Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
aufreißen konnte, bevor ich mich von selbigem Arschloch verabschiedete. Vielleicht …
Das Lachen einer Frau drang zu mir nach draußen, ein Geräusch so voll wie frisch gepflücktes pralles Obst.
Ich runzelte die Stirn und drückte mein Ohr gegen die Tür. Vielleicht hatte ich ja den Fernseher angelassen?
Nein, das da war Pauls Stimme, ziemlich dumpf zwar, aber doch eindeutig seine Stimme.
Mein Brustkorb kam mir plötzlich zu eng vor, und irgendetwas setzte sich in meinem Hals fest. Ich schluckte schwer und horchte weiter, in der Hoffnung, mich zu irren, obwohl ich wusste, dass dies nicht der Fall war.
Weder ein Lachen, gefolgt von einer weiblichen Stimme, die gurrende Laute von sich gab. Und dann Paul, der laut stöhnte …
»Mach die Tür auf«, sagte ich zu Angel.
»Jesse Harris, das wäre …«
»Du machst jetzt diese Scheißtür auf«, wiederholte ich mit einer Stimme wie ersticktes Knurren. »Sofort.«
Entweder mein unnachgiebiger Tonfall oder mein dämonisches Naturell musste den Cherub davon überzeugt haben, sich besser nicht mit mir anzulegen, denn sie antwortete nur: »Schon g e schehen.«
Ich warf die Tür auf und stürmte hinein. Und mitten im Woh n zimmer, auf dem billigen IKEA-Sofa, das beinahe auseinande r fiel, von dem Paul sich aber nicht trennen konnte, lag Paul höchstpersönlich, das Hemd aufgeknöpft, sodass es an ihm herabhing wie ein totes Etwas, den Kopf in den Nacken gelegt, allerdings nicht weit genug, als dass mir sein glückseliges L ä cheln entgangen wäre, Pauls Bauch, Brust und Schultern schimmernd von Schweiß und Kratzern, die nicht von mir stammten, Paul, laut stöhnend, Paul, bestiegen von einer anderen Frau.
Paul mit irgendeiner dahergelaufenen, schmuddeligen, schwanzlutschenden, eitrig verseuchten, weißarschigen Drecksschlampe. Und schwer damit beschäftigt, sich um den Verstand zu vögeln.
Hier. Und jetzt. Und direkt vor meinen Augen.
Während sie meinen Liebhaber vögelte, hatte sie mir den Rücken zugekehrt. Ihr Körper bewegte sich geschmeidig, wie ein re i ßender Strom. Sie machte eine Bewegung, er folgte ihr. Ihr Arsch hob sich, und Pauls Leistengegend zog mit; dann landeten sie wieder, ihr Arsch und seine Leiste, verbunden wie in einer ch i nesischen Fingerfalle. Ihre nackte blasse Haut glänzte, benetzt von Schweißperlen. Seine Jeans und seine Unterhose hingen ihm um die Fußgelenke – vergessen. Der Geruch ihrer Geschlechter erfüllte den Raum, erfüllte meine Nase, bis ich nur noch ihren Körper auf seinem riechen konnte.
Ich musste ein Geräusch von mir gegeben haben. Und das, o b wohl mir das Blut in den Ohren rauschte, sodass ich nichts a n deres hören konnte als dieses irrwitzige bumm! bumm! bumm! meines Herzens, das in meiner Brust zu explodieren drohte. Ich musste ein Geräusch gemacht haben, denn sie wandte sich um und sah mich über ihre nackte Schulter hinweg an.
Und grinste.
Herr in der Hölle, das bin ich.
Das ist mein Gesicht. Meine großen grünen Augen, die vor Schalk und Vergnügen funkeln. Mein Mund, breit grinsend und mit einem leichten Überbiss. Meine runden Wangen, mein spi t zes Kinn. Mein schwarzes, lockiges Haar, das sich von keiner Bürste zähmen lässt. Das ist mein Körper, der da auf Paul draufsitzt und ihn mit den Beinen umklammert.
»Hi, Jesse«, sagte sie, dieses beschissene Lächeln noch immer im Gesicht.
Meine Stimme.
Meine Zwillingsschwester.
Caitlin Miststück Harris.
In meinen Ohren machte es plopp, und meine Sicht verengte sich zu einem roten Punkt, der geradewegs auf ihr Grinsen gerichtet war. Genau, immer auf das Grinsen konzentrieren. Immer schön die Zähne im Bli ck halten. Weil ich dir deine elenden Zähne nämlich aus deinem beschissenen Kopf schlagen werde, du rumhurende Ausgeburt von einer Schwester.
Ich war gerade mal zwei Schritte vorwärts gekommen, als ihre Macht mich mit voller Wucht traf und zurückschleuderte. Hitze, die knisternd durch mich hindurchfuhr und mich in ein tobendes Inferno stürzte. Ich schrie, als meine Eingeweide aufkochten und meine Knochen schmolzen, schrie, als der Gestank von ve r kohltem Fleisch meine Nase attackierte, schrie, bis das Geräusch mit einem Stöhnen abriss, als mein Körper gegen die Wand knallte.
Ich bin festgepinnt.
Ich kann mich nicht bewegen.
Unheilige Hölle, ich kann nicht mal denken.
»Besser«, sagte Caitlin. »Ich habe gern Zuschauer. Sukkubi -eine Aktive und eine Ehemalige. Wie entzückend.«
Den Bück weiterhin auf mich gerichtet,
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