Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
Pennys.
»Ach, eines noch …«
Meine Augen brannten vor unvergossenen Tränen, als ich wi e der zu ihm aufblickte.
»Das Herz auf dem Boden, drüben im anderen Zimmer. Es glüht.« Ein hässliches Lächeln spielte auf seinen Zügen. »Vie l leicht solltest du dich mit dem Nachdenken ein bisschen beeilen. Denn, Jezebel, eines garantier ich dir, was auch immer die Erinnye von dir will, mit Sex wird es ganz sicher nichts zu tun haben.«
Scheiße.
»Wenn es dir endlich dämmert, ruf einfach meinen Namen. Ciao, Baby.« Daun zwinkerte mir zu und war im nächsten Moment in einer Schwefelwolke verschwunden.
Ich rieb mir mit dem Handrücken die Tränen weg. Für mein Selbstmitleid wegen der Sache mit Paul würde ich später noch genügend Zeit haben. Vielleicht. Jetzt musste ich erst einmal über meine unmittelbare Zukunft nachdenken. Während ich verzweifelt auf meiner Lippe herumknabberte, fragte ich mich, was ich nun tun sollte.
M ögli chkeit A: Alekto und Daun einfach sagen, sie sollen sich verpissen. Aber das hieß auch, Meg in der Hölle verrotten zu lassen. Und ganz egal, wie wütend oder verwirrt ich darüber war, dass sie ihre Pflicht der Freundschaft vorgezogen hatte, so war sie mir doch nach wie vor wichtig. Möglichkeit A bedeutete, mich ein Leben lang fragen zu müssen, welche Folter Meg wohl erdulden musste. Lebenslange Schuldgefühle überließ ich lieber anderen; ich für meinen Teil machte gern einen großen Bogen darum. Schuldgefühle waren Gift für den Teint.
Möglichkeit B: Mich darauf einlassen, mit Alekto zurück in die Hölle zu gehen – aus welchem Grund auch immer sie wollte, dass ich das tat. Dort die Wahrheit über Meg herausfinden. Und mich selbst unvorhersehbaren Qualen, Boshaftigkeiten und allumfassendem Elend ausliefern, und das auf unbestimmte Dauer und vermutlich sogar noch länger. Nee danke. Da passe ich!
Möglichkeit C: Mich darauf einlassen, mit Daun in die Hölle zurückzukehren. Auf der Pro-Seite: Sex. Auf der Kontra-Seite: …
Hall o , Kontra-Seite?
Naja, flüsterte eine Stimme, die sich immer noch entsetzli ch nach Meg anhörte, du müsstest Paul verlassen.
Aber ich li ebe ihn.
Du glaubst, er liebt dich? Ich hörte Dauns Lachen in meinem Kopf. Denk drüber nach. Wenn du dich seinetwegen schämst für das, was du bist, dann solltest du sogar sehr genau drüber nachdenken.
Warum wehrte ich mich überhaupt gegen Dauns Avancen? Mal abgesehen natürli ch von dieser Sache mit der ewigen Ve r dammnis. Und nicht einmal das stand fest; wie Daun richtig bemerkte, hatte Lillith sich einst in einen ster bli chen Dämon verwandelt.
Warum also nicht auch ich?
Ich schnappte mir einen Zipfel des Lakens und hielt ihn mir unter die Nase, um daran zu schnuppem. Ich wollte Pauls Geruch auf der Baumwolle riechen, wollte ihn neben mir spüren. Aber ich roch nichts als Weichspüler.
Dachte Paul vielleicht gerade an mich? War er noch immer w ü tend? Hatte er mir verziehen?
Ich wünschte mir, seine Stimme zu hören.
Liebte er mich noch?
Ich griff nach dem schnurlosen Telefon, das auf dem Nachttisch lag, und wählte die Kurzwahlnummer, die mich mit Pauls Pol i zeiwache verband. Selbst wenn er noch wütend auf mich war, musste ich mit ihm reden, um ihm zu sagen, dass es mir leid tat .
Und falls er immer noch genauso wütend war und mir sagen würde, ich solle zur Hölle fahren, dann würde ich seinem Vo r schlag vermutlich folgen.
Doch ich hatte kein Glück. Der diensthabende Polizist erklärte mir, dass Paul zurzeit nicht zu erreichen sei; er wolle ihm aber ausrichten, dass ich angerufen hätte. Ich wünschte dem Sergeant einen schönen Tag, während ich insgeheim hoffte, er möge im unpassendsten Moment eine Durchfallattacke erleiden. Dann wählte ich Pauls Handynummer und geriet an die Mailbox. Na, immerhin bekam ich seine Stimme zu hören.
Merke: Wünsche in Zukunft präziser formulieren.
»Hi«, sagte ich nach dem Piepton. »Ahm. Ich wollte dir nur s a gen, dass ich an dich denke. Und. Ahm. Das mit gestern Abend tut mir leid. Ahm, ich bin zu Hause. Zumindest noch ’ne Weile. Ich hoffe, du rufst mich an. Ich liebe dich. Tschüss.«
Ein Ausbund an Redegewandtheit war ich nicht gerade.
Wo steckte er wohl gerade? War es nicht noch ein bisschen früh, um die Welt zu retten? Wartete er mit den Heldentaten nicht für gewöhnlich bis nach dem Mittagessen?
Vielleicht war er ja anderweitig beschäftigt. Vielleicht hatte er mir eine Nachricht hinterlassen.
Ein kurzer Rundgang durch
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