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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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handfesten Vergiftung. Wer ist der Täter? Hätte ich den Kopf dafür hinhalten sollen? Ich verstehe nichts … «
    »Wir werden dieses Rätsel zusammen lösen, Baumeister.« Anna Lucretias Stimme klang süß wie Honig. »Wir werden gemeinsam suchen und finden. Wenn sich herausstellt, Doktor Widmannstetter ist nichts vorzuwerfen, kann ich die Verlobung nicht auflösen. Mir bei der Wahrheitssuche aufrichtig beizustehen, wird Eure Seele von ihren Sünden reinwaschen. Sollte aber herauskommen, dass mein Vater und ich einem Betrüger aufgesessen sind, dann schenke ich Euch meine Liebe und Treue. Mein Vertrauen habt Ihr seit dieser Stunde schon. Alles, was hier gesagt wurde, bleibt unter uns, Meister Niklas.«
    Überreiters Gesicht bekam wieder Farbe. Er glühte beinahe vor Freude.
    »Ich tue, was nötig ist, Fräulein von Leonsperg. Gerade habe ich die Hölle verlassen. Vielleicht gewinne ich ja noch den Himmel zurück.«
    »Ich wünsche es Euch, Baumeister.«
    Mit diesen Worten verschwand Anna Lucretia, ein grauer Schatten zwischen grauen Bäumen. Sie wunderte sich, was er ihr alles geglaubt hatte. Überreiter hingegen blieb wie erschlagen auf der kleinen Steinbank zurück. Er hatte Mühe, seinem Glück nicht in hemmungslosen Schreien Luft zu machen. Die Frühnebel lösten sich auf. Eine kalte Wintersonne brach durch, umflutete die kahlen Bäume, die nackten Weingärten, die Stadt und den Fluss mit blassen Goldstrahlen. Die Burg auf ihrem steilen Hügel leuchtete in Weiß- und Rottönen gegen den blauen Himmel. Überreiter war sich sicher, dass ein Wunder geschehen war. Er bekreuzigte sich, küsste andächtig zuerst die Steinbank, dann die Erde davor und lief durch den Hofgarten hinauf, als ob Engelsscharen ihn auf ihren Flügeln tragen würden.
    Überreiters Hochstimmung steigerte sich noch, als er in der im Winter oft menschenleeren Kellerei den Soßenkoch Langhahn entdeckte. Er zweifelte nicht daran, dass der Rothaarige auf ihn wartete. Überreiter rieb sich zufrieden die Hände und ballte die Fäuste. Nur zu! Dieses blutlose Ungeziefer würde heute weniger zu lachen haben als vor dem Weinfest.
    »Schlecht siehst du aus!« Er ließ Langhahn keine Gelegenheit, etwas zu sagen. »Wie eine Pestbeule auf einem Leichentuch. Bekommen dir deine Brühen nicht mehr?«
    Obwohl überrascht, wich der Soßenkoch nicht aus. Seine braunen Augen verdunkelten sich.
    »So früh schon angeheitert, Baumeister? Und laut noch dazu? Ehrlich gesagt verstehe ich Eure Freude nicht. Der Herzog behält seine Diät bei und unser guter Doktor Widmannstetter sitzt fest im Sattel, als sei nichts geschehen. Schlecht, ganz schlecht für Euch, Meister Überreiter! Oder seht Ihr das anders?« Überreiter schaffte es, jegliche Regung zu unterdrücken. Langhahn fühlte sich dadurch ermutigt, den Bogen weiter zu spannen. »Einmal ist keinmal, wie man sagt. Ihr schenkt eine neue Runde ein, nicht wahr, Baumeister? Von dem Wunderpülverchen habt Ihr noch genug, um ein paar Soßen zu würzen, oder? Ihr habt ja gesehen: Gefährlich ist das Mittelchen nicht. Ihr könnt Euch auf uns verlassen. Können wir das auch? Abgemacht?«
    In Überreiter kochte die Wut, doch er hielt sie im Zaum.
    »Ich schenke keine Runde mehr ein. Warum nicht? Kannst dir selbst einen Reim drauf machen. Jetzt verschwinde, bevor ich mir an deiner fauligen Pelle die Hände schmutzig mache.«
    Der Soßenkoch richtete sich auf wie eine bedrohte Schlange. Der modrige Geruch der großen Weinpressen schien seinem keifenden Mund zu entweichen.
    »Gemeinen Mördern kann man also nicht mehr vertrauen? Habt Ihr Lust, dem Henker zu begegnen, Baumeister? Oder dem Folterknecht? Liebt Ihr den Schandpfahl? Das würde der Kärglerin nicht so gut schmecken wie Euer Rammbock. Meine Rechnung dagegen ist so viel kleiner für Eure Sünden. Glaubt Ihr nicht?«
    »Was ich glaube, geht dich nichts an.« Nun fletschte auch Überreiter die Zähne. »Verpfeife mich und Theresa, soviel du magst. Es bleibt Aussage gegen Aussage. Verlass dich drauf: Wenn ein Gelehrter sich in der Löwengrube wiederfindet, kann das auch einem Soßenkoch widerfahren.«
    Der Rothaarige machte große Augen und lachte dann schallend.
    »Bei allen Teufeln, Baumeister, Ihr seid ein Esel! Was sag ich? Ein Ochs! Ein dreifacher Ochs! Ihr lernt meinen Herrn noch kennen! Das versprech ich Euch.«
    »Deinen Herrn? Denkst du, ich habe mehr Angst vor dem Grünberger als vor dir?«
    Langhahn quietschte vor Lachen.
    »Vor dem Grünberger, der fetten

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