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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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lächelte traurig.
    »Ja, das meine ich auch. Doch wir müssen genau wissen, wie gefährlich es ist. Wer sonst soll davon kosten? Die Magd? Die Katzen? Der nächste streunende Hund? Widmannstetter, damit er vielleicht endgültig sein Leben aushaucht?«
    »Ich probiere«, rief Ursula, »weil ich so dumm war und den Herzog wahrscheinlich damit vergiftet habe.«
    »Das wissen wir noch nicht, Fräulein. Aber wir werden es gleich erfahren. Ich koste davon, weil es so sein muss. Hör mir zu, Anna Lucretia! Geschieht mir nichts, dann sind wir so ratlos wie zuvor. Passiert mir, die sich stets bester Gesundheit erfreuen konnte, aber etwas, kennen wir endlich mit Sicherheit den Mörder und Verräter. Auch wenn ich nach wie vor keinen Grund erkennen kann, was ihn dazu triebe. Gleichzeitig werden meine beiden Brüder – die Söhne meiner Mutter, Gott hab sie selig – wissen, dass ich eher sterbe, als ihnen zu schaden. Bring mir vom Panadesüppchen deines Verlobten, um Ambra hineinzurühren.« Anna Lucretia gehorchte. »Das ist mir lieber als Gewürzwein. Der Effekt wird deutlicher sein. Gebt mir, Fräulein Ursula, genau die Menge, die mein Bruder bekommen hat.«
    Sabina nahm ein winziges Stückchen Ambra in den Mund, kaute darauf herum und spukte es dann aus.
    »Es klebt nicht an den Zähnen, was es tun sollte. Ich komme Euch auf die Schliche, Doktor Eck!«
    Seelenruhig zerkleinerte sie die von Ursula abgetrennte Menge Ambra in einem Mörser, rührte sie in die Panade und verspeiste sie.
    »Köstlich, immerhin. Beobachtet nun, was geschieht!«
    Die nächste Viertelstunde kam Anna Lucretia und Ursula wie eine Ewigkeit vor. Ihnen war schlecht beim Gedanken, die alte Herzogin könnte vor ihren Augen tot umfallen. Doch genauso sehr fürchteten sie, die Ambra könnte ohne Wirkung bleiben. Plötzlich atmete Sabina schwer.
    »Ich habe Angst. Es geschieht etwas mit mir.
    Pater noster, qui es in caelis:
    sanctificetur nomen tuum …
    Meine Glieder fühlen sich wie Blei an.
    Adveniat regnum tuum.
    Fiat voluntas tua,
    sicut in caelo, et in terra .
    Es fällt mir schwer, zu atmen. Beobachte genau, was mit mir geschieht, Kind!
    Panem nostrum cotidianum da nobis hodie.
    Ursula, ich vertraue mich und Anna Lucretia Euch an. Ihr werdet mich nicht enttäuschen.
    Et dimitte nobis debita nostra,
    sicut et nos dimittimus … debitoribus nostris .
    Meine Zunge wird schwer.
    Et ne nos inducas … in tentationem.
    Sed … libera nos … a malo.
    Amen .«
    Nach dem letzten Wort glitt Sabina bewusstlos vom Bett. Anna Lucretia und Ursula, aufs Höchste alarmiert und mit Tränen in den Augen, hoben sie wieder hinauf. Die Herzogin atmete nur schwach, der Herzschlag schien verschwinden zu wollen. Da stand auf einmal Widmannstetter in der Tür der Kammer. Anna Lucretia stürzte zu ihm, nahm ihn in die Arme und geleitete ihn die zwei Schritte zu Ursulas Bett, auf das er sich setzte.
    »Was ist geschehen?«
    Beide Frauen erklärten kurz, was passiert war. Ursula wich dabei nicht von Sabinas Seite. Widmannstetter war zu erschöpft, um sie zu beruhigen.
    »Was wollt ihr jetzt machen?«
    »Wir müssen den Herzog und Hofrat Weißenfelder benachrichtigen, um Verzeihung bitten und Eck festnehmen lassen«, weinte Ursula.
    Widmannstetter schüttelte kraftlos den Kopf. Anna Lucretia fing sich wieder.
    »Was ist, Liebster? Was willst du uns sagen?«
    »Sag deinem Vater kein Wort! Noch nicht, mein Herz. Ihr müsst gleichzeitig sehr vorsichtig und entschlossen handeln, damit Eck sich dieses Mal nicht herauswinden kann. Darin ist er ein Meister. Man muss ihn in flagranti ergreifen, sonst werden wir die Gründe seines Verrats nie verstehen. Denn das ist für eine Anklage wichtig, gerade bei einem so geschickten und klugen Juristen.«
    Anna Lucretia lächelte ihn unter Tränen an. Ihr Herz zersprang schier vor Liebe zu ihm. So schwach, so erschöpft, so blass – und jedes Wort und jeder Gedanke waren klar und richtig.
    »Rede weiter, mein Geliebter! Aber nicht so hastig. Du hast Zeit. Wir hören genau zu.«
    »Eck hat es jetzt fürchterlich eilig, gerade weil er mich nicht findet. Er hat etwas Schlimmes mit Württemberg und Braunschweig eingefädelt, was ihn dazu getrieben hat, deinen Vater, Liebste, seinen Fürsten, umbringen zu wollen. Er muss befürchten, durch die Ankunft von Herzog Christoph entlarvt zu werden. Er hat zwei Möglichkeiten. Entweder gibt er sein Vorhaben auf, dann wir sind nicht mehr in Gefahr. Kann er sich damit zufriedengeben? Und wer weiß schon, was

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