Süßes Spiel der Sehnsucht
anderen.«
Eleanor schien gänzlich unbeirrt. »Es kann nicht sein, dass du Marcus uninteressant findest. Was Witz und Charme angeht, über-trifft er meine gegenwärtigen Verehrer bei weitem. « Da Arabella nichts darauf sagte, redete Eleanor weiter. »Ich gestehe, dass mich meine gegenwärtigen Beaux zu Tode langweilen. Sie sind so schrecklich fade! Entweder sie oder verschlagene Mitgiftjäger umgarnen mich, die zugegebenermaßen um einiges unterhaltsamer sind. Allerdings sind Letztere viel zu gefährlich, um sich auch nur zum Spaß mit ihnen einzulassen.«
»Deinen Bruder finde ich nicht im Mindesten langweilig«, gestand Arabella.
Wieder sah Eleanor sie wissend an. »Obwohl er bei einigen in dem Ruf steht, ein Lebemann zu sein, ist Marcus gar nicht so verwegen - nicht schlimmer jedenfalls als andere Adlige. Vielleicht hast du Gerüchte über seine früheren Geliebten gehört, aber ich versichere dir, dass er an keiner von ihnen sonderlich interessiert war. «
»Und ich versichere dir, dass mir seine Liebschaften nichts bedeuten«, sagte Arabella.
»Das ist auch klug.« Zum ersten Mal wirkte Eleanor geradezu wehmütig. »Ich löste meine erste Verlobung, als ich herausfand, dass mein Bräutigam eine Geliebte hatte. Trotzdem frage ich mich seither manchmal, ob ich nicht einen schrecklichen Fehler gemacht habe. Ich möchte nicht, dass du denselben Fehler begehst und ihn für den Rest deines Lebens bereust, Arabella.«
Arabella sah sie nur höflich fragend an, was Eleanor jedoch nicht zu bemerken schien. Die blickte nun nämlich gedankenverloren zum Fenster hinaus. »Marcus war sehr verständnisvoll, selbst als ich meinen zweiten Verlobten davonjagte. Ich weiß nicht, was ich als Kind ohne ihn getan hätte. Unsere Eltern waren nicht sehr ... warmherzig. Wie freute ich mich immer, wenn er in den Ferien nach Hause kam! «
Plötzlich schüttelte sie den Kopf und wandte sich mit einem strahlenden Lächeln wieder Arabella zu. »Aber genug von mir. Schließlich bin ich wegen dir und Marcus hier. Ich glaube, dass er hingerissen ist von dir, denn nichts sonst könnte ihn verleiten, auf einmal an Heirat zu denken.«
»Möchtest du eine Tasse Tee, Eleanor? «, fragte Arabella, die dringend das Thema wechseln wollte.
Eleanor verstand den Wink und lachte. »Ja, sehr gern. Ich fühle mich schon ganz ausgetrocknet. Und ich verspreche, dich vorerst nicht mehr damit zu bedrängen, dass du meinen Bruder heiraten solltest.«
Sie wartete, während Arabella nach dem Butler läutete und ihnen Tee bestellte. Nachdem Arabella sich wieder gesetzt hatte, fuhr Eleanor munter fort: »Ob du Marcus nun heiratest oder nicht, ich hoffe, wir können Freundinnen werden. «
Arabella lächelte warmherzig. »Das würde mich sehr freuen, wenngleich ich bezweifle, dass Lady Beldon angetan wäre. «
»Ach, keine Sorge, mit Tante Beatrix werde ich schon fertig«, versicherte Eleanor. »Bitte, versprich mir, dass du mich in London besuchen kommst.«
»Ja, das tue ich gern. Ich habe selten Gelegenheit, in die Stadt zu fahren, es sei denn als Anstandsdame für unsere Schülerinnen. Dann und wann nutzen wir gesellschaftliche Anlässe, um sie ihr Auftreten üben zu lassen.«
»Dann bring sie doch einfach mal zum Tee ins Haus meiner Tante.«
»Eine solche Einladung würde sie verzücken«, sagte Arabella.
»Und ich hoffe, du denkst noch einmal über den Antrag meines Bruders nach ... « Als Arabella sie warnend ansah, hob Eleanor beide Hände. »Aber ich werde nichts weiter dazu sagen. Also, erzähl mir von eurem Institut. Ich finde es faszinierend, dass du einen solchen Schritt gewagt hast. «
Die nächste Stunde erzählte Arabella ihr von der Schule, beantwortete unzählige Fragen und nahm Eleanors Angebot dankbar an, ihr Institut in j eder erdenklichen Weise zu unterstützen. Für den Rest ihres Besuchs verzichtete Eleanor darauf, ihren Bruder nochmals zu erwähnen, und als sie sich verabschiedete, erinnerte sie Arabella lediglich an deren Versprechen, sie zu besuchen.
Arabella war erleichtert, ihren Standpunkt nicht weiter verfechten zu müssen. Die Begegnung mit Marcus' schöner Geliebten gestern Abend hatte sie endgültig von der idiotischen Vorstellung kuriert, ihr Herz noch einmal aufs Spiel zu setzen. Dennoch war es kein Thema, das sie mit seiner Schwester bereden wollte, ganz gleich, wie bezaubernd und nett sie Eleanor fand.
Aber auch mit ihren Schwestern konnte sie nicht darüber reden, denn dann müsste sie gestehen, wie
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