Süßes Spiel der Sehnsucht
sie. Der grauhaarige, überaus förmliche Butler schenkte Arabella den Anflug eines verschwörerischen Lächelns, ehe er vor ihr in den Salon trat und sie ankündigte. »Miss Loring, Mylord Danvers.«
Marcus stand auf, als sie hereinkam, musterte sie von oben bis unten, sagte jedoch kein Wort zu ihrer sehr strengen Aufmachung. Stattdessen begrüßte er sie lediglich höflich. »Willkommen, meine Liebe. Es freut mich, dass du mir Gesellschaft leisten magst.«
Sie sah ihn fragend an, weil sein onkelhafter Ton sie wunderte. Dann aber begriff sie, dass er sie vor den Bediensteten absichtlich wie sein Mündel behandelte und sonst nichts.
»Komm und setz dich zu mir«, fügte Marcus hinzu und zeigte auf das Kanapee, dessen Goldbrokatbezug schon bessere Tage gesehen hatte.
Arabella zögerte, weil sie ungern so nahe bei ihm sitzen wollte. In seinem blauen Abendrock sah er verteufelt gut aus. Die weiße Satinkniehose schmiegte sich an seine athletische Figur, und eine raffiniert gebundene Krawatte betonte seine kantigen maskulinen Züge aufs Vorteilhafteste.
Arabella bedauerte, dass ihr Puls zu rasen begann, kaum dass sie Marcus' Bitte folgte und sich so weit wie möglich von ihm weg auf das Kanapee setzte. Als Marcus Platz nahm, wehte ihr ein angenehmer Hauch zitronigen Eau de Colognes entgegen. Offenbar hatte er sich für den Abend frisch rasiert, was höchst verstörend war, da es wohl bedeutete, dass er heute Abend ernsthaft um sie zu werben gedachte.
»Das wäre dann alles, bis das Dinner serviert wird, Simpkin«, sagte Seine Lordschaft, nachdem der Butler ihnen beiden Madeira eingeschenkt hatte. »Sie dürfen die Tür hinter sich schließen.«
Arabella verbarg ihre Sorge und signalisierte Simpkin mit einem kurzen Nicken, dass sie leider nichts gegen die Anweisungen Seiner Lordschaft tun konnte. Lord Danvers machte also gleich zu Anfang ihren schönen Plan zunichte, so wenig wie möglich mit ihm allein zu sein. Und noch bedauerlicher war, dass sie sich der Nähe seines geschmeidigen, starken Körpers viel zu bewusst war.
»War es nötig, Simpkin hinauszuschicken?«, fragte sie, sobald der Butler sich zurückgezogen hatte. »Es ist recht unziemlich, dass wir ganz allein sind. «
»Unsinn«, entgegnete Marcus gelassen. »Es ist nichts Unziemliches dabei, wenn ein Vormund ein Glas Wein mit seinem Mündel trinkt. Und außerdem ist es notwendig, dass wir allein sind, da ich ein wenig Privatsphäre brauche, um dich zu umwerben.«
Ihr fiel keine passende Erwiderung ein, deshalb nippte Arabella an ihrem Wein und gab sich Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen, denn er schmeckte unangenehm bitter. Gleichzeitig musste sie allerdings auch ihren Triumph verbergen, denn Mrs. Simpkin war es gelungen, das Getränk ungenießbar zu machen, wie sie es besprochen hatten.
»Was unsere Wette angeht«, begann Arabella. »Ich habe nachgedacht, und vielleicht sollten wir einige grundlegende Regeln vereinbaren.«
»Regeln?«
»Nun, Grenzen wäre wohl der treffendere Ausdruck. Wir sollten uns einigen, welches Verhalten erlaubt und welches nicht erlaubt ist. um sicherzugehen, dass Sie sich an die Richtlinien einer angemessenen Werbung halten, Mylord.«
Marcus schenkte ihr ein verhaltenes, aber überaus charmantes Lächeln. »Was die Grenzen betrifft, hast du noch nie gehört, dass im Krieg und in der Liebe alles erlaubt ist?«
Zu ihrem Leidwesen ertappte Arabella sich dabei, wie sie auf seinen Mund starrte. »Sie wissen sehr wohl, dass unsere Wette nicht das Geringste mit Liebe zu tun hat. Aber da Sie es schon ansprechen, mich treibt vor allem die Sorge um, ob ich darauf vertrauen darf, dass Sie zu keinerlei unlauteren Listen greifen.«
»Du kannst, weil Wetten einem Ehrenkodex unter Gentlemen unterliegen. Meine Ehre setzt mir mithin klare Grenzen. «
Sie konnte nicht umhin zu schmunzeln. »Wie beruhigend.«
»Das sollte dich keineswegs beruhigen«, bemerkte Marcus. »Der Kodex gewährt mir einen recht großen Spielraum.« Er lachte leise, als er ihre sorgenvolle Miene sah. »Keine Angst, meine Liebe. Ich werde nichts tun, was du nicht willst,
Arabella schluckte. »Sie werden feststellen, dass ich gar nichts will. «
»Wir werden sehen. Was nun die Regeln betrifft, nehme ich dich beim Wort. Du sichertest mir zu, mir eine Chance zu geben, die Wette zu gewinnen. «
»Ja, aber aus meiner Zustimmung, mich von Ihnen umwerben zu lassen, folgt nicht notwendig, dass ich es Ihnen leicht mache.«
»Nicht notwendig, da stimme ich
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