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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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nicht, was wir vereinbart haben, wie Ihr Euch bestimmt erinnert. Ich muss erst meinen Vater außer Gefahr wissen und herausfinden, wer ihm nach dem Leben trachtet. Das sollte auch in Eurem Interesse sein. Davon hängt für mich alles ab. Wollt Ihr mir weiterhin helfen?«
    »Aber ja doch, liebstes Fräulein Anna. Ich halte mein Versprechen.«
    »Beobachtet bitte genau den Hofrat Eck. Er hat bei seiner Ankunft in Landshut solch unglaubliche Anschuldigungen gegen die Herzogin, meine Tante, erhoben, dass sie seither aus Gram das Bett hüten muss. Mein Vater zweifelt an allem und jedem. Das ist nicht gut für uns, Baumeister. Wollt Ihr Eck überwachen?«
    »Den Hofrat? Gott! Der Mann ist gefährlich, aber ich tue es, liebste Anna, ja, für Euch tue ich es.«
    Bevor sie sich noch erheben konnte, spürte sie seinen Mund auf ihren Lippen. Sie stöhnte auf vor Wut und Ekel, was er aber für überraschte Glücksempfindungen hielt, worauf er sie auch noch zu allem Überfluss eng an seine Brust presste. Schamrot und außer Atem schlüpfte sie aus seinen Armen. Doch ihre bebenden Beine trugen sie nicht sicher, weshalb er sie triumphierend bis zur Hofküche stützte.
    Gleich hinter der Tür zum inneren Burghof, neben den Kellertreppen, dort, wo den Boten aus Württemberg der Tod ereilt hatte, standen der sehr besorgte Küchenmeister, sein sichtlich aufgewühltes Weib und dahinter Leonhard von Eck, wie immer im schwarzen Gelehrtentalar. Anna Lucretia durchlebte einen Albtraum: Theresas Augen füllten sich mit mörderischer Eifersucht; Eck schien den Anblick des verliebten Baumeisters sowie ihre Pein in höchstem Maße zu genießen. Sie wusste, er hatte alles auf der Stelle verstanden und würde jetzt angreifen, statt sich eine Blöße zu geben. Das tat Eck auch – ohne Umstände.
    »Was bringt Euch zur Burgküche, Fräulein von Leonsperg? Ein Unwohlsein? Ich dachte, die Speisen in der neuen Residenz ließen nichts zu wünschen übrig.«
    Die unverhüllte Bissigkeit seines Tons rüttelte die Herzogstochter auf. Wenn der höchst diplomatische, stets beherrschte Hofrat sich mit ihr, dem Fürstenkind, solche Frechheit erlaubte, dann musste er beunruhigt sein. Sie verfluchte ihre miserable körperliche Verfassung. Sie durfte keine Schwäche zeigen, nur jetzt nicht, schon gar nicht vor Theresa und ihrem gerade ins Schwitzen kommenden Liebhaber.
    »Ihr habt recht, Herr Hofrat, mir ist unwohl vor Sorge, da meine Tante heute Morgen zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft erkrankt ist. Doktor Ulmitzer ist bei ihr. Mein Vater grämt sich sehr. In der Küche tue ich, was ich schon seit Wochen mache. Ich überbringe die Wünsche des Herzogs und hole, was den Armen im Spital in diesen gesegneten Zeiten zusteht. Doch wundere ich mich, dass ein Mann von solcher Wichtigkeit wie Ihr Euch hierher begebt.«
    »Die Herzogin ist erkrankt? Was ist geschehen?« Eck wurde unruhig.
    »Das weiß niemand. Sie versorgte Fräulein von Weichs, die immer noch das Bett hütet. Dort verlor sie auf einmal das Bewusstsein. Als ich die Residenz verließ, hatte sie es noch nicht wiedererlangt.«
    Ecks Blick flackerte. Entdeckte Anna Lucretia darin abwechselnd Erregung und Zufriedenheit? Sie ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken.
    »Was führt Euch denn in die Küche? Fehlt Euch etwas?«
    Auf einmal schien Eck in großer Eile zu sein.
    »Nein, nicht doch, was sollte mir fehlen? Jeden Tag kommen hier aus meinen Gütern bei Kehlheim Forellen und Claret an. Das überwache ich gern, wenn ich in Landshut weile. Außerdem bekomme ich Rezepte von vielen Höfen, die ich mit Vergnügen an die Köche meiner Herren weitergebe. Bisher zeigte sich Euer Vater darüber höchst erfreut. Wenn Ihr erlaubt, gnädiges Fräulein, ziehe ich mich zurück. Ich werde für die rasche Genesung der Herzogin beten.«
    Mit nur drei Schritten seiner langen Beine war er ihrem Blickfeld entschwunden. Da explodierte Theresa.
    »Zwischen den Zeiten ruht die Arbeit, Baumeister, nur in der Küche gilt das nicht. Aber doch sicher für Euren neuen Weinkeller?«
    »Gewiss, Frau Kärgl. Doch ich habe in der Stadt gesehen, wie das Fräulein von Leonsperg zur Burg hinauflief. Sie schien mir so schwach, dass ich ihr gefolgt bin.«
    »So, so. Jetzt geht es dem Fräulein wieder gut, wie Ihr seht. Geht zurück zu Eurer Mutter und den Kindern! Sie sind bestimmt besorgt, weil Ihr so plötzlich verschwunden seid.«
    Widerstrebend, doch ohne ein Wort, aber über die Schulter zurückschauend entfernte sich Überreiter wie

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