Süßes Spiel der Sehnsucht
zweifelte. »Dessen kann ich mir nicht sicher sein.«
»Nein, das kannst du nicht. Aber im Leben haben wir keine Sicherheiten, Arabella. Und die Aussicht auf Liebe ist das Risiko wert, verletzt zu werden. Willst du wirklich wegen dem, was in der Vergangenheit passierte, deine Hoffnung für die Zukunft aufgeben? «
Arabella rang die Hände in ihrem Schoß und wandte das Gesicht ab. Marcus hatte ihr vorgeworfen, sie würde sich von ihrer Angst beherrschen lassen. Und er hatte recht, denn sie fürchtete sich davor, wieder verletzt zu werden. Nur litt sie bereits entsetzliche Qualen. Was konnte schmerzlicher sein als ihr momentanes Gefühl?
Da sie nicht antwortete, fragte Tess ruhig: »Wenn du dir sicher sein könntest, dass er dich liebt, würdest du ihn dann heiraten? «
»Ja«, murmelte Arabella schließlich.
Tess seufzte. »Nun, du wirst letztlich selbst entscheiden müssen, aber ich denke nicht, dass du ohne ihn glücklich wirst. Und ich glaube auch nicht, dass er ewig warten wird, bis du es dir überlegst." Sie stand auf und sah zu Arabella hinab. »Ich finde, du solltest das Risiko eingehen und seinen Antrag annehmen, Arabella. Wahre Liebe ist zu kostbar, um sie zu verschwenden. Ich würde alles dafür geben, noch einmal diese Chance zu bekommen. «
Mit diesen Worten wandte Tess sich von Arabella ab, weil ihre eigenen Gefühle sie übermannten.
Wahre Liebe ist zu kostbar, UM sie zu verschwenden. Wenn das stimmte, wäre sie eine komplette Närrin, sich von ihrer Angst daran hindern zu lassen, das Glück mit Marcus zu suchen.
Um in Ruhe ihre Gedanken zu ordnen, verabschiedete Arabella sich noch vor dem Tee und fuhr nach Hause. Tess und ihre Schwestern würden den Rest des Ausflugs auch ohne sie bestreiten können. Als Arabella vor Danvers Hall ankam, sah sie eine Kutsche mit dem Danvers-Wappen vor der Tür stehen, und ihr Herz vollführte einen Hüpfer. Marcus war zurück!
Sie versuchte, ihre Begeisterung im Zaum zu halten, während sie ihren Zweispänner zu den Stallungen lenkte und einem der Burschen übergab. Dennoch konnte sie nicht anders, als zum Haus zurückzulaufen.
Simpkin kam ihr in der Eingangshalle entgegen, um ihr Jacke und Hut abzunehmen und ihren Besuch anzukündigen. »Lady Loring ist hier, Miss Arabella.«
Arabella erstarrte. Sie traute ihren Ohren nicht. »Meine Mutter ist hier? «
»Ja. Ich habe sie in den kleinen Salon geführt. «
Sie spürte, wie sie blass wurde und leicht schwankte. Simpkin war sogleich besorgt. »Ist Ihnen nicht wohl, Miss Arabella?«
»Doch ... ich bin nur ... überrascht.« Schockiert, bestürzt, verwirrt, hätte es gewiss eher getroffen.
Sie begriff nicht, dass ihre Mutter nach all den Jahren auf einmal zu Besuch kam. Was in aller Welt wollte sie? Und woher kam sie? Vor vier Jahren war Victoria angeblich mit ihrem Liebhaber in die Bretagne geflohen, in die Nähe von Brest, während England noch mit Frankreich im Krieg war. Reisen galt zu jener Zeit als gefährlich, und jede Form von Briefverkehr zwischen den beiden Ländern war bestenfalls unzuverlässig. Die drei Schwestern hatten seither nie wieder von ihr gehört, nicht einmal nachdem der Krieg ein Jahr später mit Napoleons Exil endete.
Zögerlichen Schrittes ging Arabella den Korridor hinunter zum Salon, wo sie in der offenen Tür stehen blieb, um die vertraute Fremde anzusehen, die dort auf dem Sofa saß.
Sie war unverkennbar eine Lady, hellhaarig und elegant. Dem Aussehen nach ähnelte Roslyn ihrer Mutter am meisten, denn auch sie hatte diese blasse Vornehmheit und die aristokratische Haltung. Victoria war immer noch sehr schön. Obwohl sie drei Kinder gebar und eine skandalöse Witwenschaft erdulden musste, war die Zeit gnädig zu ihr gewesen.
Bei ihrem Anblick regten sich die widersprüchlichsten Gefühle in Arabella, und schmerzliche Erinnerungen wurden wach. Dann jedoch sah Victoria auf. Sie wirkte unsicher und verletzlich ... beinahe ängstlich.
Instinktiv ballte Arabella die Hände zu Fäusten. Wut und bittersüßes Glück erfüllten sie. Sie hatte ihrer Mutter nie verziehen, dass sie die drei Töchter verließ und einem grässlichen Skandal aussetzte. Und dennoch war sie unbeschreiblich froh, Victoria wiederzusehen.
Arabella mühte sich, ruhig zu bleiben, und trat langsam ins Zimmer. Als ihre Mutter sie lediglich stumm ansah ' fragte Arabella: »Was führt dich her, Mama? «
»Ihr natürlich«, lautete die leise Antwort. »Ich wollte wissen, wie es meinen Töchtern geht.«
»Nach
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