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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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verstehen.«
    Sabina ärgerte sich über ihren, wie sie fand, plumpen Satz. Aber Besseres fiel ihr nicht ein. Vielleicht hätte Anna Lucretia es verstanden, ihren Vater zurückzuhalten. Doch das Mädchen war schon lang nirgendwo zu sehen, ließ ihre Tante, wie die Herzogin meinte, gedankenlos im Stich. Ludwig verlor keine Zeit.
    »Unpässlich? Eine freche Lüge! Das fehlte noch! Habt Ihr schlecht geträumt, Schwester? Den falschen Wein getrunken? Oder spricht da Euer Beichtvater aus Euch? Ich fühle mich besser denn je. Dank Euch, wohlgemerkt. Außerdem bin ich bei Sinnen. Ich tausche doch nicht zwei sichere Todsünden gegen eine vermeintliche! Wir sehen uns spätestens morgen in Sankt Martin. Vielleicht verbringe ich die Nacht in der neuen Residenz.«
    »Gott schütze Euch, mein Bruder, und halte Euch am Leben.« Sabina schüttelte verständnislos den Kopf. »Euer irdisches Werk ist noch nicht vollbracht.«
    »Wenn Gott derselben Meinung ist, braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Wenn nicht, auch nicht. Es liegt nicht in unserer Hand.«
    Die alte Herzogin begehrte ein letztes Mal auf.
    »Doch, Bruder, es liegt in unserer Hand, ein Leben, das Gott erhalten will, nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen.«
    »Womit Ihr wieder beim Thema Sünde seid«, schloss Ludwig die Unterhaltung ab. »Bis morgen, Schwester, grämt Euch nicht.«
    Am Burghauser Tor zur Bergstraße traf der hinausreitende Herzog auf seine Tochter. Auch sie sah sehr besorgt aus.
    »Wo kommst du her, mein Kind? Deine Tante sucht dich.«
    »Vom Hofgarten, Vater. Ich brauchte Luft und Bewegung.«
    »Ganz allein?«
    »Ja, Vater, ganz allein.«
    »Ich sehe Falten auf deiner Stirn und Schatten unter deinen Augen.«
    »Das ist nichts, Vater. Kein Grund zur Beunruhigung. Ich bin oft lang wach in der Nacht. Ihr begebt Euch in die Stadt? Ganz allein?«
    Ludwig musste lachen und zeigte auf die berittenen Soldaten hinter ihm.
    »Ein Fürst ist nie ohne Begleitung, mein Kind. Auch Leda und Ajax sind stets bei mir.« Die zwei großen spanischen Windhunde, die ihren Herrn überallhin begleiteten, wedelten freundlich mit den Schwänzen, als sie ihre Namen hörten. »Siehst du? Sie überhören nichts.«
    »Ob das genügt, Vater? Passt auf Euch auf! Man weiß nie.«
    Ludwig war verwundert.
    »Ich reite zu Fräulein von Weichs, meine Tochter. Wie ich es ihr versprochen habe.«
    Anna Lucretia schien erleichtert.
    »Das ist gut, Vater. Gott schütze Euch.«
    Unten in der Stadt wunderte sich Ursula über den so früh eintreffenden Besuch. Warum hatte Ludwig sie nicht in die privaten Gemächer der Stadtresidenz bestellt? Sie hoffte, darin einen Liebesbeweis sehen zu dürfen, doch sie fürchtete die Ankündigung einer Trennung. Sie hatte alles so hergerichtet, wie der Herzog es vor seiner Erkrankung geliebt hatte, wenn er die Jagd, seine Bautätigkeit und auch die Regierungsgeschäfte liegen ließ, um zu ihr zu kommen. Dann war er hungrig nach ihr, nach unbeschwert lustvollen Stunden an ihrer Seite. Ursulas Herz schlug heftig vor Sorge, als sie ihn erblickte, doch dann atmete sie beruhigt auf. Die Soldaten verteilten sich zwischen Innenhof und Straßeneingang, als der Herzog ihr Haus mit den zwei Hunden betrat. Leda und Ajax kümmerten sich nicht um ihren kleinen Malteser, sondern suchten sofort fieberhaft nach den weißen Katzen im Weichs’schen Haushalt, die sich flink auf den Kachelofen flüchteten. Von dort schauten sie gelangweilt auf ihre frustrierten Feinde herab. Ludwig lachte wie auch sonst stets, tätschelte die Köpfe der beiden Hunde und drückte Ursula an sich. Alles wie immer. Sie verschwand in seinen kräftigen Armen, schmiegte sich an seine breite Brust, spürte seinen langen Bart an ihrer Wange, streichelte ihn und wünschte sich dabei, ihn bald auf ihrem nackten Busen zu fühlen. Wie stets wurde er ungeduldig und wollte die schwere Kleidung ablegen. Ursula lachte und führte ihn die Treppe hinauf zu ihrer Schlafstube. Dort half sie ihm bei Barett, Schaube und Mantel, rief aber die Kammermagd, um den Herzog von der wallenden, geschlitzten Pluderhose, der Schamkapsel, der Schecke, den Ärmeln und den Stiefeln zu befreien. Sie kam nie allein zurecht mit den vielen Knoten und Schleifen, die es zu entwirren galt. Als er nur noch Seidenstrümpfe und sein wunderschön plissiertes Baumwollhemd trug, lächelte sie ihn an.
    »Was wünscht Ihr, mein Geliebter, um Euch zu wärmen? Euren Hausmantel oder gleich unser Bett?«
    »Erst den Hausmantel, meine Taube. Wir

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