Süßes Spiel der Sehnsucht
Tess sah sie immer noch an. »Aber bist du sicher, dass es Liebe ist, was du für ihn empfindest, Arabella? Oder fühlst du dich nur körperlich zu ihm hingezogen? Ist es eine vorübergehende Vernarrtheit?«
Was ihre Gefühle für Marcus betraf, hegte Arabella nicht den geringsten Zweifel. Dennoch war es vielleicht gut, mit jemandem über sie sprechen, der sie verstehen könnte. Tess wusste, was wahre Liebe war, denn sie hatte ihren Verlobten von ganzem Herzen geliebt. »Ich glaube, es ist Liebe, aber woher weiß man das? «
Ihre Freundin wurde nachdenklich. »Die Zeichen sind gewöhnlich leicht zu erkennen. Wenn du einen Mann liebst, wird er zum Mittelpunkt deiner Welt. Du sehnst dich danach, bei ihm zu sein, und wenn du es nicht bist, kreisen immerfort deine Gedanken um ihn. Er ist das Licht deines Lebens. Schon eine zarte Berührung reicht aus, um Leidenschaft in dir zu entflammen, und ein sanfter Blick genügt, dass dir warm ums Herz wird. Dein Leben fühlt sich ohne ihn leer an. «Tess machte eine kurze Pause. »Ist es das, was du für Lord Danvers empfindest, Arabella?«
Den Blick auf ihre gefalteten Hände gesenkt, nickte Arabella. Genau das empfand sie für Marcus, einschließlich der Leere. Seit er fort war, fühlte sich ihre Brust befremdlich hohl an, und zugleich war da ein Schmerz, der einfach nicht vergehen wollte.
»Du vermisst ihn sehr, nicht wahr?«, fragte Tess mitfühlend.
»Ja.« Er fehlte ihr entsetzlich.
»Und was gedenkst du, dagegen zu unternehmen? «
Arabella lachte hilflos. »Ich weiß es nicht. «
»Glaubst du, er könnte dich ebenfalls lieben? «, fragte Tess.
»Er behauptet, dass er es tut.«
Tess starrte sie mit großen Augen an. »Lord Danvers hat dir gesagt, dass er dich liebt?«
»Ja, letzte Woche, nachdem wir Sybil gerettet hatten. Aber ich wollte ihm nicht glauben. Ich hatte Angst, dass er es nur sagt, damit ich seinen Antrag annehme.«
Ihre Freundin zögerte. »Arabella, er kommt mir nicht wie ein Mann vor, der seine Liebe gesteht, wenn er es nicht ernst meint. Ich bezweifle, dass er jemals zuvor einer anderen Frau gesagt hat, er würde sie lieben. «
»Nein, wohl nicht.«
»Und wie hast du auf seine Liebeserklärung reagiert?«
Sie wurde rot. »Ich habe leider schreckliche Angst bekommen. In dem Augenblick wurde mir klar, dass ich ihn liebe, und plötzlich geriet ich in Panik. Ich sagte Marcus, dass ich die Wette gewonnen hätte, ihn nicht heiraten würde und er besser sofort abreisen sollte. «
»Deshalb verließ er Danvers Hall? Du hast ihn weggeschickt?"
»Ja.«
»Nun ja«, sagte Tess langsam, »noch ist es nicht zu spät, alles wieder in Ordnung zu bringen. Nicht, wenn ihr euch liebt.«
Wieder überkam Arabella ein beklemmendes Gefühl in der Brust. »Aber das ist es ja gerade, verstehst du nicht? Ich kann mir seiner Liebe nicht sicher sein. Und selbst falls er mich jetzt ein bisschen lieben sollte, woher weiß ich, dass seine Gefühle überdauern? Es gibt nichts Schmerzlicheres, als jemanden zu lieben, der diese Liebe nicht erwidert. Das weiß ich, weil ich es erlebt habe. «
Tess schüttelte den Kopf. »Viscount Underwood war deine Liebe nicht wert, aber Lord Danvers ist es meiner Ansicht nach schon. Und du musst ebenso denken, sonst hättest du nie zugelassen, dass es so weit kommt. Stimmt es nicht? «
»Ja.«
»Liebst du ihn so sehr, wie du Underwood geliebt hast?«
»Viel mehr. « Ihre Liebe zu Marcus war weit stärker, als es ihre erste jemals gewesen war. Deshalb wäre der Schmerz ja auch umso größer, sollte sie nicht erwidert werden.
»Dann solltest du seinen Antrag wohl annehmen«, sagte Tess.
Arabella sah ihre Freundin verzweifelt an. »Eine Ehe würde die Ungleichheit nur noch schlimmer machen. Meine Mutter liebte einst meinen Vater, und sieh dir an, wie ihre Ehe endete.«
»Nach allem, was du mir erzählt hast, passten sie von Anfang an nicht zusammen. Du und Lord Danvers hingegen, ihr scheint sehr gut zueinander zu passen.«
»Wie kommst du darauf? «
Tess lächelte. »Ich habe euch zusammen gesehen, habe miterlebt, wie ihr miteinander umgeht. Und die Art, wie ihr euch anseht. Jedes Mal, wenn du ihn anblickst, leuchtet ein Feuer in deinen Augen auf, wusstest du das? «
Arabella war stumm vor Staunen.
»So sehr mich auch überrascht, dass ich es sage, aber ich glaube, dass er genau der richtige Mann für dich ist«, fuhr Tess fort. »Du wirst immer eine interessante Herausforderung für ihn sein wie er für dich. «
Arabella
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