Süßes Spiel der Sehnsucht
vier Jahren ohne ein einziges Wort willst du plötzlich wissen, wie es uns geht? «, fragte Arabella verbittert.
»Ich wollte es die ganzen Jahre wissen. Es ist wunderbar, dich wiederzusehen, Arabella.« Victoria klopfte neben sich auf das Sofa. »Möchtest du dich zu mir setzen?«
»Ich ziehe es vor zu stehen, danke.«
Ein trauriges Lächeln huschte über Victorias Züge. »Ich wusste, dass du mir nicht vergeben würdest. Das habe ich ihm gleich gesagt.«
»Wem? «
Victoria seufzte. »Lord Danvers.«
»Was hat er damit zu tun?« Arabella wurde misstrauisch.
»Er ist der Grund, weshalb ich hier bin. Seine Lordschaft schickte diese Woche ein Schiff nach Frankreich, das mich zurück nach England brachte. Gestern holte sein Sekretär mich in Dover ab, und heute brachte mich seine Kutsche hierher.«
Marcus hatte ihre Mutter in Frankreich aufgespürt, dachte Arabella verwundert. » Und wozu? «
»Weil er hofft, dass ich mich wieder mit meinen Töchtern versöhnen kann. Zumindest besteht er darauf, dass ich alles erkläre ... und mich bei euch für das entschuldige, was ich tat. «
Arabella starrte ihre Mutter mit großen Augen an. »Welche Erklärung könntest du uns geben, die entschuldigt, dass du deine Kinder verlassen hast? Du bist einfach aus unserem Leben verschwunden, Mama, ohne ein Wort des Abschieds, und wir mussten allein mit Papas Tod fertig werden. «
»Das tut mir unendlich leid, Arabella.«
»Ist es nicht ein bisschen spät für Entschuldigungen? Das liegt alles lange zurück, also dürfte es wenig Sinn machen, überhaupt noch darüber zu reden.«
Victoria verzog unglücklich das Gesicht und hob eine Hand. »Bitte, kannst du dir nicht zumindest meine Geschichte anhören? «
»Na schön«, sagte Arabella.
»Du solltest dich lieber setzen, denn es ist eine lange Geschichte.«
Widerwillig nahm Arabella in dem Sessel gegenüber dem Sofa Platz. Ihre Mutter betrachtete sie eine Weile schweigend, ehe sie leise sagte: »Es tut mir leid, dass ich euer Leben ruiniert habe, Arabella, ehrlich. Ich wollte euch dreien niemals wehtun.«
»Aber das hast du, Mama. « Ein brennender Schmerz schnürte ihr die Kehle zu. »Mehr, als du dir vorstellen kannst. Wir alle waren am Boden zerstört, als du fortgingst, besonders Lily. Sie hat wochenlang geweint. «
»Ich ... weiß. Ich hätte bedenken müssen, welche Folgen mein Betragen für euch hatte, und ich hätte meine Töchter über alles andere stellen müssen. Aber nachdem ich den ersten Schritt getan hatte, gab es kein Zurück mehr. «
»Das begreife ich nicht.«
Victoria nagte unglücklich an ihrer Unterlippe. »Du musst verstehen, wie entsetzlich unglücklich meine Ehe mit deinem Vater war. «
»Oh, das verstehe ich durchaus«, erwiderte Arabella. »Wie sollte ich auch nicht, nachdem ich jahrelang mit ansah, wie du und Papa euch erbittert gestritten habt? Aber dein Unglück rechtfertigt wohl kaum einen Ehebruch.«
Victoria fuhr zusammen, als hätte Arabella sie geschlagen. »Vielleicht nicht, doch ich war furchtbar einsam. Ich bin sicher, dass du von den zahlreichen Mätressen deines Vaters wusstest.«
»Natürlich. Das hätte mir schlecht entgehen können«, sagte Arabella kühl.
»Charles war anfangs diskret, was seine Affären betraf, aber als er begann, vor meinen Augen mit seinen Mätressen zu prahlen, konnte ich es nicht mehr ertragen.«
»Also nahmst du dir einen Liebhaber, um dich an ihm zu rächen. «
»So einfach war das nicht, Arabella. Ich schätze, ich wollte Rache, aber vor allem wollte ich ... Nähe. Ich begegnete Henri Vachel in London. Er war als Junge nach England gekommen, nachdem seine Eltern unter der Guillotine ihr Leben ließen. Seine Mutter war Engländerin gewesen, deshalb konnte er nach Surrey kommen und dort aufwachsen. Henri war so sanft und so freundlich ... Nach der Vernachlässigung durch deinen Vater war es kein Wunder, dass ich von ihm fasziniert war.«
Da Arabella still blieb, fuhr Victoria fort: »Als dein Vater es herausfand, war er außer sich, weil ich ihn zum Hahnrei gemacht hatte. Es schien ihm vollkommen legitim, dass er unsere Eheschwüre verhöhnte, aber ich durfte es nicht. Charles verlangte, dass ich England verlasse und nie wiederkomme, und er drohte, Henri umzubringen, falls ich nicht gehorchte. Ich wusste, dass er es tun würde, Arabella.«
Die sah sie skeptisch an. »Das ist nicht, was Papa uns erzählt hat. Er sagte, du hättest eine zügellose Leidenschaft für deinen Liebhaber entwickelt und
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