beglücken. Bringt Euch nicht ein zweites Mal in Gefahr! Ihr müsst eine würdige Nahrung zu Euch nehmen! Wir teilen tagtäglich Eure Tafel. Niemals würden wir von Völlerei reden. Ihr seid ein stattlicher Edelmann, der edler, kräftigender Speisen bedarf. Lasst in den Klöstern für Euch fasten! Dafür bekommen sie von uns Novizen und reiche Gaben. Dann züchtigen sie ihre Leiber mit voller Hingabe für den besten und gerechtesten aller Fürsten.«
    Sabina befreite sich empört aus Anna Lucretias Umklammerung. Dennoch kam sie nicht zu Wort – Leonhard von Eck war schneller. Wie ein großer Rabe sprang er aus den Reihen der Räte und stellte sich an die Seite des Herzogs. Verächtlich sah er zu den knienden Frauen, die bei jedem seiner Sätze zusammenzuckten.
    »Euch alle Ehre, Hoheit, da Ihr tatkräftig Eure Sünden bereut und büßen wollt. Schämt euch, ihr Weiber, die ihr die Buße scheut! Reicht es euch nicht, dass eure Mutter Eva uns ins Verderben gestürzt hat? Euretwegen werden wir als Sünder empfangen und als Sünder geboren. Meint ihr etwa wie die teuflischen Lutheraner, Gottes Gnade allein entscheide über das Seelenheil? Egal, was wir in unserem armseligen Leben anstellen mögen? Wie verkommen ihr seid! Hoheit, Ihr habt tausendmal recht: Buße tut not! Bald feiern wir die Geburt des Erlösers. Der König der Könige,

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