Süßes Spiel der Sehnsucht
verführerisch, ging es ihr durch den Kopf, als sie im Stallhof von ihrem Pferd stieg. Unwillkürlich wanderte ihre Hand wieder zu ihren Lippen, als sie sich an die verheerende Wirkung erinnerte, die seine Küsse auf sie gehabt hatten. Dass sie beinahe dahingeschmolzen war, ließ nichts Gutes hoffen. Es würde gewiss alles andere als leicht, der Versuchung zu widerstehen.
Dennoch konnte sie es kaum erwarten, die Wette zu beginnen, denn immerhin galt es, Freiheit für sie und ihre Schwestern zu gewinnen. Und womöglich erwies es sich sogar als recht vergnüglich, sich mit Lord Danvers zu messen.
Der erste Schritt musste naturgemäß sein, einen Plan zu schmieden, wie sie seine Verführung vereitelte. Sollte er allen Ernstes hoffen, ihr den Hof machen zu können, würde sie es ihm ganz sicher nicht leicht machen.
Sie musste umgehend an Fanny schreiben und deren Rat einholen. Fanny Irwin war eine berühmte Lebedame, die einst selbst eine junge Adlige gewesen war. Sie war quasi mit den Loring-Schwestern aufgewachsen, waren sie in Hampshire doch unmittelbare Nachbarn gewesen. Und selbst nachdem Fanny mit sechzehn Jahren davonlief, um ihr Glück in London zu machen, hatten sie ihre enge Freundschaft beibehalten.
Seit Arabellas gelöster Verlobung hatte Fanny sie einiges über Männer gelehrt. Und Fanny dürfte weit besser als sie wissen, wie sie Lord Danvers in die Flucht schlug.
Bis Fannys Rat eintraf, täte Arabella wohl gut daran, jede Hilfe einzufordern, die sie bekommen konnte. Also würde sie ihre vertrauten Verbündeten einspannen, angefangen mit ihrer Haushälterin und dem Butler.
Arabella fühlte eine prickelnde Erregung, als sie ihr Pferd einem von Lord Danvers' Burschen überließ und von den Stallungen aus zunächst in die Küche zu Mrs. Simpkin lief. Die Haushälterin, die gleichzeitig zur Köchin wurde, nachdem das übrige Personal gehen musste, bereitete stets schmackhafte, wenn auch schlichte Mahlzeiten zu, wobei ihr eines der Zimmermädchen zur Hand ging. Und obwohl der neue Earl vor drei Tagen ein Dutzend zusätzlicher Bediensteter für Danvers Hall eingestellt hatte, herrschte Mrs. Simpkin nach wie vor in der Küche.
Falls die ältere Frau sich über Arabellas Anliegen wunderte, war sie zu gut geschult, um es sich anmerken zu lassen. Ein kurzes Blitzen in ihren freundlichen braunen Augen verriet allerdings, dass sie mit Freuden an der Verschwörung teilnahm.
»Ach, und Mrs. Simpkin«, fügte Arabella beiläufig hinzu, »ich wäre dankbar, wenn Simpkin heute Abend bei uns im Speisesalon bliebe. Ich ziehe es vor, so wenig wie möglich mit Lord Danvers allein zu sein.«
»Ich richte es ihm aus, Miss Arabella«, sagte Mrs. Simpkin. »Möchten Sie Simpkin auch vorher schon bei sich haben? Lord Danvers bat darum, dass Sie ihm vor dem Dinner bei einem Glas Wein im Salon Gesellschaft leisten.«
»Ja, bitte«, antwortete Arabella, die froh war, dass sich ihre Haushälterin so prompt bereit erklärte, ihr zu helfen.
Anschließend machte Arabella sich frisch und wählte ihr strengstes Kleid zum Abendessen. Ihr Kleiderschrank war nicht unbedingt reich bestückt, und die meisten Sachen darin waren längst aus der Mode und recht abgetragen. Allerdings hatte sie zur Eröffnung des Instituts in mehrere sehr modische Gewänder investiert, um Eindruck auf die wohlhabenden Eltern ihrer Schülerinnen zu machen. Schließlich erwarteten die, eine vorbildliche Lady zu sehen.
Als sie einen Blick in den Standspiegel warf, war Arabella jedoch ziemlich unzufrieden mit sich. Ihr dunkelblaues Empire-Seidenkleid mit den langen Ärmeln und dem hochgeschlossenen Kragen verbarg ihre Reize zwar so gut es ging, aber leider ließen ihre geröteten Wangen keinen Zweifel daran, wie sehr sie die Aussicht auf einen Abend in Gesellschaft Seiner Lordschaft erregte.
Wie armselig ihr Leben geworden war, dass sie sogar seine Gegenwart als eine erfreuliche Bereicherung empfand! Oder freute sie sich lediglich darauf, dem überheblichen Lord zu beweisen, dass sie ihm sehr wohl gewachsen war und all seine Verführungskünste bei ihr versagten?
Bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Ja, sie hatte fest vor, ihn gleich heute Abend in, seine Schranken zu weisen. Sie spielte sein Spiel mit, um zu gewinnen.
Um ihre Nerven zu beruhigen, holte sie tief Luft, bevor sie aus ihrem Schlafgemach trat, um sich bestens gewappnet in den Brautwerbekrieg zu begeben.
Als sie unten beim Salon ankam, wartete Simpkin vor der Tür auf
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