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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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nicht gerade von der Mätresse Verrat zu erwarten? Ludwig schwieg beharrlich. In diese Entscheidung würde er sich nicht einmischen. Sabina blieb unversöhnlich und misstrauisch. Doch Anna Lucretia sah keinen anderen Ausweg.
    »Fräulein von Weichs hat gewiss recht. Nirgendwo ist Johann Albrecht sicherer versteckt, nirgends können wir ihn leichter pflegen. Er soll hierbleiben. Er ist so schwach, dass wir ihn nicht transportieren sollten. Stimmt Ihr mir zu, Vater?«
    Ludwig nickte, obwohl auch seine Tochter das Wort ›Vertrauen‹ nicht ausgesprochen hatte. Ursula war immens erleichtert und redete wie ein Wasserfall.
    »Es gibt eine kleine Kammer für meine Magd neben der Schlafstube, mit einem guten Bett direkt auf der anderen Seite des Kamins. Niemand muss dort Kälte leiden. Meine Magd wird oben bei der Köchin schlafen. Sie schweigen beide wie ein Grab. Darauf gebe ich Euch mein Wort.«
    »Gilt das auch für Euch selbst, Fräulein von Weichs?«, fragte Sabina bissig. Ursula errötete heftig.
    »Ja. Ihr habt mein Wort. Was immer geschehen mag, ich werde ihn verteidigen.«
    »Ihr rechnet also damit, dass etwas geschieht? Woher nehmt Ihr diese Gewissheit? Ist uns etwas entgangen, das Euch gewärtig wäre?«
    Ursula ließ sich nicht einschüchtern.
    »Nun ja, Durchlaucht, wie mir scheint, wurde er von Herzog Ulrichs Schergen verfolgt. Sie haben ihn angegriffen und denken jetzt, er wäre tot. Doch wie lange? Seine Leiche liegt nicht in der Kastuluskirche, sein Pferd ist nicht mehr in Moosburg. Es muss übrigens sofort von der Mühleninsel geholt werden, wie mir scheint. Handlanger des Herzogs von Württemberg sind unter uns, das ist doch klar. Es gibt keine andere Erklärung für all diese Vorfälle. Es wird etwas geschehen. Ich schwöre Euch, dass es nicht von mir ausgeht.«
    Danach wurde kein weiteres Wort gewechselt, bis der immer noch bewusstlose Widmannstetter in der Kammer hinter Ursulas Schlafstube lag.

25

    In den von Ludwig regierten Bezirken Landshut und Straubing des Herzogtums gab man am Neujahrstag besonders darauf Acht, dass das Leben harmonisch verlief und so dem nachfolgenden Monat, ja dem ganzen Jahr Beispiel sein konnte. Deshalb wurde gut gegessen und getrunken, wurden reichlich Hobelspäne und Mädchenschenkel in Schmalz gebacken und sämtliche ausstehenden Rechnungen bis hin zur niedrigsten bezahlt. Man verlieh nichts, machte nichts falsch und achtete darauf, kein Kleidungsstück verkehrt herum anzuziehen. Die Leute standen früh auf, ließen nichts anbrennen und sperrten alle schwarzen Katzen ein. Das Feuer am Herd durfte ebenso wenig ausgehen wie das Geld im Beutel und die Schmalznüsse in der großen Schüssel, während man die letzten Lebkuchen vertilgte.
    Als der Herzog ihn in aller Herrgottsfrühe wortlos aus der Kämmerei der Stadtresidenz holte, wusste Hofrat Weißenfelder gleich, dass dieser Neujahrstag 1542 nicht wie gewünscht verlaufen würde. Doch dass das Jahr so düster anfangen könnte, hätte er sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorgestellt. Als er von Ludwig und Sabina hörte, was in der Nacht vorgefallen war, zeigte sich Weißenfelder zunächst ungläubig.
    »Von einer Rüstung der Lutheraner gegen Braunschweig habe ich nichts, absolut gar nichts gehört, auch nicht von meinen Münchner Kollegen. Mitten im Winter? Niemand bereitet einen Krieg mitten im Winter vor!«
    Sabina senkte entmutigt den Kopf.
    »Das denken wir auch, Hofrat. Dennoch können wir meinem Sohn vertrauen. Das wisst Ihr. Ihr wisst auch, dass dieser Mörder Ulrich hier in Landshut sein Unwesen treibt und meinem Bruder und mir nach dem Leben trachtet.«
    »Was sollen wir tun, Hoheit?«, wandte Weißenfelder sich an den Herzog.
    »Ihr reitet sogleich nach München zu Wilhelm. Ihr sucht ihn persönlich auf und lasst Euch nicht abweisen. Ich will wissen, ob er Nachricht von diesen Plänen hat und was er zu tun gedenkt, falls die Meldung stimmt. Es wäre Hochverrat an der katholischen Sache, sollten die beiden bayerischen Fürsten nichts dagegen unternehmen.«
    »Hochverrat auch am Kaiser, unserem Vetter«, warf Sabina ein.
    »Richtig, meine Schwester. Also, Hofrat, Ihr müsst noch heute in München sein und morgen kommt Ihr so schnell wie möglich zurück. Draußen stehen Eure Pferde und zwölf Bewaffnete.«
    Doch Weißenfelder zögerte noch.
    »Ich sollte diese Woche zu König Franz von Frankreich abreisen. In Württemberg wollte Herzog Christoph zu mir stoßen. Wir haben ein wichtiges Memorandum von

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